Oman – Rundreise Teil 1

Von Muscat über Sur ins Wadi Bani Khalid

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1. Start in der Haupstadt des Oman: Muscat (16. / 17.11. und 2. – 4.12. 2015)

Asien - Oman - MuscatFür einen Europäer unerwartet, besteht Muscat nicht aus einem einheitlichen Stadtgebiet mit einem bzw. mehreren Zentren, sondern aus einer Vielzahl von Ortschaften, die – durch kleine Gebirgsketten getrennt – nur durch die zentrale Autobahn und ihre mehrgliedrigen Zubringer miteinander verbunden sind.

Diese sogenannte „capital area“ dehnt sich auch noch immer weiter aus, zieht weitere Autobahnzubringer nach sich und macht das ganze Gebiet für den Nichteinheimischen sehr unübersichtlich.
Abgesehen von den Autobahnzubringern scheint es keine anderen Straßenverbindungen zwischen den einzelnen Ortschaften zu geben. Das Autofahren wird so für den Zugereisten zu einem recht aufregenden Unternehmen, an dessen Ende man sich wundert, dann doch irgendwo angekommen zu sein. Das Tempo auf diesen Autobahnen ist recht hoch – zwischen 100 und 120 km/std.

Bis auf die Gebäude der Altstadt von Muscat und Matrah sind viele Bauten erst in den letzten Jahren entstanden: Banken, große Unternehmen, Hotels, teilweise riesige Einkaufszentren. Jedes Gebäude steht für sich, hat seinen eigenen Bürgersteig (häufig aus Marmor), aber keinerlei Verbindung zum Nachbargebäude, die Zwischenräume sind häufig ungepflastert und staubig.

Der Fußgänger muss sich seinen Weg bahnen, sich häufig zwischen den Autos, die meistens auf den Bürgersteigen parken, hindurch schlängeln. Nicht nur Muscat, sondern auch die anderen etwas größeren Städte sind auf das Auto zugeschnitten, man geht nicht zu Fuß.

Die Altstadt von Muscat ist mit ihren Regierungsgebäuden und dem Arbeitspalast des Sultans eindrucksvoll und repräsentativ. Als Fußgänger findet man hier auch erfrischende Grünanlagen und Bürgersteige. Dennoch wirkt die Stadt gegen 11 Uhr vormittags ein bisschen ausgestorben – wir wissen nicht, ob es an der Hitze oder an dem bevorstehenden Feiertag liegt (45jähriger Nationalfeiertag).

Der Besuch im Kultur- und Naturkundemuseum gibt uns einen Einblick in die vorherrschende Frauen- und Männerbekleidung in den unterschiedlichen Regionen. Im Gegensatz zu den fast durchgehend weißgekleideten Männern und den Kopftuch tragenden schwarzgekleideten Frauen auf der Straße des omanischen Alltags (Beduinenfrauen sind ganz verschleiert) fallen hier die unterschiedlichen Farben der traditionellen Kleidung auf. Weitere Ausstellungsstücke: insbesondere Waffen (Krummdolche, Schwerter), Schmuck, Gefäße.

In Matrah (von uns am Ende unseres Aufenthalts erst besucht) findet man dagegen das orientalische Leben. Hier konzentriert sich alles auf den Souq, der sehr ausgedehnt ist. Insgesamt ist dieser Stadtteil sehr schön am Hafen gelegen, mit einer Uferpromenade und mit Straßencafés entlang des Souq. Insgesamt ist dieser Stadtteil sehr belebt. Hier trifft man insbesondere am Morgen außergewöhnlich viele Frauen im Gegensatz zu dem normalerweise von Männern beherrschten Straßenbild – viele hübsche und intelligent aussehende Frauen, die ihr Kopftuch elegant nach hinten verschoben haben und ihre Haare zeigen.

2. Erste Etappe Richtung Süden – die Küstenstadt Sur (18.11.)

Die Reise beginnt mit dem Problem, die richtige Autobahnabfahrt Richtung Sur zu finden. Die Karte, die zwar Möglichkeiten aufweist, auch auf anderen Wegen zur richtigen Strecke nach Sur zu gelangen, stimmt offensichtlich mit der Realität nicht überein. Sehr schnell findet man sich auf einsamen Straßen wieder, die keinerlei Hinweisschilder aufweisen. Soll man nun geradeaus fahren, nach rechts oder links? Zum Glück finden wir einen fürsorglichen Taxifahrer, der uns den Weg zurück auf die recht kurvenreiche Strecke weist. So finden wir dann doch noch den Weg Richtung Sur.

Eine Zwischenetappe auf diesem Weg ist der Besuch des Wadi Sham. Nach der Unterquerung der Autobahn gelangt man an einen kleinen Stausee. Kleine Boote setzen die Touristen zum anderen Ufer über, an dem der Weg in das Wadi beginnt. Zunächst ist alles problemlos, man läuft durch das Wadi-Bett. Dann jedoch wird es felsiger; der vielleicht einmal gut ausgebaute Weg ist durch einen Zyklon arg in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass man über große Felsbrocken hinauf- und hinuntersteigen muss.

Reinhard in Sandalen hat als „Felsenhüpfer“ zwar keine Schwierigkeiten, aber Simone mit den falschen Schuhen ist schon benachteiligt, wenn es über Felsen und kleine Bäche geht. Die Landschaft mit den steil ansteigenden Wänden ist aber schon sehr beeindruckend. In diesem Wadi gibt es die unterschiedlichsten Pflanzen und Bäume. Nicht ganz am oberen Ende angelangt, lassen wir die Beine im warmen Wasser eines Pools baumeln und ruhen uns aus. Auf dem Rückweg kommen wir dann in die richtige Mittagshitze und sind froh am Ausgangspunkt unseres Ausfluges ein leckeres Mango-Eis genießen zu können.

