Binz

Das Seebad auf Rügen

Weißer Strand. Weiße Villen. Weiße Felsen.

binz (132)Binz ist das größte Seebad auf der Insel Rügen. So lautet eine schlichte Beschreibung, die aber auch ganz anders ausfallen könnte, ginge man ein wenig in die Tiefe. Den großen Unterschied macht, in welcher Zeit man auf die große Ostseeinsel kommt und wo man in Binz wohnt. In der Hauptsaison wird es voll.

An Wochenenden, auch in der Nebensaison, können bei guter Wetterlage schon mal halb Hamburg und Berlin hier aufkreuzen.
Weil viele Jugendliche und jüngere Menschen aus den Großstädten kommen, sieht man im Hauptabschnitt des Strandes dann viel Volleyball und Handtuch Cliquen; man läuft ja nicht so gerne weit weg vom gewählten Strandpavillon. Von denen gibt es einige in Binz, so ziemlich alle paar hundert Meter.

Da der Strand aber recht lang und breit ist, etwa fünf Kilometer lang und bis zu 50 Meter breit, an dem parallel dazu die Strandpromenade mit Gastronomie und Hotels verläuft, verträgt er die Wochenend-Besucher einigermaßen unbeschadet. Die Hauptsaison sieht da natürlich anders aus.

Binz - Rügen - Mecklenburg-VorpommernOb Sie im Zentrum der kleinen Stadt wohnen, oder an den Rändern, macht einen enormen Unterschied.

Richtung Süden, wo Sie auch das Grand Hotel Binz finden, wird es schnell generell etwas teurer bei den Unterkünften und damit auch ruhiger am Strandabschnitt.

Richtung Norden finden Sie zur Zeit noch ein paar Kilometer Strandabschnitt mit sehr wenig „Traffic“, was aber wohl demnächst vorbei sein wird. Denn wenn die Verwaltung und die Investoren mit dem Ausbau von Prora, dem ehemaligen (KdF)- Kraft durch Freude-Seebad Rügen der Nationalsozialisten weiterhin ernst machen, wird dieser herrliche Strandabschnitt wohl zu eben genau einem solchen Gedränge, wie in Antalya oder Benidorm oder wie sonst wo in einem der verheerenden Urlaubszentren in Europa.

Die Stadt Binz wird Prora auch nicht verkraften, ist sie doch heute schon völlig überlastet in der Hauptsaison. Warum man sich mal wieder des lieben Mammons wegen für diesen Ausbau des über vier Kilometer langen architektonischen Wahnsinns der Nazis entschieden hat, obwohl jeder die Konsequenzen kannte, ist nicht nachzuvollziehen und sollte mindestens mit der Abwahl der politisch Verantwortlichen vergütet werden.

Prora - Rügen - Mecklenburg-Vorpommern

Binz - Rügen - Mecklenburg-VorpommernBinz - Rügen - Mecklenburg-VorpommernUnverständlich ist die neuerliche Nutzung des Prora-Kolosses, der ab 1937 zum größten und modernsten Seebad Europas ausgebaut werden sollte, schon allein dadurch, weil Binz ein wirklich schönes, echtes Kleinod ist. Das Seebad ist als Urlaubsort für seine prächtige Bäderarchitektur aus zahlreichen weißen Villen, das verborgen im ungebenden Wald liegende Jagdschloss Granitz, den langen, feinen Sandstrand und die umgebende Natur mit herrlichen Wäldern, weiten Feldern und natürlich wegen der berühmten Kreidefelsen bekannt.

Schon 1318 wurde der Ort erstmals als Byntze in einer Steuererhebung der Grafschaft Streu erwähnt, war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach Teil des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648, also nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde Rügen und somit auch der Ort Binz ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Jahr 1815 kam Binz als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern.

Um das Jahr 1870 wurden sage und schreibe ganze 80 Badegäste im Jahr gezählt. Das besondere an der Entwicklung des Seebades war, dass in Binz – wie auch in anderen Badeorten an der Ostseeküste, etwa Heiligendamm und Kühlungsborn –  Ende des 19. Jahrhunderts keine großen Hotels, sondern Logierhäuser im Villenstil der sogenannten Bäderarchitektur entstanden. Herrlliche Villen mit wunderschönen Balkonen und Terassen, großen Fenstern, Erkern und Türmchen, vielleicht manchmal ein wenig zu verspielt im Gründerzeit- und Art Deco-Rausch.

Der Zeitgeist des ausgehenden 19. Jarhunderts, ganz geprägt von der Faszination der Technik und der Großzügigkeit des neuen Reichtums, den man den Häusern in ihren Ausmaßen und Ausstattungen ansehen sollte, hat sicherlich in Binz beide Hände angelegt.
Vom ostentativen Stolz der neuen Eigentümer legen bis heute zahlreiche Namen der Villen Zeugnis ab, die die Namen des Eigentümers, meist aber den Vornamen der Frau des Erbauers an Giebel und Fassade zeigen; bei einigen trat später der nationalistische Stolz an die Stelle des Bürgertums und wandelte die Namen zu „Germania“ und deren zahllose Gottheiten und mystischen Figuren.
Steht man dann vor „Baldur“ und „Freya“ kann man schon recht froh sein, dass man nur noch leicht schmunzeln muss, die grausame Geschichte, die mit jener Zeit nach Dreiunddreißig verbunden ist, hier aber nicht mehr durchscheint.

Golferinnen und Golfer, die beides, Landschaft/Städte und Golfen miteinander verbinden möchten, finden in unserem Artikel: Reisen und golfen in Mecklenburg-Vorpommern weitere Informationen.

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