Am Orinoco

Ein Meer im Regenwald.

Das ist kein Fluss, das sind tausend Flüsse.

Orinoco VenezuelaUm 11:30 Uhr sollte unser Flug nach Maturin abfliegen. Zu unserer Überraschung war dieser sogar pünktlich und ca. 50 Minuten später erreichten wir Maturin. Dort warteten wir auf unseren Fahrer. Da dieser nur Spanisch sprach, hatten wir ihn anfangs  – als er irgendetwas fragte – abgewiesen. Ca. 20 Minuten später kam er nochmal zu uns und fragte, ob wir Nicole und Marcel seien. Nachdem das nun geklärt war, fuhren wir zum Bootshafen San Jose de Buja.

Die Fahrt war schon recht abenteuerlich, da er mit 120 km/h die Straße entlang raste. Schlaglöchern wurde gekonnt ausgewichen. 2,5 Stunden später erreichten wir die Bootsanlegestelle und warteten auf unsere Abfahrt. Hoffentlich würde das auch alles klappen, denn wie und wann es nun weiterging, wussten wir nicht. So schauten wir uns ein wenig am „Hafen“ um und warteten.

10 Minuten später kam ein Mann auf uns zu, der auf Englisch erklärte, dass wir gleich einsteigen könnten. Auf dem Schnellboot befand sich schon unser Guide, der glücklicherweise auch Englisch sprach.

Nach ein paar Minuten weiteren Wartens ging die Fahrt los. Wir holten in einem nahegelegenen Dorf noch ein paar Einheimische ab und fuhren dann zum Orinocco Eco Camp. Dort würden wir die nächsten 3 Tage verbringen. Wir waren gespannt, was uns erwartete. Die Fahrt machte auf jeden Fall schon einen heidenspass.

Orinoco VenezuelaAuch die ersten Landschaftseindrücke des Dschungels beeindruckten uns. Wir erreichten das Camp, nach einer guten halben Stunde Fahrt, um 15:00 Uhr. Im Motorboot ging es dann über den Orinocco zu einem Indianerdorf. Dort stiegen wir jedoch noch nicht aus, sondern unser Guide zeigte uns, was es im Dschungel zu Essen gab.

Die Fahrt ging weiter. Unterwegs gab es Dschungel-Juice – Rum und Saft. Ganz nach meinem Geschmack, Marcel hätte lieber ein Bier gehabt.

Wir fuhren durch die Flussarme des Deltas und bestaunten die tolle Gegend um uns herum. In den Bäumen am Flussufer sitzen zahlreiche Hoatzins. Das sind Vögel, die nicht fliegen können.

Auch die Geräuschkulisse war fantastisch. Aras und Papageien, die kreischend über uns hin wegflogen, Geraschel aus den Büschen und dazu die leisen Wellenbewegungen des Flusses.

Zum Sonnenuntergang erreichten wir das Indianercamp. Uns wurde gezeigt, wie sich die Einwohner versorgen, was sie essen und trinken. Sie besitzen jedoch auch Generatoren, um Fernseh zu gucken und Musik zu hören.

Nach einer halben Stunde fuhren wir zurück zum Camp. Dort angekommen, setzten wir uns wieder in die Lobby und tranken noch eine Kleinigkeit, bevor es um 19:00 Uhr Abendessen gab.

Orinoco VenezuelaDa es nun schon dunkel war und die Moskitos in Scharen auftraten, gingen wir in unsere Hütte. Die Moskitos waren wirklich aggressiv. Trotz super Mücken-Abwehr-Spray stachen die Viecher dorthin, wo man sich nicht eingesprüht hatte, selbst durch die Kleidung hindurch. Ich hatte nachher Mückenstiche an allen möglichen Stellen, nur nicht dort, wo ich mich eingesprüht hatte.

Wir gingen zu Bett und ich hoffte auf eine entspannte Nacht, wobei ich mir schon dachte, dass es nicht so werden würde.

Zuerst kamen herumstreunende Katzen in unsere Hütte, die sich lautstark direkt an unserem Kopf fetzten. Was habe ich mich erschrocken. Als wir die Tiere verscheucht hatten, gesellte sich irgendetwas anderes in unsere Hütte und fraß. Ja es fraß tatsächlich in der Hütte Blätter und da es kaute, musste es ein größeres Tier gewesen sein. Keine Ahnung was, auf jeden Fall konnte ich danach nicht mehr schlafen.

Hinzu kam, dass der Orinoco alle 6 Stunden Hochwasser führt und das Wasser somit bis an die Hütten heranreicht. Da sich Fische in dem Gewässer befinden, die ab und ab hochspringen, hörte ich dies auch in unregelmäßigen Abständen. Leide hatte das keine einschläfernde Wirkung.

