Ragusa - Seite 2

Ibla – Superiore – Marina.

Ragusa Ibla – Ein ganzer Stadtteil in Sizilianischem Barock.

Ragusa Superiore, Sizilien

Chiesa del Purgatorio, Ragusa, SizilienDom San Giorgio, Ragusa Ibla, SizilienAus dieser Perspektive mag man verstehen, warum der Stadtteil Ibla die Unterstadt von Ragusa bezeichnet, liegt er gleichwohl hoch auf einem Hügel. Seine neobarocke Architektur nimmt den ganzen Hügel ein, wo einst die Sikulersiedlung Hybla sich befand.

Wer sich vom Staddteil Superiore über die lange Freitreppe Ibla nähert, steht gleich hinter der Piazza Republika vor der Chiesa del Purgatorio (Santissime Anime del Purgatorio), die 1658 eingeweiht wurde und die als eine der wenigen Götteshäuser das Erdbeben von 1693 weitgehend unbeschadet überstanden hat.
In der Zeit zwischen 1740 und 1787 wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika erweitert und präsentiert sich heute in ihrer ursprünglichen Innenausstattung.

Der erste Weg im Staddteil Ibla geht normalerweise direkt zum Dom. Auf dem Weg dahin quert man den beeindruckenden Vorplatz, der von den typischen, klaren Fassaden der Häuser und kleinen Palzzai auf beiden Seiten und seiner städtebaulichen Raffinesse seinen ganz speziellen genius loci erhält.

Dom und Domplatz sind als Einheit architektonisch und perspektivisch aufeinander bezogen. Der Dom steht schräg zum Platz, dessen Achse in einem Knick zur repräsentativen Freitreppe folgt und man entlang dieser Achse vom Platz auch den Dom in seiner Längserstreckung und seine Kuppel sehen kann.

Oberhalb der repräsentativen Treppenflucht sehen wir die monumentale Fassade, deren Mittelteil konvex vorschwingt, was wir in seiner konkaven Ausführung als ganz typisches Merkmal des sizilianischen Barock aus Palermo kennen. Diese konvexe Bauform gibt der gesamten Fassade ihre Einheit und wird bis hinauf ins Obergeschoß durchgehalten.

Drei jeweils freistehende Säulen auf jeder Seite flankieren den Mittelteil des Doms. Das prachtvoll geschmückte Hauptportal, die Illusion von Bewegtheit durch die konvexen Fassadenkrümmungen und die der Architektur entspringenden, virtuosen Lichteffekte machen die Besonderheit dieses Kirchenhauses aus, wobei nicht unbeachtet bleiben sollten, welche Meisterleistung an kunsthandwerklicher Schmiedetechnik am Tor und den beidseitigen Begrenzungen vollbacht worden ist.

Auch die Umwandlung der Mittelpartie der Fassade in einen Turm erlebt hier als Einturmfassade einen Höhepunkt der Fortsetzung dieser Bauarchitektur, wie wir sie aus der deutschen und niederländisch-flämischen Gotik kennen. Das Kircheninnere ist dreischiffig und in Form eines lateinischen Kreuzes angelegt. Die Kuppel, die Gagliardi in seinem Entwurf schon vorgesehen hatte, ist klassizistisch und wurde im Jahre 1820 zugefügt. Nicht zu Unrecht gilt der Dom als eines der Prunkstücke des Sizilianischen Barocks. Im seinem Innern finden sich eine Skulptur von Gagini und eine gewaltige Orgel, welche beim Bau 1881/82 eine der grössten ihrer Zeit war.

Chiesa San Giuseppe, Ragusa Ibla, SizilienEine Treppe führt an der linken Seite aufwärts in einem Rundgang um den Dom. Oben hat man einen herrlichen Ausblick hinüber zum anderen Staddteil von Ragusa und ins Valle del Fiume Irmino und die Ibleische, von Schluchten durchzogene Hügellandschaft.

Die kleinen verwinkelten, wahrlich verträumten Gassen oberhalb und auf der rechten Seite des Doms sind echte Ruhezonen und Orte der Andacht, wo man seinen Gedanken und Eindrücken ruhig mal ein paar Minuten freien Lauf lassen sollte; hier kann man das.

Einst gehört zu ihr ein Benediktinerkloster, aber auch solo ist die Chiesa San Giuseppe, etwas weiter westlich am Corso 25 Aprile auf dem Weg zum Duomo gelegen und ebenfalls 1701/57 im Spätbarockstil nach Plänen des Architekten Rosario Gagliardi auf den Ruinen eines durch das Erdbeben zerstörten älteren Gotteshauses erbaut, ein weitere Kleinod im Stadtteil Ibla.

Folgt man dem Hauptweg, dem Corso XXV Aprile bis zur Via Orfanotrofio und dann weiter links bis zur Via Santa Maria La Nova und dann Richtung Giardino Ibleo, dann kommt man durch ruhige Zonen der Stadt mit einer Vielzahl an kleinen Restaurants, Cafes, Eisdielen und kleinen Geschäften; bestens geeignet für Muße und Einkehr.

Einige ruhige Minuten findet man auch in dem recht kleinen, aber schön angelegten Giardano Ibleo und etwas nördlich des Stadtparks finden Sie die Ausgrabungsstätten der antiken Stadt, die hier unter griechischer Herrschaft Hybla Heraia hieß.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 3: Oh sole mio. Marina di Ragusa.

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