Golfreisen: Kreta - Seite 2

Die Welt der Minoer.

Am Logos zerstritten.

Minotaurus, Kreta.Zurück damit an die Wurzel des Vergessens; der erste Weg also soll uns nach Knossos führen. Einem prächtigen Palast aus der Zeit zwischen 2.100 und 1.800 vor Christus, dem heute zwiefach übel mitgespielt wird. Einmal durch eine fast unausstehliche Abneigung gegen seinen Entdecker und Förderer, Athur Evans, zum anderen durch tausende von knipswütigen Betramplern aus aller Herren Länder. Dem einen wirft man eine gewisse archäologische Unsachlichkeit gegenüber der Geschichte des Palastes vor, die anderen vollziehen sie tagtäglich.

Aber: Hereinspaziert der Reihe nach. So sehr es auch schmerzt, bevor man sich der minoischen Kultur zuwendet, erscheint ein Blick in die trockene Auflistung der Epochen minoischer Kultur unverzichtbar. Wikipedia bietet hier einen recht übersichtlichen Überblick, einmal nach Evans, dann nach A. Platon zeitlich eingeteilt, wobei die zeitlichen Abstände gering sind. Sehr schön, erhellend und unverzichtbar auch die Parallelführung der minoischen Kultur mit der ägyptischen. Allein dies erhellt so manche bildliche Darstellung und Motivik auf Fresken, Skulpturen, Porzellan, Tontafelabdrücken und Grabbeigaben, die ohne diese Parallelen wohl einiges an Wirkung und Phantasie einbüßen würden.

Was sind schon 2000 Jahre?

Palast von KnossosKnossos kulturell einzuordnen, fällt nicht leicht. Nehmen wir an, dass die ureinsässigen Kreter, die sog. Eteokreter und Kydonen den Ort schon sechstausend Jahre vor Christus besiedelten, auch die Erbauer des Palastes waren sowie vielleicht die Urheber einer ganzen Reihe sogenannter Urmythen (nach Hesiods Theogonie) und auch die überwältigenden Fresken-Malereien im Palast hervorbrachten.

Archaier bzw. Mykener prägten dann die Zeit etwa ab 1450 v.Chr. also die Nach-Palastzeit. Die Dorier die nachminoische Zeit ab etwa 1100 v.Chr. Uns interessiert im Moment vor allem die Vor- und die Palastzeit, also die Zeit vor 1450 v.Chr. Der Untergang der minoischen Kultur und ihr Einfluss auf die griechische Kultur war und ist teilweise noch umstritten. Funde auf dem Peloponnes aber legen nah, dass es eine Wandlung von einer nichtgriechischen, nicht-indogermanischen Kultur zu einer griechischen nach 1450 wohl gegeben hat.

Aber solange die Linearschrift A im Gegensatz zur Linearschrift B nicht entziffert ist, bleibt wohl einiges an dieser vermuteten kulturellen Kontinuität im Unklaren. Ob in der minoischen Kultur jemals ein Matriarchat bestand, ist Spekulation; aber eher ein Irrtum bzw. eine Wunschprojektion aus Zeiten des Feminismus‘ der siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ziemlich sicher ist, dass Frauen bzw. Priesterinnen hohe und wichtige gesellschaftliche Positionen mit einigem Einfluss auf das geistige und politische Leben eingenommen haben.

Kreta - Heraklion Archäologisches Museum

Am Ursprung des Geldes als Zahlungsmittel.

Minoische-SiegelDass Frauen bzw. Priesterinnen hohe und wichtige gesellschaftliche Positionen mit einigem Einfluss auf das geistige und politische Leben eingenommen haben scheintz einigermaßen belegt zu sein.
Davon zeugen auch eine Reihe von Exponaten im Archäologischen Museum von Chania. Einiges an Phantasie setzen die Siegel- und Münzen-Exponate frei. Kunstreich und filigran sind beide. Betrachtet man die ganz frühen Darstellungen auf den minoischen Münzen, entdeckt man nicht selten das Motiv des Hades und sogleich erinnert man sich an die Sage, nachdem man den Fährmann, der die Lebenden über den Fluss Lethe ins Reich des Hades, der Unterwelt, übersetzt, zu bezahlen hat.

Siegel-mit-Hirsch-KretaVielleicht hatten Münzen in der Frühzeit der minoischen Kultur neben ihrer Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel auch eine kultische bzw. mythisch-religiöse Funktion. In Form, Größen und Design ähneln Siegelabdrücke auf minoischen Tonplomben nicht selten Münzen aus der gleichen Zeit. Das Archäologische Museum von Iraklion beheimatet wohl die größte Sammlung an Siegel und Siegelabdrücken auf Tonplomben.

Leider befindet sich das AM noch im Neu- bzw. Umbau, so dass man nur wenige fertige Räume besichtigen kann. Verwirrend und spannend zugleich ist die Abfolge der verschiedenen Stile der Keramik-Malerei. Unbemalte Keramik aus der Jungsteinzeit geht über in graue bzw. schwarze, glänzende Keramik-Oberflächen, der wiederum zum Ausgang der Vorpalastzeit sich in einen Hell-auf-Dunkel-Stil mit Rot als zusätzlicher Farbe entwickelt.

Siegel-AM-HeraklionP1010080

Die Welt wird farbig.

Fresko KnossosRot und Blau sind die Farben, die sich zur Palastzeit ebenso auf Fresken und auf den Säulen der Paläste, nicht nur in Knossos, sondern auch in Phaistos (Festos) und Malia auf Kreta finden.

Muster auf Keramiken sind überwiegend Spiralen oder abstrakte, lineare Muster. In der Neupalastzeit verwandelt sich der Stil zum Dunkel-auf-Hell-Stil mit floralen und Meeres-Motiven und Weiterentwicklungen der linearen zu abstrakt geometrischen Mustern.

