Twelve Apostles
heißt dieser, nach Ayers Rock und Sydney Opera wohl am meisten fotografierte Teil Australiens und der Great Ocean Road. Warum der so heißt, niemand weiß das wohl so richtig. Fest steht, die Twelve Apostles, so auf einer Karte von Charles La Trobe in 1864 vermerkt, wurden damals The Sow und Pigs genannt. Ja, so ist er der Aussie, aber dann soll er wohl irgendwann in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts gemerkt haben, dass es für die Verlockungen des Tourismus wenig einträglich ist, wenn man sie emphatisch aufforderte: „Besuchen Sie doch mal die Sau und die Schweine!“ Außer schallendes Gelächter haben dann die Ortsansässigen wohl wenig geernted, so dass allein aus Marketingsicht eine Umbennenung sinnvoll erschien.
Warum dann Zwölf Apostel? Keine Ahnung, aber es ist ja schon sehr oft vorgekommen, dass bei einer semantischen Radikal-Hygiene der Weg aus dem Saustall oft schnurstracks ins christlich biblische Vokabular führt; vielleicht war das hier auch der Fall. Und das Christentum zum Vorbild zu nehmen, wenn es um verbale Verlockungen zur Optimierung der Einnahme- und Erlössituation geht, hat sich ja schon desöfteren bewährt.
Nun stehen sie da mit einträglicherem Namen und signalisieren in diesem auch noch so etwas wie Unvergänglichkeit, dabei waren damals zur Namens-Einführung schon nurmehr neun der zwölf Apostel am Leben und, da die Erosion am weichen Gestein ordentlich wirkte, ist zwischenzeitlich noch eine der Felsennadeln eingestürtzt, so dass man präzise nur noch von Eight Apostles sprechen darf.
Und abends kommen die Pinguine an Land
Tagsüber schwimmen Trauerschwäne, Enten, Reiher und Pelikane in Ufernähe und auf Felsen brüten Silver Gulls. Strumtaucher sieht man immer und überall, aber den australischen Tölpel gelegentlich und ganz besonders selten den Black-faced-Kormoran. Aber das wohl ergreifendste Schauspiel findet jeden Abend statt, wenn am Strand, Nähe London Bridge und Twelve Apostles die Pinguine von ihren Raubzügen im offenen Ozean heimkehren. Deshalb finden sich auch in den Sommermonaten recht viele Menschen zur Dämmerung dort ein, dann auch gleich mit Bussen herbeigeschafft. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn meist reisen die Massen schon nach wenigen Minuten wieder ab und der lange Küstenabschnitt gehört wieder den Ur-Bewohnern hier.