Alte Stadt mit hübschen, jungen Girls.
Die italienische Mama muss durchgedeht sein. Mehrmals. Am Tag. Als sie ihre Töchter derart leicht bekleidet bei neckischen Ballspielen ertappte. Und man meint, ihre hysterischen Schreie durch die Villa Roma hallen zu hören: Roberto, subito, dai. Venire qui. Avanti. Guarda, questa è tua figlia. È uno scandalo! Mama mia…und endlos so weiter, und der arme Roberto, wusste gar nicht wie ihm geschah; das weiß er ja nie.
Alles weit gefehlt. So eine italienische Urszene hat sich damals gar nicht abgespielt, gehört eher in das Repertoire der modernen Mama Italia.
Damals, als die Villa Romana del Casale gebaut wurde, man vermutet die Mitte des 3.Jhd. n.Chr., war man den Sinnenfreunden noch nicht so sehr durch christliche Moral begegnet; man kennt das ja aus dem berühmten Haus der Freude in Pompeji, wo Liebe so billig war wie Brot und alltäglich wie ein Schluck Wasser.
Hier in der spätrömischen Luxusvilla sehen wir ein hervorragendes Beispiel, das in farbenfrohen Mosaiken bildlich uns das soziale und ein Stück des privaten Lebens der Aristokratie jener Zeit veranschaulicht.
Die Mosaiken sind einzigartig und überdimensional beeindruckend. Man wird schwerlich woanders ähnliches finden. Zum Schutz der Anlage und für die extrem vielen Besucher hat man alles überdacht und mit Stegen versehen, über das man durchaus streiten kann. Aber insgesamt ist die Villa für an Mosaiken Interessierte ein überaus reiches Buch, in dem man stundenlang lesen kann.
Schwierig zu finden ist die Villa, die sich fünf Kilometer südwestlich des heutigen Piazza Armerina befindet. Zur Zeit ihrer Erbauung lag sie sechs Kilometer nördlich der Bauernsiedlung Philosophiana, zu der auch ein abendteuerlicher (Feld-) Weg führt. Die Abzweigung in Piazza Armerina befindet sich klein, versteckt genau da, wo die Viale della Liberta mit der Via Allessandro Manzoni in südlicher Richtung zusammentrifft.
Und wenn Sie dann irgendwann meinen, Sie sind falsch, weil die Straße eng wird wie ein Feldweg, dann sind Sie richtig. Für alle, die dann noch einen Rest an Nerven und Sinn für Schönheit in Mosaiken haben, überrascht die Villa dann mit traumhaften Tier- und Jagdmotiven, Motiven deren Namen allein auf der Zunge zergehen. Fischende Eroten, die Personifikation des Frühlings im Saal der Jahreszeiten, Odysseus und Polyphem, sterbender Gigant, die Hausherrin auf dem Weg in die Thermen im Umkleiderraum, gleich neben dem Turnraum und dem Frigidarium (Kaltwasserbad) sieht man neben Löwen, Esel, Stierköpfen und Jagden auf Nashörnern.
Und nicht zuletzt natürlich die berühmten Bikinimädchen. Was für eine Entschädigung!