Am nächsten Morgen hieß es: „Früh Aufstehen“. Bereits um 06:30 Uhr ging unsere Fahrt im Einbaum los. Morgens und abends lassen sich die Tiere am besten beobachten. Wir waren also gespannt, was wir entdecken würden.

Orinoco VenezuelaDie Fahrt im Einbaum ist schön entspannend. Man hört nichts, außer den Tiergeräuschen und ab und an das Paddelschlagen unseres Bootsführers. Einfach schön.

Wir sahen zahlreiche Papageien und den flugunfähigen Vogel Hoatzin. Aras und Affen wollten sich jedoch nicht zeigen. Kurz vor 09:00 Uhr holten wir dann unsere Gummistiefel. Wir würden nun zum Dschungel-Walk aufbrechen. Jedoch warnte uns die Amerikanerin vor den Moskitos. Zu recht, wie wir später feststellte.

Mit dem Motorboot ging es dann hinaus auf den Fluss. Vorbei an einem Indianerdorf fuhren wir auf dem Orinoco. Unser Guide zeigte uns unterwegs noch einige interessante Dinge. Z. B. eine Frucht, die man Essen konnte (schmeckte wie Litschi) und eine „Zauberblume“. Das tolle an der Blume war, dass sie ungeöffnet wie eine Schote aussah, dann drehte man am oberen Ende der Schote und sie öffnete sich.

Nach ca. 1 Stunde Fahrt näherten wir uns dem Ziel. Wir fuhren ans Ufer und stiegen aus. Nun waren wir mitten im Dschungel. Mit einer Machete bewaffnet, ging unser Guide mit dem Kapitän voraus. Auf nicht vorhandenen Pfaden schlugen wir uns durch den Dschungel. Schon toll.

Nur die Moskitos, ja die mochten mich ganz besonders. In Schwärmen kamen sie angeflogen und wollten Blut. Wir bekamen Palmblätter zum Wedeln, doch auch das brachte nur kurzzeitig Ruhe vor den Plagegeistern. So war für mich das Dschungelabenteuer auch schnell beendet, denn die allergische Reaktion auf die ganzen Stiche blieb nicht aus.

Der Marsch ging weiter. Aus einem abgehackten Stock gab uns unser Guide Wasser zum Trinken. Und in dem Holz befand sich eine Menge Wasser, sehr interessant.

Wir stapften weiter durch die grüne Hölle und blieben ordentlich im Schlamm stecken. Wir sanken bis zu den Stiefeln ein und hatten schon ein wenig Bedenken, nicht mehr hinaus zu kommen.

Kurzer Stopp im Camp. 3 Stunden hatten wir jetzt Zeit, danach würden wir erneut losfahren. So legten wir uns hin und genossen die Blicke auf den Orinoco und die Umgebung. Ganz besonders freuten wir uns über einen Einbaum, auf dem Papageien saßen. Wir dachten, dass die so zahm seien, dass die mitfahren. Dem war leider nicht so, denn bei genauerem Hinsehen entdeckten wir, dass sie an einem Seil festgemacht waren. Abendessen der Warao-Indianer.

Orinoco VenezuelaMarcel hatte Spaß an dem Hoatzin gefunden und versuchte ihn anzulocken. Was ihm sogar gelang. Der Vogel war so zahm, dass er sich zu uns gesellte.

Nachdem wir uns die Zeit vertrieben hatten, fuhren wir pünktlich um 16:00 Uhr los zum „Sightseeing“ (So nannte es unser Guide). Unser Ziel war ein weiteres Indianerdorf. Das Wort „Dorf“ ist hier übrigens relativ. So besteht ein Indianerdorf aus ca. 2 Familien und genauso vielen Hütten. Insgesamt verteilen sich die Warao-Indianer mit ca. 25.000 Einwohnern auf eine weit ausgedehnte Fläche.

Heute hatten wir sogar Glück und entdeckten während unserer Fahrt einen Tukan und Aras. Über den Tukan freuten wir uns ganz besonders. Dieser Vogel wird nicht so oft gesehen.

Nach ca. 30 Minuten Fischen fuhren wir zurück zum Camp. Einige weitere Touristen aus England und Polen waren eingetroffen und so wurde es heute eine muntere Runde. Pünktlich zum Abend gesellte sich ein ausschließlich nachtaktiver Vogel zu uns. Er ließ sich sogar streicheln, wenn man behutsam vorging. Ein schönes Tier.

Nach einer besseren Nacht als der gestrigen, standen wir um 07:00 Uhr auf. Während die neu angekommenen Touristen mit dem Einbaum unterwegs waren, konnten wir ausschlafen. Nachdem ich die Dschungeldusche getestet hatte (kaltes Flusswasser) gingen wir zum Frühstück. Dort saßen bereits die anderen.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2: In den Dschungel-Camps am Orinoco.

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