Mittelmeer-Region: Termessos – Side – Antalya - Seite 3

Golfen in der eigenen Geschichte

Antalya – Sie wählten Rosen, Marmeladen und Touristen.

Antalya, Hadrians-Tor, Türkei
Antalya, TürkeiVor Sides Haustür liegt ein wahrlich großer, schöner Sandstrand (wie der nebenstehende von Antalya), der heute viel Geld in die Kassen der Einwohner spült, früher aber mit seinen Anspülungen im Hafen der antiken Stadt für dauernden Ärger sorgte und dann unter den Seldschuken sogar zum Verlust der Stellung Sides als wichtigste See- und Handelsstadt der Region führte und diese an Adalya, das heutige Antalya, abgeben musste.

„Das ist wie der Hafen von Side“ hört man noch heute, spricht man in der Türkei wie bei uns unter Annrufung des geplagten „Sisyphos“ über vergebliche Arbeit.

1 Million Einwohner, 1,5 oder gar 2 Millionen, man weiß es nicht so genau, Antalya auf jeden Fall ist eine heute große Stadt. Besiedelt wurde das Gebiet um Antalya von den Achäern aus Griechenland bereits im 12. Jh. v. Chr. Gegründet wurde Antalya dann im Jahre 158 v. Chr. von König Attalos dem II. von Pergamon, der, erschöpft von zahlreichen Versuchen, Side einzunehmen, sich für die leichtere Option einer Hafenstadt entschied, die zudem auch nicht unter der ständiger Verlandung des Hafens wie Side litt.

Antalya, TürkeiIhre Blütezeit hatte Attaleia unter römischer Herrschaft und im Jahre 25 v. Chr. wurde sie zur Hauptstadt der römischen Provinz Pamphylia. Biblischen Quellen zur Folge besuchten auch die Apostel Paulus und Barnabas um 45 n. Chr. die Stadt und hinterließen zahlreiche Spuren, von denen aber nur wenige bis heute erhalten geblieben sind. Eine Kirche aus dem 5. Jahrhundert läßt sich belegen, die heutige Kesik Minare Camii. 130 besuchte Kaiser Hadrian Attaleia, woran der Hadriansbogen, das vielleicht bedeutendste Bauwerk der Stadt, erinnert.

In den folgenden Jahrhunderten wurde Attaleia fortwährend von Piraten heimgesucht, die an der Ostküste Lykiens ihr Unwesen trieben. Heute ist die Lage auch nicht besser, wird die Stadt doch alljährlich von mehr als 2,5 Millionen Touristen besucht wird, dazu kommen noch über 10.000 deutsche Dauerresidenten in der Region. Anders als die Piraten damals plündern sie nicht mehr die materiellen Schätze der Stadt und nehmen die Bewohner als Sklaven. Aber die halbjährliche bzw. Dauerbesetzung der Stadt durch den Tourismus treibt die Preise so, dass viele Einwohner heute schlecht bezahltes Prekariat der Tourismusindustrie geworden sind.

Im Jahr 1244 n. Chr. eroberten die Seldschuken Antalya und gerierten sich von nun an als „Herren über beide Meere“,  das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Dann folgenten Jahrzehnte, in denen Antalya den Kreuzrittern als wichtiger Nachschubhafen diente, bis sie um 1300 unter die Herrschaft der Sultane von Eğirdir fiel und schließlich im Jahre 1415 von den Osmanen unter Mehmet I. erobert wurde. An Stelle von Wein wurden von nun an Rosen angebaut, die bis heute in der Region ihre Bedeutung nicht verloren haben.

Im 20. Jh. fiel Antalya in einen Dornröschenschlaf, nachdem 1923 die meisten Griechen die Stadt verlassen mussten, aus dem es erst in den 70er Jahren erwachte. Neben Blumenfarmen und Baumwollfeldern erblühte in der Stadt eine vielseitige Industrie, die für einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung sorgte. Dabei stand die Marmeladenindustrie, die zeitweise Antalya den Zweitnamen „Marmeladenstadt“ gab, ganz oben auf der Liste des Bruttoinlandsprodukts der gesamten Region, bevor der einsetzende Massentourismus die eingekochten, süßen Früchtchen vom Platz eins verdrängte

Antalya, TürkeiIn den verwinkelten Gassen der Altstadt, die größtenteils oberhalb einer Steilküste liegt, kann man noch zahlreiche Holzhäuser im alten osmanischen Stil, teils aufwändig restauriert, teils kurz vor dem Verfall bewundern.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind:

Das Hadrianstor aus dem Jahr 130 v. Chr. als Triumphtor für den römischen Kaiser Hadrian auf 4 Sockeln erbaut, mit 3 Torbögen und mit Ornamenten geschmückten Pfeilern, kann man auf beiden Seiten keine Front ausmachen. Insgesamt hat das „Tor“ weniger den Charakter eines Stadttores als vielmehr den eines römischen Triumphbogens. Die beiden Türme links und rechts des Baus sind verschieden, der linke ist aus römischer Zeit, der rechte wurde unter Sultan Kai Kobad I. (1219- 1238) erbaut.
Der Zitadellenturm – Hıdırlık Kulesi – östlich des Hafens gelegen aus römischer Zeit, bietet er einen atemberaubenden Ausblick und bei Sonnenuntergang ein unvergessliches Farbenschauspiel.

Antalya, TürkeiDas Kannelierte Minarett – Yivli Minare – 38 m hoch, erbaut 1219 unter dem mächtigen Seldschukenherrscher Allaeddin Kaykobat I.
Die Tekeli Mehmet Paşa Camii – Camii = Moschee – wurde im 16 Jh. unter Tekeli Mehmet Paşa erbaut, heute eines der wichtigsten religiösen Zentren der Stadt. Freitags werden hier nach dem Mittagsgebet die kürzlich Verstorbenen in grünen Tüchern umhüllt aufgebahrt.
Kesik Minare – Das „abgebrochene Minarett“. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein Rundtempel aus dem 2. Jh. n. Chr., welcher dem ptolemäischen Gott Sarapis geweiht war. Im 5. Jh. entstand auf dessen Grundmauern die Panagia Kirche, die im 13. Jh. von den Seldschuken in eine Mosche umgebaut wurde. Zu dieser Zeit entstand auch das damals noch unversehrte Minarett. Die Moschee, sowie die Spitze des Minaretts fielen im Jahre 1851 einem Großbrand zum Opfer.

Im Westteil der Stadt, am Fuße eines antiken Siedlungshügels, liegt die römische Arapsu-Brücke. Sehenswert und immer einen Besuch wert ist auch das Archäologische Museum von Antalya.

So schön und so sehenswet die Altstadt auch ist, Antalya ist für klassische Badeurlauber vielleicht noch schön, wegen des Strandes und der Sonne. Für andere Urlauber, die mehr an der Kultur dieses Landes interessiert sind, ist Antalya wichtig wegen seines riesigen Busbahnhofes, von dem aus man so ziemlich jede Stadt und jede Region der Türkei erreichen kann. Meistens fahren die Busse – die Türkei ist kein Eisenbahnland – auch die Überregionalbusse in kurzen Zeitabständen zu den gleichen Zielen. Die kleines Dolmuş, sprich: Dolmusch, die man für Fahrten in die nähere Umgebung benutzt, fahren nicht nach Fahrplan, sondern halten auf Handzeichen, wenn noch ein Platz frei ist.

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