Nikolsburg – Südmähren

Splitter europäischer Geschichte

Nikolsburg – eine Stadt in Südmähren

Nikolsburg Schloss, TschechienMikulov, so ihr neuer Name, liegt in Tschechien, unmittelbar an der Grenze zu Niederösterreich. Nikolsburg wurde im 11. Jh. besiedelt. Sie kamen aus Österreich und/oder aus Süddeutschland, hier ist sich die Geschichte nicht ganz sicher.  Die bis 1945, dem Jahr der Vertreibung durch die Tschechen, dort gesprochene Ui-Mundart, – das ist ein bayerisch-österreichischer Dialekt – belegt die deutschsprachige Siedlungsgeschichte.

Nikolsburg, TschechienMähren wurde durch Friedrich Barbarossa am Ende des 12. Jhs. Markgrafentum und Nikolsburg als Nikulsburch erstmals urkundlich erwähnt. Heinrich I. von Liechtenstein erhielt Nikolsburg neben Pardorf, Klentnitz, Muschau, Tannowitz, Bratelsbrunn zum Lehen, die Burg über Nikolsburg, aufwendig restauriert, zeugt heute noch von den Fürsten Liechtenstein, deren Geschlecht im 19. Jh. männlich endete.

Unter dem Schutz der Fürsten von Liechtenstein ließen sich Anfang des 15. Jhs. die von Herzog Albrecht V. aus Wien und Niederösterreich vertriebenen Juden in Nikolsburg und Umgebung nieder. Die „Judengasse“ in Nikolsburg belegt die Bedeutung der jüdischen Gemeinde, die im 18. Jh. fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachte.

Heiliger Berg in Nikolsburg, TschechienDie jüdische Gemeinde wurde vor allem gebraucht wegen ihrer Steuern, die für den Einsatz im Dreißigjährigen Krieg (17. Jh.) benötigt wurden. Auch später in der Zeit der Schlesischen Kriege im 18. Jh. hatte die Gemeinde Nikolsburg schwer zu leiden durch die ständige Eröhung der Steuerlast, die die Regierung Maria Theresias den mährischen Juden vorschrieb.

Mitte des 18 Jhs. verließen viele Juden Nikolsburg und suchten in Wien ihr Auskommen, was eine Erlaubnis im Laufe der Märzrevolution 1848 ermöglichte, die sich aber als recht kurzatmig erwies. Am Anfang des 19. Jhs. waren vom einstmals 50 Prozentigen Anteil der Juden in Nikolsburg weniger als 30% noch geblieben, von der Jahrhunderte währenden Gemeinschaft von Deutschen und Juden in Nikolsburg und in ganz Südmähren kaum noch etwas zu sehen.

Das Lichtensteiner Fürstenhaus verkaufte in der Mitte des 16. Jhds. für knappe 60 tsd. böhmische Thaler das Lehen an einen reichen Ungarn namens Ladislaus von Kerecsenyi und nur knapp 12 Jahre bzw. 15 Jahre später war das Lehen in das Eigentum der Fürsten von Dietrichstein zu Nikolsburg aus den Häusern Dietrichstein und Mensdorff-Pouilly übergegangen, wo es auch bis ins 20. Jh. blieb.

Die Fürsten von Dietrichstein zu Nikolsburg aus den Häusern Dietrichstein und Mensdorff-Pouilly hatten am Stadtplatz von Nikolsburg ihre Gruftkirche, die auch heute noch öffentlich zugänglich ist.

Albrecht Wallenstein

Wallenstein1625 tagte der Hofrat unter Ferdinand II. in Nikolsburg und verlieh Albrecht Wallenstein, dem später Schiller ein literarisches Denkmal setzte, das erste Generalat und den Titel eines Herzogs von Friedland. Wallenstein kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte Deutschlands sowie gegen Dänemark und Schweden, fiel jedoch später in Ungnade und wurde von kaisertreuen Offizieren ermordet.

Albrecht Wenzel Eusebius, wie Wallensteins ursprünglicher Name war, ließ sich während seines ersten Prag-Aufenthalts von Johannes Kepler ein erstes Horoskop ausstellen.

