Sardinien: Land und Leute

Was Sardinien wirklich ausmacht.

Insel der fünf Winde.

Landschaft, Sardinien

Sardinien ist mit einer Größe von 24.090 Quadratkilometern die zweitgrößte Insel des Mittelmeers. Die auf Sardinien wohnenden anderthalb Millionen Menschen werden von etwa der doppelten Menge an Schafen übertroffen. Raue und zerklüftete Bergwelten, türkis glitzerndes Meer, karibisch anmutende Buchten mit weißen Sandstränden – das alles ist Sardinien. Trotz der vielen fremden Einflüsse hat es sich über Jahrhunderte seinen eigenen Charakter und seinen unverwechselbaren Charme bewahrt. Es braucht nicht lange und es wird einem klar – Sardinien ist anders, ganz anders!

Nuraghe, Sardiniensardinien (32) sardinien (90)Während die Hauptstadt Cagliari sowie die zweitgrößte Stadt Olbia an der Küste liegen, findet man im Landesinneren eher kleine verträumte Städtchen und Dörfer. Hier entdeckt man das wahre Sardinien. Mancherorts meint man eine Zeitreise in längst vergangene Jahrzehnte zu machen.

Da Sardinien sehr bergig ist, wirken viele der kleinen, in steile Berghänge gebauten Bergdörfer, die man besonders in der Ogliastra, der mittleren Ostküste findet, fast unwirklich. Schmale Gassen und immer wieder alte, leerstehende Häuser bestimmen das Stadt- oder eher das Dorfbild dieser Ortschaften. Die älteren Männer, meist mit dem “Beretto”, der typisch sardischen Cordkappe, stehen an der Piazza in Gruppen zusammen und erzählen sich die neuesten Dorfgeschichten. Auch dieses Bild ist, trotz seiner Klischeehaftigkeit, aus keiner Ortschaft, ob Küste oder Inland, wegzudenken.

Zwischen 13.00 und 17.00 herrscht “Mittagspause”. In dieser Zeit steht selbst in den größeren Städten das Leben still. Sollten Sie also vorhaben, in dieser Zeit einzukaufen oder essen zu gehen – vergessen Sie es! Die Straßen sind wie ausgestorben. Man hört lediglich Tellergeklapper oder laute Gespräche aus den Häusern.

A propos laut – in dieser Hinsicht unterscheidet sich der Sarde nicht von den “Continentali”, wie er die Italiener vom Festland nennt. Normale Gespräche finden in einer Lautstärke und Hektik statt, die einer Massenpanik im Einkaufszentrum bei uns gleicht.

Mirto, das typisch sardische Gewürz

Die Sarden sind ein sehr stolzes und gleichzeitig sehr gastfreundliches Volk. Wird man z.B. zum Essen eingeladen, kann man sich auf einen reich gedeckten Tisch freuen. Denn auch hier unterscheidet man sich nicht vom Rest Italiens. Essen gleicht einer Zeremonie. Hierbei steht der Genuss im Vordergrund und geniessen heißt Zeit mitbringen. Wer glaubt, dass nach der Pasta Schluss ist, hat sich gehörig geschnitten! Ein normales Essen beinhaltet mindestens drei Gänge und kann gut und gerne zwei Stunden dauern. Daher wird man im Restaurant auch ungläubig angeschaut, wenn man, wie wir es gewohnt sind, nur ein Gericht bestellt.

Klima

Sardsinien SardinienSardinien ist durch seine Lage im Thyrrenischen Meer vom mediterranen Klima verwöhnt. Grundsätzlich kann man sagen, dass es an der Küste immer etwa fünf Grad wärmer als im Inland ist. Die Durchschnittstemperatur liegt im Sommer zwischen 25 und 30 Grad und im Winter bei etwa 10-15 Grad. Wobei es bei gutem Wetter im Winter auch gerne mal 20 Grad und mehr in Küstennähe haben kann. Im Frühjahr offenbart sich dem Besucher die blühende Natur in den schönsten Farben und ist mit etwa 20 Grad auch von der Temperatur her gut verträglich.

Im Hochsommer verändert sich das Landschaftsbild durch die große Hitze. Die Felder sind vertrocknet und die Flussbetten ausgetrocknet. Zu dieser Zeit herrscht auch die größte Brandgefahr! Es entstehen jedes Jahr riesige Brände, die unvorstellbar große Flächen Wald und Felder vernichten. Also größte Vorsicht mit offenem Feuer und glühenden Zigaretten. Im August herrscht Hochbetrieb an den Stränden. Denn dann hat ganz Europa Ferien. Jedoch kann man, bedingt durch die lange Küste, immer wieder eine einsame Bucht finden, die nicht überlaufen ist.

