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Bad Doberan – Münster

Perle der norddeutschen Backsteingotik

Atemberaubendes Mittelalter.

Münster - Bad Doberan

Münster - Bad DoberanWas allenthalben das Doberaner Münster genannt wird, ist ein, in einem weitläufigen, wunderschönen Park gelegenes Ensemble von Gebäuden.

Dazu gehören das Münster bzw. die Klosterkirche, ein Kreuzgang / Klausurgebäude, ein gut erhaltener romanischer Bauteil, das berühmte Beinhaus, die sog. Wolfsscheune, Wirtschaftsgebäude, das Kornhaus – heute Café, Küsterhaus, Westtor, das perfekt restaurierte Möckelhaus, das Torhaus mit Klosterladen und Gartencafé, Amtsgebäude und eine 1 km lange, meist gut erhaltene Klostermauer. Teiche, zahlreiche Ostbäume, Inseln zum Verweilen, Spielwiesen, alles das gehört dazu.
Bad Doberan Mü
Betritt man das Gelände des im Jahre 1171 gegründeten Klosters, heute meist durch das Westtor, dann ist es, als ob man neues Terrain betritt. Und es empfiehlt sich, nicht gleich in die Klosterkirche zu gehen, sondern den beeindruckenden Bau in seiner ganzen Pracht und Würde von allen Seiten zu erleben. Ein Rundgang im Park ermöglicht das.

Münster - Bad Doberanbad-doberan (2)Kurze Wanderung durch das Terrain des Erhabenen.

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Der Park ist weitläufig und wegen der alten Mauer, die ihn umgibt und wegen der alten Gebäude, die man an vielen Stellen durch Bäume und Büsche, die vieles gesehen, gehört und erlitten haben mögen in Teilen erspäht, trotzdem intim.

Hier ist man immer dem Kloster nah und nie weit weg von der Kirche, die ihre erhabene Architektur aus allen Perspektiven zeigt.

Diese Stimmung von Intimität und Erhabenheit hat nicht jeder und nicht jeder, der so etwas zu verspüren vermeint, teilt mit jedem dasselbe.

Gleichwohl belegen die Menschen, die in den Park treten oder in die Kirche des ehemaligen Klosters, dass die Erfahrung von Erhabenheit unserer Kultur seit den antiken Griechen eingeprägt, gleichsam in unserer Person enthalten ist. Man sieht es ihnen an. Chinesen kennen das nicht.

Probieren Sie es selbst aus. Überlassen Sie sich dem Park des Klosters. Sie werden sehen, das Erhabene oder Sublime (lat. für „erhaben“) ist mehr als das, was es im alltäglichen Sprachgebrauch bedeutet: etwas Großes und Überwältigendes. Von den Griechen und aus der Kunstgeschichte wissen wir, das Erhabene bezeichnet eine Anmutung von Größe, machmal sogar Heiligkeit, jedenfalls eine Erfahrung, die über das gewöhnlich Schöne weit hinausreicht. Das Sublime ist daher auch mit dem Gefühl von Unerreichbarkeit und Unermesslichkeit verbunden, löst Erstaunen aus, das mit Ehrfurcht und/oder Schrecken verbunden sein kann.

Bei Aristoteles wird das Erhabene als dasjenige beschrieben, das die Hörer bewegt und erschüttert. Für ihn war die Dichtung, die Tragödie, damals noch als Kunst des Vortrags, der Rhetorik also Träger des Erhabenen. Die Begabung zum Erhabenen, hier eines erhabenen rhetorischen Vortragsstils, ist angeboren und durch Kenntnis von Regeln der Rhetorik nicht zu erlangen.

Das war bei Kant ähnlich: Hier entstand das Gefühl des Erhabenen dadurch, dass das sinnlich Angeschaute sich nicht in Begriffe fassen lässt und so das Denkbare übersteigt. Der Kunst kam dabei die Aufgabe zu, dieses sich entziehende nicht Denkbare zur Darstellung zu bringen. Ein Objekt, auch ein Gebäude, ist also erhaben, wenn es erhabene Ideen im wahrnehmenden Subjekt hervorruft.
Natürlich spielt bei Kant die geistige Verfassung des Betrachters die entscheidende Rolle, denn kein Objekt, noch die Natur alleine ist ohne die Vernunftideen des Betrachters erhaben.