Kepler war damals ein schlecht bezahlter Hofmathematiker, Astrologe und Leiter der kaiserlichen Sternwarte in Prag und notorisch angewiesen darauf, durch private Aufträge sein schmales Budget aufzubessern.

Und da es damals in Prag üblich war, sich ein Horoskop erstellen zu lassen, besaß jeder, der etwas auf sich hielt,  ein solches.

Und so schlecht war Kepler als „Wahrsager“ auch nicht, denn er bescheinigte Wallenstein das Wesen eines Menschen mit großem Ehrgeiz und Machtstreben, dem gefährliche Feide begegnen werden, sowie auch eine schwere Krankheit und eine Heirat mit einer  nicht allzu schönen Frau, die jedoch reich an Herrschaften, Gebäuden und Vieh sei. Dazu kamen noch ein paar weitere unangehme Dinge für den Rest des Lebens.

Kepler Horoskop für Wallenstein

Handschriftliche Notizen von Wallenstein selbst.

Die Hochzeit fand zwar schon sieben Jahre früher, als vorausgesagt statt, der Rest aber darf als durchaus  signifikant betrachtet werden.
So die Hochzeit mit der Witwe des Archleb Prusinowsky von Witschkow, Lukrezia Nekesch von Landek, die wirklich über ein riesiges Vermögen verfügte, das auf gar keinen Fall in die Hände eines protestantischen Gatten fallen sollte und die, wie von Kepler geweissagt, auch keine Schönheit gewesen sein soll.

Durch den Reichtum seiner Gattin Lukrezia zählte Wallenstein zu den größten südmährischen Grundbesitzern. 1615  mußte er eine schwere Krankheit überstehen und brachtes das mit dem Keplerschen Horoskop in Verbindung, wie seine Notizen am Rande des Keplerschen Horoskopes bestätigen. Diese Krankheit dürfte eine Folge seines starken Weingenusses gewesen sein – und Wein gab es ja in Südmähren gut und reichlich – ebenso wie sein späteres Gichtleiden, aber zur Krankheitsursache sagte Kepler ja nichts.

Sein vorhergesagter Ehrgeiz und sein Machtreben, der Kampf mit gefährlichen Feinden u.a. erfüllten sich in seiner Zeit als Feldherr. Einen Einblick in das Leben des Generalissimus bietet eine Besichtigung des Waldsteinpalais, das er zwischen 1623 und 1630 auf der Prager Kleinseite erbauen ließ. Wallenstein war der wohl berühmteste Name, den die südmährische Region gehört haben mag.

Der Gemeinde Nikolsburg direkt entstammte Joseph von Sonnenfels, der als Berater Maria Theresias in die Geschichte einging. Hier lebte Samson Raphael Hirsch als Landesrabbiner von Mähren, bevor er in Frankfurt am Main zum Rabbiner berufen wurde.

Eine Gemeinde von Winzern

Sardinien Dank der günstigen Klimabedingungen – Südmähren ist das wärmste Gebiet in der Tschechischen Republik – befindet sich in dieser Region Tschechiens die bedeutendste Weinregion des Landes, die auf eine tausendjährige Tradition zurückblicken kann.

Das namhafteste Weinbaugebiet ist die Stadt Mikulov (Nikolsburg), deren Gründung auf das zwölfte Jahrhundert n. Chr. datiert. Die hiesigen Weinberge an den Südhängen der Pálava gelten als die ergiebigsten des ganzen Landes.

Der Rebsortenspiegel zeigt hier vor allem hervorragende Weisweine wie z. B. Müller-Thurgau, Pinot Blanc  und Gewürztraminer sowie Grüner Veltliner, Grauburgunder und Riesling.

Die Weinbauern kamen im 11. Jh. mit einer ebenso großen Population an Glasbläsern bzw. Glasmachern aus Süddeutschland und Niederösterreich ins Land.

Familienchroniken aus dieser Zeit belegen mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Nikolsburg z. B. als direkt und indirekt mit dem Weinbau verbunden. Weit über 2/3 waren im 18. und 19. Jh. Winzer dort.


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