Sardinien: Südküste - Seite 3

Von Cagliari an die Südost- und Südwestküste.

Die Südwestküste

Sardinien

Eine Region der Kontraste – das Naturreservat der Sinis-Halbinsel mit seinen windzerzausten, von Lagunen durchzogenen Steppenlandschaften, die von Ackerbau und Viehzucht geprägte Arborea, die Kornkammer Sardiniens, und die wunderschöne Costa Verde mit ihren kilometerlangen, einsamen Stränden. Eigentlich müsste es hier vor Touristen wimmeln, aber erstaunlicherweise ist das Gegenteil der Fall.

Sinis-Halbinsel

SardinienWeit ins Meer vorspringend bildet das Schwemmland des Tirso die Sinis-Halbinsel, ein Natur- und Tierparadies von eigentümlicher Schönheit. Flache, öde Steppenlandschaften und karge Vegetation prägen das Bild rund um die Küste, während auf den fruchtbaren Böden der Inselmitte die Landwirtschaft blüht.

Vor allem der Weinbau hat hier Tradition, von der Sinis stammt der Vernaccia, ein kräftiger, trockener Weißwein, den fast alle Bauern produzieren. Gnadenlos fegt der Wind über die flache Landschaft mit ihren weißen langen Stränden, die zu den schönsten der Westküste gehören – teils feinsandig, teils aus grobem Korallensand.

Von diesen Winden profitieren vor allem die Wassersportler; beliebt bei Surfern sind die Dünenstrände Su Pallosu auf der äußersten Nordwestspitze sowie der weiter südlich gelegene 2 km lange Is Arenas (aufgrund oft starker Strömungen mit Vorsicht zu genießen). Sämtliche Strände stehen ebenso wie die ausgedehnten Lagunenseen des Sinis unter Naturschutz: Über 55 Vogelarten sind hier zu Hause, darunter tausende der rosafarbenen Flamingos, von den Sarden liebevoll Sa Genti Arrubia, das rote Volk, genannt.

Größter Binnensee ist der Stagno di Cabras, der die Grenze zum Festland bildet und eines der fischreichsten Gewässer ganz Italiens ist. Aus dem Schilf, das den Stagno umgibt, fertigten die Fischer früher ihre Boote, die Fassonis – noch heute kann man gelegentlich Fischer in ihren traditionellen Wasserfahrzeugen beobachten. Die einzige Ortschaft am See ist das Fischerdorf Cabras, in dessen Lokalen man zum frischen Fisch den typischen Vernacchia serviert.

Neben Naturschönheiten hat die Sinis-Halbinsel auch kulturelle Zeugnisse zu bieten, allen voran die Ruinenstadt Tharros. Sie erstreckt sich am südlichen Zipfel der Halbinsel bis ins Meer und datiert vermutlich schon aus der Nuraghenkultur. Große Teile der Stadt, deren Straßen von Wasserkanälen durchzogen sind, wurden noch gar nicht ausgegraben. Besichtigen kann man lediglich das einstige Stadtzentrum und den sich nördlich anschließenden Hügel.

Oristano

Die jüngste Provinzhauptstadt Sardiniens (seit 1974), gelegen an der Mündung des Tirso, ist das Zentrum der wichtigsten Agrarwirtschaftsregion der Insel. Obst, Gemüse, Getreide, Mandeln und Zuckerrüben gedeihen hier nahezu im Überfluss. Auch Oristano wurde lange Zeit von den Spaniern beherrscht, denen im 14./15. Jh. vor allem die Richterin Eleonora von Arborea erbitterten Widerstand leistete, wofür sie bis heute verehrt wird.

Obschon der Tourismus in Oristano (noch) eine Nebenrolle spielt, finden Besucher hier eine gute Infrastruktur mit Restaurants, Hotels und vielen Freizeitangeboten vor. Im Übrigen ist das sympathische Städtchen durchaus schmuck – hell und freundlich, mit gut erhaltener historischer Bausubstanz und einer hübschen, großzügigen Fußgängerzone.

Den Mittelpunkt der Altstadt bildet die Piazza Eleonora, wo der berühmten Richterin ein lebensgroßes Standbild gewidmet ist. Von hier aus führt der Corso Umberto, die Flaniermeile der Stadt, zur baumbestandenen Piazza Roma, auf der sich mit Geschäften, Bars und Cafés das gesellschaftliche Leben abspielt. Wuchtiges Wahrzeichen der Piazza ist der zinnenbewehrte Turm Torre di San Cristoforo aus dem 13. Jh., damals das Nordtor der einstigen Stadtmauer.

Wer baden möchte, kann dies am 9 km westlich gelegenen Hausstrand Marina die Torre Grande: kilometerlang und sauber, von Palmen gesäumt und mit einer breiten Uferpromenade, die zum Bummeln einlädt und mit Bars und Fischrestaurants lockt.

Größtes Volksfest von Oristano und über die Inselgrenzen hinaus bekannt ist das Reiterspektakel Sa Sartiglia, dessen Wurzeln bis ins 16. Jh. zurückreichen und das traditionell am Faschingssonntag und -dienstag begangen wird. Zur Freude der Touristen, die sich aber selten im Februar hierher verirren, findet seit einigen Jahren mit der Sartigliedda Estiva eine zweite, etwas kleinere Version des Reiterkarnevals jeweils Anfang August statt.

Costa Verde

SardinienWer Ruhe und Erholung trubeligem Party-Leben vorzieht, ist an der Costa Verde goldrichtig. Über 47 km Länge erstreckt sich die weiße Dünenlandschaft entlang des smaragdgrünen Meeres zwischen Marina di Arbus im Norden und Capo Pecora im Süden. Die mächtigen Dünen sind bis zu 50 m hoch und dehnen sich weit ins Landesinnere aus; knorrige Wacholderbäume, Disteln und saftig grüne Pinien bilden die einzige Vegetation.

Unterteilt ist die Costa Verde in den stärker erschlossenen nördlichen Teil (mit Torre die Corsari) und den südlichen Abschnitt mit Scivu und Piscinas. Hier sind die Strände selbst im Sommer oft menschenleer. Mitten am Strand von Piscinas findet sich als einziges Gebäude eines der außergewöhnlichsten Hotels der Insel, das Hotel Le Dune. Es diente einst als Lagerraum für Erz, das im 19. Jh. in den Bergwerken im Hinterland abgebaut und von hier aus verschifft wurde. Nach Stilllegung der Minen jahrelang vom Sand verschüttet, wurde der Natursteinbau in der 1980er Jahren nach historischen Plänen wieder aufgebaut und zu einem stilvollen Hotel umfunktioniert. Heute ist das Le Dune ein Nationaldenkmal.

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