Münster - Bad DoberanMünster - Bad DoberanSchiller, im Geiste und Herzen immer Revolutionär, sah das Erhabene „einerseits aus dem Gefühl unserer Ohnmacht und Begrenzung, einen Gegenstand zu umfassen, anderseits aus dem Gefühle unserer Übermacht, welche vor keinen Grenzen erschrickt und dasjenige sich geistig unterwirft, dem unsere sinnlichen Kräfte unterliegen“.

Beim Erhabenen fühlen wir uns frei, „weil die sinnlichen Triebe auf die Gesetzgebung der Vernunft keinen Einfluss haben, weil der Geist hier handelt, als ob er unter keinen anderen als seinen eigenen Gesetzen stünde“.
Das Erhabene „verschafft uns einen Ausgang aus der sinnlichen Welt“ und sei gleichzeitig „ein gemischtes Gefühl. Es ist eine Zusammensetzung von Wehsein… und von Frohsein…“
Beim Erhabenen „stimmen Vernunft und Sinnlichkeit nicht zusammen, und eben in diesem Widerspruch zwischen beiden liegt der Zauber, womit es unser Gemüth ergreift“:

Wie dem auch sei, das Erhabene stand in der Geistesgeschichte des Abendlandes immer für die Freiheit des Menschen, alles verändern, alles überschreiten zu können und in seiner Geschichte als Gattung auch über die eigene Endlichkeit hinauszureichen. Veränderung und Überschreitung mithin kennen die beiden Antipoden der Erfahrung, einmal die Ungewissheit, wohin denn Veränderung führen wird und das Hochgefühl von Freiheit, das Neue zu wagen, Neues zu schaffen.

Und es ist jener Geist des Erhaben oder der genius loci, der geheimnisvolle Geist dieses Ortes hier im Münster von Bad Doberan, den man verspüren kann. Ein zutiefst spiritueller Ort, ging doch von hier die Christianisierung des Nordens entlang der Küsten der Ostsee aus. Ein wenig wehen noch die Todesschreie der unzähligen Frauen durch den Park, die ihr Leben ließen unter martialischer Folter und Verbrennung auf den Scheiterhaufen, die die Christianisierung hier bis ins 16. Jhd. begleiteten. Aber auch die Überwindung des Mittelalters, die Spuren der Renaissance wie etwa die Renaissancegrabplatte des ersten lutherischen Pfarrers Hermann Kruse († 1599), das aufstrebende Handwerk, das subtile Selbstbewusstsein des Handels haben sich hier erhalten.

Die lange Tradition des Münsters als Grablegung des mecklenburgischen Herrscherhauses wie deren Überwindung, deren Sakularisation, bestehen nebeneinander und machen den genius loci auch zu einem sinnlichen Erlebnis, wofür ganz besonders das uralte Beinhaus auf dem Gelände steht. Wo kann man sonst an einem Ort die Geschichte des Übergangs vom Mittelalter in die beginnende Neuzeit besser erfahren als hier?

Münster - Bad DoberanDas Inventarium des Übergangs, mithin ein Stück Geschichtsschreibung selbst, buchstabiert sowohl die religiöse Tradition des Ortes am Hochaltar mit schweren, silberbeschlagenen und goldenen Gegenständen, den voluminösen, kristallenen Leuchtern, schmuckvollen Kästchen, Heiligtümern und zahllosen Kassetten. Oder für die Torkapelle, für die Kelche, Kruzifixe und vergoldete Engel auf dem Altar erwähnt sind.

Gleichwohl aber sieht man auch die Säkularisierung des Ortes, allenthalben bei den Werkstätten wie Glaserei und Schuhhaus, bei den Ställen, in der Küche, im Backhaus, im Kornhaus und in der Mühle, in den Wirtschaftsgebäuden sowie in den ausgedehnten Besitzungen, die die Zeit der Aufhebung des Klosters in einen weltlichen Verwaltungssitz und später als Kriegsmagazin der napoleonischen Truppen markiert.

In der jüngeren Vergangeheit insistierten sowohl Lyotard als auch Adorno darauf, dass eine Transposition des Erhabenen in die Sphäre des Politischen ausgeschlossen bleiben müsse, weil dies entweder in Terror oder Faschismus münde. Beide irrten gewaltig.
Einmal, indem sie somit politisches Handeln – sicher unter dem Eindruck von 1933-45 und der Zeit des Robespierre und der Jakobiner – als solches entzaubern. Zum anderen aber, als sie der von Menschen gemachten Geschichte ihre Würde nehmen. Würde, als sie, wie Schiller formuliert, Ausdruck einer erhabenen Gesinnung ist, in der die Freiheit des Menschen zur Veränderung stets beinhaltet ist. Und dafür steht das Doberaner Münster wie die Mauer und das Brandenburger Tor.
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Münster - Mühlenaltar - Bad DoberanMünster - Bad DoberanMünster - Bad DoberanvMünster - Bad DoberanZur Geschichte der Klosterkirche.