Hier finden Sie weitere Bilder aus dem Palast von Knossos, ausgestellt im Archäologischen Museum in Heraklion.



Die Welt wird figürlich.

Freskotechnik findet sich schon im Neolithikum und seit der Bronzezeit erkennt man die Farbe Rot. Figürliche Motive erscheinen schon in der Altpalastzeit, wo auch bald die Farbe Blau in der Freskomalerei Anwendung findet.

Welchen außerordentlich hohen Entwicklungsstand die Freskomalerei, die Bildhauerei, Siegel- und Münzdesign auf Kreta einnimmt, kann man leicht in den Archäologischen Museen und teilweise auch noch an den Original-Schauplätzen erkennen. Ebenso den nicht unerheblichen Einfluss, den die ägyptische Kultur auf die minoische Kultur genommen hat.

Am Ursprung der Schrift.

Linearschrift A, Archäologisches Museum ChaniaUngleich schwieriger gestaltet sich das Verständnis der Benutzung der Schrift in der minoischen Gesellschaft. Etwa um 2100 v. Chr. datieren die in der Nähe von Iraklion, in Archanes gefundenen Siegel als bislang älteste Schrift-Zeugnisse. Historisch etwas später existierten eine hieroglyphische Schrift und die dazu historisch parallel existierende, berühmte Linearschrift A, wobei zwar oft eine Entwicklung aus der Archanesschrift vermutet wurde, aber bisher wohl nicht bewiesen ist.

Hinzu kommt dann noch der Fund des berühmten Diskos von Phaistos, der einzigartige Schriftzeichen aufweist, die ebenso unentschlüsselt und rätselhaft sind wie die auf Tontafeln und Siegeln gefundene Linearschrift A. Der ursprüngliche Gebrauch der Schriftzeichen wird von vielen Archäologen einvernehmlich als Stempeltechnik angesehen, was doch eine einigermaßen außergewöhnliche und für die Zeit um 3700 v. Chr. kaum zu vermutende Erfindung darstellt.

Ebenso wie die Linear A bleibt auch bis heute die minoische Sprache rätselhaft. Die sog. eteokretische Sprache hat wohl sehr lange überlebt, davon zeugen Funde im Osten von Kreta. Gleichwohl konnte sie weder einer bekannten Sprachenfamilie zugeordnet werden noch konnten in der Parallelführung mit der altgriechischen Linearschrift B bzw. der dann mykenischen Sprache genügend Gemeinsamkeiten zur Übersetzung bzw. zum Verständnis beider bisher aufgefunden werden. Unerschlossen, vielleicht für immer verschüttet, bleibt uns auch der Ursprung der minoischen Religion bzw. deren kultische Formen.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 3: Als Gott noch nicht tun und lassen konnte, was er wollte.

Ein Kommentar
  1. Gast sagt:

    Die Luft ist klar, ausgewaschen durch Regenschauer. Die Sicht ist gestochen scharf. Die Olivenernte ist im vollen Gange! Ob Anwalt, Steuerberater, Hotelier oder Verkäuferin und natürlich die Bauern, alle sind Sie auf dem Feld. Denn auf Kreta besitzt irgendwie jeder Olivenbäume, die darauf warten, abgeerntet zu werden. Ja sogar der Anwalt mutiert zum Bauern.

    Man freut sich auf diese abwechselnde Tätigkeit, die vollen Körpereinsatz fordert. Wir sprechen aus Erfahrung, denn das haben wir selbst gerade hinter uns gebracht. Überall das Geräusch von Motorsägen, denn die Olivenbäume müssen nicht nur abgeerntet -, sondern auch noch beschnitten werden.

    Überall der Geruch vom brennenden Olivenholz. Die Brennsaison auf Kreta beginnt ab dem 01.11. und endet am 30.03. wobei jeder bis spätestens Ende Januar mit seiner Arbeit fertig sein möchte. Es schweben Gelächter und manchmal auch Lieder singender Menschen (leider auch Handyklingeltöne!) aus den Olivenhainen. Man hat den Eindruck, dass die sonst so menschenleeren Olivenhaine, jetzt auf einmal zum Leben erwecken.

    Die Straßen sind überzogen von Schlamm, durch die aus den Olivenhainen herausfahrenden Traktoren. Aber auch ein Olivenölfilm, durch herabfallende Oliven, durchzieht die Straßen. Die Touristen sind weg. Jetzt dominieren die Bauern mit ihren Traktoren die Straßen. Stolze Bauern mit vollbeladenen Olivensäcken bringen ihre Oliven zur Presse, denn es war eine super tolle, reiche Olivenernte dieses Jahr!

    Die „Lefka Ori“, die so genannten Weißen Berge mit über 2000 M hohen Gipfeln sind wie mit Puderzucker überzogen. Jetzt fängt es dort auch schon zu schneien an, während es an den Küstenregionen noch mollige 16 Grad sind.
    Es grünt schon überall, Zwiebelblumen kommen zum Vorschein und die Orangen- und Zitronen-Bäume sind in voller Pracht.

    Aber auch das Weihnachtsfest steht auf Kreta vor der Tür. Die Innenstädte von Chania, Rethymnon, Agios Nikolaos und Heraklion sind mit Lichterketten geschmückt. Auch auf Kreta geht in den Wintermonaten die Sonne schon früh unter, und das Lichterspiel der weihnachtlich dekorierten Geschäfte und Tavernen kommt besonders zur Geltung.

    Man bereitet sich auf die Feiertage vor. Für die meisten ist die Ernte zu Ende und man freut sich auf die freien Tage mit der Familie.

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