Bernard Lokai - Seite 2

Was vielleicht noch so aussieht wie Landschaft.

Selbst Motive wie die obenstehenden vermitteln noch etwas von den metaphysischen Dimensionen, die seinen Bildern wie „Ballance“, „Chrome“, „Stroke“, „Taxi“ und weiteren aus dieser Gruppe inhärent sind: die Auflösung von Landschaften in Weite, von Räumen in Grenzenlosigkeit und deren dichter Emotionalität. Gerade die Abstraktion von naturalistischen und figurativen Elementen setzt Emotionalität frei und in den Motiven: Ohne Titel aus 2013/2014 erreicht Lokai einen Punkt bzw. eine Art vollständiger, entgrenzter ästhetischer Intensität.

Hier sehen wir wie gestisches Malen, das auch schon in seinen früheren Werken dieser Gruppe vorhanden ist, sich mehr und mehr entfaltet. Signifizierte es vorher noch einen Bruch in der ästhetischen Konzeption, war also vom Künstler bewußt herbeigeführt, konzeptuell gewollt, so übernimmt es nun selbst mehr und mehr die Regie.

Die vormals klar erkennbaren Bildelemente wie die „Stäbe“, „Striche“, „Säulen“ etc. und die räumlichen Elemente wie die zwar extrem reduzierte, aber doch erkennbare perspektivische Tiefe lösen sich auf in zunehmend flächige, teils fast collagenhafte Elemente.

Der präzise Strich, die klare Form sind nicht mehr. Gestische Würfe, unkalkulierbare, spontane Arm- und Handgelenkbewegungen bestimmen nun das Geschehen im Werk. Und deren unwillkürlichen Ergebnisse und Folgen wie Farbtropfen, Spritzer, Schlieren und amorphe Farbkonturen breiten sich nun vermehrt im Bildraum aus. Daneben sieht man noch klare Flächen aus reinen Farbpigmenten, die letzte Spuren illusionistischer Öffnungen und Erweiterungen von Räumen vielleicht abgeben. Letzte Reste, Überbleibsel unseres verbreiteten, kulturellen Gedächtnisse aus der großen Zeit der italienischen, baroken Deckenmalerei.

Bernard Lokai’s Werke führen uns nicht selten an eine Zerreißprobe, an einen Zustand innerhalb einer ästhetischen Erfahrung, den wir uns nicht unbedingt herbeigesehnt haben. Nicht einmal er selbst ist es, der diesen Prozeß wie ein Subjekt beherrscht. Im Gegenteil, der Prozess des Malens selbst „überrascht“ wie Lokai das ausdrückt, ihn selbst und auch für ihn ist das, was geschieht und was es wird eine Grenzerfahrung. Wir mögen die „älteren“ Werke lieber sehen, sind sie uns doch vertrauter. Jedenfalls jetzt wird uns dies klarer. Mögen sie damals auch schon teils unliebsame Herausforderungen an unser ästhetisches Vergnügen gestellt haben, sind die neueren Werke deutlich extremer.

Wie der Künstler selbst, müssen wir uns entscheiden, ob wir diesen Weg noch mitgehen; sicherlich kein leichter Weg, kein Weg auf sicheren und ausgetreten Pfaden. Belohnt wurden wir beim Betrachten seiner Werke nie mit „leichter metaphysischer Kost“. Nun gibt es nicht einmal mehr „schwere“. Aber sicher ist, dass wir durch seine Malerei unseren Horizont ein wenig erweitern können. Was immer es dann dort auch zu sehen, zu erfahren gibt, wenn wir denn hinschauen.

Nähern wir uns für einen kurzen Augenblick dieser Thematik im Werk von Bernard Lokai noch einmal, diesmal aber quasi von hinten, aus einer früheren Zeit. Der „Landschaftsblock“ und „always crashing in the same car“ sind, neben anderen, typische Beispiele für eine bestimmte Werkphase von Lokai, in der eine bestimmte Auseinandersetzung mit Landschaft dominierte.

Bei genauer Betrachtung sehen wir, dass es sich nicht um verschiedene Landschaften handelt, sondern eigentlich immer um dieselbe. Dieselbe? Es ist dieselbe Landschaft, die in den einzelnen Werken zum Vorschein kommt. Damit aber ist die Vorstellung von dieser Landschaft beileibe nicht abgeschlossen. Im Gegenteil. Lokai widmet sich demselben Motiv wieder und zeigt uns eine weitere Vorstellung derselben Landschaft. Und er tut das wieder und wieder. Und immer entdecken wir eine neue Vorstellung derselben Landschaft. Ohne, dass sich hier eine serielle Reduktion von Vielfalt hin zu mehr Abstraktion vielleicht oder ähnliches einstellt. Jedes Werk ist für sich eigenständig, in sich abgeschlossen, also an und für sich fertig. Und dann entsteht ein weiteres Werk und ein weiteres.

Warum das? Gegenfrage: ist das nicht faszinierend? Heidegger hat einmal formuliert: Demnach ist Sein die verborgene Fülle dessen, was zum Vorschein kommt.
Kann man besser das Wesen von Kunst beschreiben? Lokai zeigt uns die Fülle an Vorstellungen, die wir verborgen in uns tragen, leider eine zuoft und unwiderbringlich vergessene Vielfalt. Ein Reichtum, der uns umgibt und der in den Bildern, die wir in uns tragen, vorhanden ist. Wenn wir sie denn sehen.


Bernard Lokai - Hosfeld Galery San Franciso

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