Die Weiterfahrt nach Sur bereitet keine Probleme, das Hotel finden wir nach zwei oder drei Anläufen. Sur ist eine kleine, lebendige Stadt. Der Souq bildet das Zentrum, wo wir auch ein nettes Restaurant mit leckeren Speisen finden. Für einen Spazier-gang reicht die Zeit leider nicht, denn es wird schon dunkel. Aus Erfahrung wissen wir jetzt, dass sich die Rückkehr zum Hotel schwierig gestalten kann. Vorbei an prächtigen Moscheen, sehr schön angestrahlt, vorbei an der großen Lagune mit beleuchteter Uferpromenade, finden wir unseren Weg irgendwie zum Hotel zurück.

3. Die Fahrt in das Wüstencamp der Wüste Wahabi (19.11.)

Die Fahrt führt von der Küste weg durch das Randgebirge in das Innere des Omans. Noch bevor wir zu unserem Wüstenaufenthalt fahren, besuchen wir das Wadi Bani Khalid, das hoch in den Bergen gelegen ist.

Entlang eines Palmenhains und einer Be-wässerungsanlage führt unser Weg zu verschiedenen Pools. Am obersten Pool, sehr hübsch angelegt, liegt ein kleines Restaurant. Hier können Touristen auch ein Bad in dem Pool nehmen.

Es herrscht eine heitere, entspannte Atmosphäre zwischen Touristen und Omanis (weitgehend nur Männer), die diesen Ort besuchen. Wir halten es eine ganze Weile unter dem schattigen Terrassendach aus, und machen unsere Beobachtungen; z.B. dass es offensichtlich bei den omanischen Besuchergruppen eine Hierarchie gibt, die festlegt, dass die jüngeren Männer die älteren zu bedienen haben. Gerne wären wir durch das Dorf, das inmitten vom Palmenhain versteckt liegt, zu unserem Auto zurückgegangen, aber der Weg ist uns versperrt. Möglicherweise möchte man das dörfliche Leben vor den Touristen schützen.

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Unser Besuch im Wüstencamp beginnt mit einer Prozedur, bei der aus den Reifen der Fahrzeuge etwas Luft abgelassen wird, damit man im Sand voran kommt. Rachid, Mitbesitzer des Wüstencamps, weist uns in diese wichtige Maßnahme ein. Als eines von fünf Fahrzeugen folgen wir unmittelbar Rachids Wagen, um ein erstes Gefühl für das Fahren in der Wüste zu bekommen. Es ist fast mit dem Fahren auf Schnee zu vergleichen, wobei immer eine schlingernde Bewegung zu verspüren ist.

Wir besuchen zunächst das „Kamel-Camp“. Das sind Kamele, die am nächsten Tag Touristen zu einem Ausritt zur Verfügung stehen werden. Sie haben ein sehr dichtes und zugleich weiches Fell. Nicht alle Kamele wenden sich „freundlich dem Publikum“ zu. Man merkt, dass sie ihren eigenen Kopf haben, was wir auch auf der weiteren Fahrt immer wieder beobachten können; z.B. überqueren sie die Straße im gemächlichen Schritttempo, ohne sich vom Verkehr beeinträchtigen oder gar einschüchtern zu lassen.

Gegen vier Uhr erreichen wir das Wüstencamp, in dem ca. 20 mit Palmenwedel bedeckte Hütten kreisförmig angeordnet sind. Die kleinen Hütten sind liebevoll mit zwei Betten, einer Truhe, einem Teppich ausgestattet, die Wände mit Teppichen ausgekleidet. Vor der Hütte stehen ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Umgeben ist das Camp von hohen Sicheldünen, ein tolles Panorama! Um den Sonnenuntergang zu bewundern, fahren wir noch ein Stück weiter in die Wüste und nun überqueren wir auch zum ersten Mal Sicheldünen.

Eine erste „Dünenüberwindung“ gelingt, bei der zweiten bleiben wir stecken. Unsere Fähigkeiten, auf Schnee zu fahren, helfen uns hier nicht weiter. Nicht vorsichtiges Gasgeben und langsames Anfahren ist geboten, sondern – im Gegenteil – kraftvolles Anfahren mit viel Schwung. Wir müssen uns helfen lassen, nur so schaffen wir es auf die nächste Sicheldüne. Der weitere Aufstieg geht zu Fuß.
Auf der Anhöhe angekommen, bewundern wir den Sonnen-untergang, der sich in einer unglaublichen Stille vollzieht. Die Wüste duftet, irgendwie „nussartig“, der Sand ist fein und so weich wie Seide, wenn er durch die Finger rinnt. Mit Datteln und Café wird der Ausflug beendet. Die Fahrt zurück ins Camp gelingt trotz kleiner Aufregungen ohne Probleme. Das Essen im Camp ist reichhaltig und lecker.

Camp im OmanIn der Nacht bleibt die befürchtete Kälte aus, im Gegenteil es ist angenehm kühl, aber so, dass man beim Toilettengang ohne zu frieren für eine Weile den Sternenhimmel bewundern kann. Immer wieder kommen mir Sequenzen aus den Romanen und Erzählungen von Albert Camus oder aus dem „Kleinen Prinzen“ von Saint-Exupéry in den Kopf. Beide Autoren haben die Situation in der Wüste wunderbar erfasst. Die Kühle am Morgen weicht ziemlich schnell der Hitze des Tages; der Sand flimmert bereits, als wir die Rückfahrt aus der Wüste antreten.

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