Auctionata

Livestream-Auktionshaus

Andy Weisner - Street ArtDeutsche Antwort auf Christie’s und Sotheby’s.

An Kunst mitverdienen, im Luxussegment mitmischen, das setzt schon einiges an Begehrlichkeiten, sind doch beide, Kunst und Luxus, äußerst margenträchtige Marktsegmente. 2012 von Alexander Zacke und Georg Untersalmberger mit Investorenkapital der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der Otto Group in Berlin gegründet, bezeichnet sich Auctionata als: Das führende Online-Auktionshaus für Kunst und Luxusobjekte und spezifiziert gleich in der Subline: Profitieren Sie von unserer Expertise ihr eigentliches Geschäftsmodell.

Wie das Unternehmen mit Sitz in Berlin und New York City selbst veröffentlicht, unterhält es mehr als 300 Experten in über 40 Ländern, die kompetent Auktionsobjekte aus mehr als 100 Kategorien zu bewerten in der Lage sein sollen. Das klingt üppig und begründet den mutigen Anspruch von Auctionata, mit den multinationalen Auktionshäusern Christie’s und Sotheby’s nicht nur in Wettbewerb zu treten, sondern darin auch zu bestehen.

Dazu haben die beiden Gründer eine Technologie entwickelt, mittels der sie Live-Auktionen durchführen können, die im Gegensatz zur weitverbreiteten eBay-Auktion Versteigerungen im Sinne des § 156 BGB darstellen, die beim zuständigen Ordnungsamt registriert und von einem Auktionator geleitet werden und wodurch kein Fernabsatzvertrag zustande kommt.

Andy Weisner - Street ArtMehrere Artikel beschäftigen sich in 2016 mit dem Unternehmen und sehen dessen Geschäftsmodell kritisch. Ein KPMG-Bericht enthüllt gar erhebliche Verstöße bei Auctionata; siehe dazu Webseite Gründerszene.

Es ist beleibe nicht das erste Mal, dass die Praktiken des Startups beanstandet werden. So hat es, ganz im Gegensatz zu ihrem Wettbewerbs- und Anspruch als Herausforderer der etablieten Auktionshäuser 2014 Anzeigen geschaltet, die eine geschäftliche Verbindung zwischen Auctionata und Sotheby’s und Christie’s vermuten ließen. Das Landgericht Berlin sah es als erwiesen an, dass das junge Unternehmen den Namen der berühmten Konkurrenten unbefugt nutzte und verdonnerte es zur Unterlassung.

Nicht nur, dass generell das Auktionsgeschäft mit Luxusartikeln und Hochpreis-Kunst als reines Online-Geschäft schwierig ist, ist auch zumindest die Gefahr nicht ganz von der Hand zu weisen, sich ungewollt in unsaubere Geschäftsmachenschaften zu verwickeln. Luxusgüter sind hier besonders geeignet, einen grauen Markt von Fälschungen und Helerware zu bedienen, wie man auf der Webseite Trustedwath immer wieder nachlesen kann.
Ob sich daher die Interessenten und potenziellen Käufer für Luxusartikel und hochwertiger Kunst wirklich lieber auf einer unbekannten Plattform umschauen werden als bei Christie’s oder Sotheby’s, die sich nicht nur über Jahre eine Reputation aufgebaut haben, sondern ihre Produkte mittlerweile auch über Onlineportale versteigern, muss also abgewartet werden.

Mit der Fusion zwischen Auctionata und dem ehemaligen US Wettbewerber Paddle8 soll nun alles besser und das „mittlere“ Kunstsegment (bis 500.000 Euro nach eigene Auskunft) fokussiert werden. Ob dahinter nicht nur ein IPO und das „schnelle Geld“ die Hauptantriebskräfte sind, oder ein seriöser Wettbewerber auf dem Markt der webbasierten Kunstauktionen entsteht, bleibt der Zukunft überlassen.

Nachtrag: Auctionata beantragt vorläufige Insolvenz: Online-Auktionshaus steht vor dem Aus.

19.01.2017, 10.41 Uhr

Finanzierungsprobleme hatten sich bei Auctionata bereits in der vergangenen Woche angedeutet. Nun hat das Startup vorläufige Insolvenz beantragt.
Mehr dazu auf der Webseite wiwo.de.

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