Hans-Jörg Holubitschka ist tot.

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Farewell Hans-Jörg!

Hans-Jörg Holubitschka - Landschaftsmaler

Hans-Jörg Holubitschka - LandschaftsmalerHans-Jörg Holubitschka - LandschaftsmalerEs ist schön zu wissen, was der Maler Hans-Jörg Holubitschka nun macht: er wird ganz sicher unterwegs sein zu neuen Landschaften. Was soll ein Landschaftsmaler auch sonst machen? Nur wird er uns keine Malerei mehr von dort zurück bringen. Mit den Landschaften, die er uns so schön hinterlassen hat – und das sind viele – werden wir uns begnügen müssen. Es gibt schlechtere Vergnügungen.

Was wir nicht wissen, ist, was der Tod ist. Rein physikalisch betrachtet ist der Tod ein Zustand der Entropie, was nichts anderes heißt, als dass der Mensch Hans-Jörg Holubitschka als verbliebene Energie nun eins ist mit dem Kosmos. So, als würde man ein Glas Wasser in den Pazifischen Ozean kippen und es leider keine Möglichkeit mehr gibt, es von dort wieder herauszuholen.

Das mag naturwissenschaftlich betrachtet richtig sein und wenn man die Irreversibilität aus dem Wasser-Beispiel noch hinzutut, kann man nichts mehr dagegen sagen, als im Falle von Hans-Jörg Holubitschka als Mensch, als Lebewesen und Teil der Natur, ist seine Existenz, sein Sein nun eins mit dem Nichts. Das macht seinen Tod sehr traurig weil endgültig, erklärt aber nichts und ist falsch.

In der antiken griechischen Philosophie, später auch im Christentum, in asiatischen Religionen und anderen Religionen war und ist man der Auffassung, dass im Tod sich die Seele vom Körper trennt. Immerhin glauben und verstehen das die meisten der heute ca. sieben Milliarden lebenden Menschen auf der Erde im Gegensatz zu den vielleicht einhunderttausend, die die moderne Quantenphysik verstehen – wozu ich übrigens nicht gehöre.

Die antiken Griechen wussten, dass der Mensch mehr ist, als Natur und er eine Seele hat. Also lag die Frage nahe, wo bleibt die Seele nach dem Tod, nach ihrer Trennung vom Körper des Verstorbenen? Bei einem Landschaftsmaler lässt sich diese Frage leicht beantworten: in seinen Werken.

Natürlich ist Hans-Jörg tot. Er malt nicht mehr, so viel wir wissen, geht nicht mehr zum Billard mit Bernard, leider ganz sicher, nicht mehr zum Fußball mit seinem Sohn, sehr, sehr schade. Und trifft auch keine Frau mehr. Von diesem Maler-Vater-Freund bleiben uns allen nur die Erinnerungen. Auch daran, wie wichtig ihm die Malerei war und wie einsam er oft vor seiner Leinwand war, ein Gefühl, ein Zustand, den er mit vielen anderen Malern teilte. Darüber können wir mit ihm nicht mehr sprechen. Aber über die Einsamkeit des Menschen in der Natur, über dessen Entfremdung, den Gefühlen von Fremdheit in den schönsten plastischen Kunstwerken der Erdgeschichte wie in seinen geliebten Alpen, irischen Inselarchipelen und südfranzösischen Landschaften können wir schon sprechen.

Hans-Jörg Holubitschka - LandschaftsmalerDas sehen wir in seinen Bildern. Denn gleichwohl Hans-Jörg nun tot ist, lebt seine Seele weiter in seinen Landschaften. Natürlich können wir mit ihm weiter über seine Werke sprechen, er gibt uns nur keine Antworten mehr. Aber das hat er, als er noch lebte, auch nicht immer und schon gar nicht immer gerne getan. Wenn man den ganzen Tag einen dialogue interieur mit seinen Landschaften vor den Leinwänden führt – Holu arbeitete meisten an mehreren Bilder gleichzeitig – dann ist einem verständlicherweise abends nicht unbedingt nach Quasseln oder akademischen Ausschweifungen. Da ging er doch lieber lachen. Oder eben zum Fußball und Billard.

Als er noch lebte, ließ er am liebsten seine Seele baumeln. Von Seelenwanderung hielt er wenig und ich wünsche ihm auch nicht, dass er als Kuh in Kalkutta wiederkehrt, obwohl die Rindviecher dort ja durchaus hoch verehrt werden. Leider mehr, als dort die Frauen und Mädchen in den meisten Fällen, was der Seele von Hans-Jörg so überhaupt nicht gefiel. Ihm würde es reichen, wenn wir seinen Landschaften unsere Aufmerksamkeit widmeten, in Gedanken dorthin reisten, wo er zuhause war. Meist als Fremder, aber seine neuen Landschaften waren trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen seine Welt, seine Orte, die er immer wieder auf’s Neue neu betrachtet hat. Oft mit überraschendem Staunen, oft mit heiterer Verzweiflung, manchmal mit freundlich gesinntem Humor, den er in so manche Landschaft mit „Farben wie Klarspüler“ gegossen hat. Gerade die kleinen Hütten mit den roten Dächern machten ihn stets heiter.

Wir alle können uns also weiter bei Hans-Jörg treffen. Noch viele, viele Jahre lang.
Mag sein Leib nun bald eins sein mit dem Kosmos; gute Reise Hans-Jörg.
Seine Seele lebt weiter in seinen Werken für uns.

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Oberbayer

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