Am schönsten ist der Spätsommer bis Herbst. Die Temperatur sinkt auf durchschnittlich 20-25 Grad und die Insel erholt sich von den Touristenmassen des Sommers. Durch die große Hitze der vorangegangenen Monate kann man problemlos noch im Oktober im Meer baden. Ab November wird es dann pünktlich zur Olivenernte kühler. Die Temperaturen sinken auf etwa 10 – 12 Grad. Im Winter hat es in höheren Lagen des Inlands auch bis zu 5 Grad und weniger. Dann kann es in dem höchsten Gebirge der Insel, dem “Gennargentu”, dessen höchster Gipfel 1800m hoch ist, sogar schneien.

Unabhängig von der Jahreszeit wehen auf der Insel teilweise heftige Winde.

Maestrale: Der am häufigsten auftretende Wind aus Nordwesten lässt Surfer- und Windsurferherzen höher schlagen. Er beschert der Westküste die besten Surfbedingungen.
Scirocco: Er bläst heiss aus Südwest und bringt somit die Wüstenhitze Afrikas und manchmal auch Heerscharen von Heuschrecken mit auf die Insel.
Ponente: Dieser Westwind klart die Sicht auf und lässt einen atemberaubende Berglandschaften sehen. Ähnlich dem Föhn am Alpenrand.
Levante: Der Levante beglückt die Wind- und Kitesurfer der Ostküste, da er aus östlicher Richtung bläst.
Librecco: Dieser Wind beschert der Südwestküste eine gerade im Sommer gern gesehene Abkühlung, da er von Südwest kommt

Anreise

SardinienDie meisten Ferienflieger, wie z.B. Tuifly oder Air Berlin fliegen heutzutage fast täglich die zwei Flughäfen der Insel, Cagliari und Olbia, an. Mit etwas Glück kann man Flüge ab 29,- Euro bekommen und kommt in etwa zwei Flugstunden von jedem größeren Flughafen Deutschlands nach Sardinien.

Weitaus romantischer ist die Anreise mit dem Schiff. Von einem der Italienischen Häfen geht es mit der Autofähre wahlweise nach Olbia, Golfo Arranci, Arbatax oder Cagliari. Glück hat man, wenn man in Süddeutschland lebt. Von München bis zum Hafen von Livorno sind es nur etwa 700km. Die anderen Häfen sind Civitavecchia, nahe Rom, oder Genua.
Die Überfahrt dauert mit der Schnellfähre tagsüber etwa 5 Stunden und mit der Nachtfähre etwa 10 Stunden. Daher sollte man für die Nachtüberfahrt unbedingt eine mit Betten ausgestattete Kabine buchen.

Wenn man die raue See verlassen hat und langsam die Berge der Insel, die im Morgenlicht glühend am Horizont auftauchen, stellt sich ein herrliches Glücksgefühl ein. Beschaulich fährt man dann in den Hafen ein und geniesst die Ruhe, bevor die hektischen Matrosen einen mit lauten Kommandos aus dem Schiff lotsen. Dann hat man es geschafft.

Die besten Fähren-, wie auch Flugangebote bekommt man online. Bei tuifly.de und corsica-ferries.de

Sprache

Mamutones, SardinienDas alte Spiel „Sa Murra“ ähnelt, wenn man es nicht kennt, einer lautstarken Auseinanderstzung.Die Sarden selbst haben eine eigene Sprache. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Italienischen
sowie allen anderen europäischen Sprachen ist die Abstammung vom Latein, die sich allerdings im Sardischen am besten zeigt. Versucht man sich mit einem Sarden auf sardisch zu unterhalten, hilft einem das Latinum wesentlich besser als das in irgendeinem Volkshochschulkurs angeeignete Italienisch.

Wie gut, dass die Landesprache Italienisch ist. Wenn Ihr Reiseziel außerhalb der Touristengebiete liegt, sollten Sie einen Langenscheidt zur Hand haben. Man hat mehr Glück einen zurückgewanderten Gastarbeiter anzutreffen, der Deutsch spricht, als einen Italiener, ob Sarde oder nicht, der Englisch spricht.

War im 14. Jahrhundert die Amtssprache Katalan, hat sich in den Folgejahren eine Art einheitliches Amtssardisch entwickelt, welches zur Landessprache wurde.

Heute jedoch ist das Sardisch eher eine Mischung vieler Dialekte, die in verschiedenen Gegenden der Insel gesprochen werden. In Alghero spricht man beispielsweise einen katalanischen Dialekt, der noch aus der Zeit der spanischen Belagerer übrig geblieben ist, während in der Gegend um Sassari eher ein Dialekt, der dem Toskanischen und Korsischen verwandt ist, gebräuchlich ist.

Durch die verschiedenen Dialekte waren letzten Endes alle großen sardischen Schriftsteller gezwungen, auf italienisch zu schreiben.

Heutzutage läuft die sardische Sprache Gefahr auszusterben, vor allem in den Großstädten. Jedoch ist der Sarde zu stolz, seine Sprache ganz aufzugeben, gibt sie ihm doch das Gefühl der eigenen Identität.

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