Nachdem Fürst Pribislaw 1164 den christlichen Glauben angenommen hatte, genehmigte er dem ersten Schweriner Bischof Berno die Gründung eines Klosters.
Diese erfolgte durch einen Konvent von Zisterziensermönchen aus dem Kloster Amelungsborn im Weserbergland in Althof, einem damaligen Dorf bei Doberan.

Das Kloster, das zu den wichtigsten hochgotischen Backsteinbauten im Ostseeraum gehört, hatte als erstes mecklenburgisches Kloster und landesfürstliche Hauptgrablege bereits im Mittelalter große politische und historische Bedeutung und wurde zu einem Zentrum des christlichen Glaubens im Land.

Es erhielt dank großzügiger Schenkungen bald erheblichen Grundbesitz, wurde aber 1179 nach dem Tod Pribislaws im Jahr 1178 in den gewaltsamen Thronfolgeauseinandersetzungen zerstört, wobei 78 Menschen starben.

In Althof, heute ein Ortsteil von Bad Doberan, stehen noch Reste der alten Klosterscheune. Die Neuansiedlung erfolgte dann 1186 in Doberan.

Die ursprünglich romanische Kirche war das Zentrum des Klosters und erhielt mit seiner wachsenden Bedeutung nach einem Brand ein neues Gesicht.

Im Jahr 1280 begann man, sie durch das heutige Münster zu ersetzen, wobei Teile des romanischen Vorgängers dabei in den neuen Baukörper mit einbezogen wurden. Die Weihung des Münsters erfolgte 1386.

Nach der Reformation und Auflösung des Klosters im Jahre 1552 blieb die Kirche als Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde erhalten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Münster 1637 geplündert und schwer beschädigt, einige der Klostergebäude abgetragen.

In den Jahren 1883 bis 1896 erfolgte im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz II. eine gründliche Sanierung.

Den 2. Weltkrieg überstand das Münster unbeschadet. Somit blieben viele Kunstschätze erhalten. Weitere Sanierungen sowie Restaurierungsarbeiten zum Erhalt des Münsters erfolgten in den 70er und 80er Jahren sowie von 2002 bis 2008.

Die Architektur der Klosterkirche.

Eine dreischiffige, kreuzrippengewölbte Basilika ohne Verzierung bildet den Grundriss des Münsters. Das gewölbte Mittelschiff hat eine Gesamtlänge von 76 Metern. Die halbhohen Seitenschiffe, das kreuzförmige Querschiff sowie der polygonale Chorabschluss mit Chorumgang und seinen nach außen führenden fünf Kapellen bilden eine schlichte aber formvollendete Einheit.

Auch der Außenbau orientiert sich an den Ordensregeln der Zisterzienser. Kernmerkmale der Zisterzienserspiritualität sind ein beständiges Leben in der Klausur und gebunden an ein bestimmtes Kloster (stabilitas loci) die Verbindung von abgeschiedenem Leben und zugleich Gemeinschaftsleben innerhalb des Klosters, die Pflege einer einfachen Lebensweise, Hochschätzung der Handarbeit sowie eine kontemplative Lebensweise mit gemeinschaftlichem Chorgebet und betrachtendem Gebet in der Stille.

So wurde denn auch auf übermäßige Verzierungen, Westtürme oder große Glocken beim Bau der Kirche verzichtet. Lediglich Westgiebel und Querschiffe sind reich mit Blendrosetten geschmückt. Die mittelalterliche Innenausstattung blieb über die Jahrhunderte so gut wie unversehrt und ist die reichste aller Zisterzienserklosterkirchen europaweit.
Zu den bemerkenswertesten Zeitzeugen zählen z.B. der monumentale Lettner-Kreuzaltar (ältester Flügelaltar der Kunstgeschichte, um 1360 erbaut), der Hochaltar (um 1310), der Mühlenaltar (um 1420), der Leuchter mit spätromanischer Marienfigur (ab 1280), das Chorgestühl der Mönche (ab 1300) und das Grabdenkmal der dänischen Königin Margarethe Sambiria (um 1285).


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