BERLIN – GAETA Dialogo 2021
Die Künstlerin Ruźa Spak lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Italien und Deutschland gleichermaßen. So hat sie im Laufe der Zeit zwei künstlerische Lebensbereiche erobert, die sie gewissermaßen als künstlerische Botschafterin wechselseitig vertreten kann. Nichts lag näher, als diese beiden Teile miteinander verbinden zu wollen, die viel besungene Italien Sehnsucht der Deutschen und die junge und aktive Kunstszene in Berlin, ein `must be` für viele Künstler:innen aus Italien bzw. weltweit.
Die Einladung nach Italien hat bei fast allen Künstler:innen eine sprudelnde Quelle erschlossen und sie dachten sofort über die geografische Lage nach, das große weite Blau, das Element Wasser und wie es sein würde, dort zu leben. Die große Weite, das unendlich scheinende Meer, das Jahrtausende lang Kulturen aller Art dazu angeregt hat, künstlerische Werke zu erschaffen.
Ob Poesie, Musik oder Malerei, immer beflügelte es die Menschheit zu großen Gefühlen und Gedanken, die künstlerisch übersetzt wurden. Es ist eine unendliche Projektionsfläche für Entstehungsmythen, Innovationsgedanken und/oder Forschergeister. Entdeckungen und Eroberungen, kosmologische Betrachtungen wie psychologische Interpretationen fanden und finden im Bild des Meeres ihren Widerhall. So ist es nicht nur bei den Menschen, die unmittelbar am Meer leben, sondern auch bei der Menschheit im Allgemeinen schlechthin.
Da wir – BERLIN based artists – uns in einem vereinten Europa befinden, sehen wir die umgrenzenden Meere, auch wenn wir hier im nordöstlichen Breitengraden von Berlin auf dem flachen Land sind, als die zu uns gehörenden an. Unser nächstes Meer ist von Berlin auch nur knapp 300 km entfernt.
GAETA, diese süditalienische Stadt, die sich in der Region zwischen Rom und Neapel befindet, liegt direkt am Meer und ist mit ihrer exorbitanten Lage auf einer Landzunge, zu etwa dreiviertel vom Meer umgeben, d.h. das Meer ist der größte Lebensraum der Bewohner. Die Stadt endet sozusagen in der Landzunge.
Dieser Teil des viel besungenen Thyrrhenischen Meeres, das Teil des Mittelmeeres ist, hat große Geschichte in der Antike geschrieben, die auch die zeitgenössischen Künstler:innen von heute wieder thematisieren und erneut mit ihren Arbeiten zur Diskussion stellen möchten. Aber darüber hinaus sind die Künstler:innen auch besonders von der metaphorischen Ebene des Meeres fasziniert.
Das Projekt BERLIN – GAETA Dialogo thematisiert bei einigen auch das Meer in uns, wenn wir manchmal das Gefühl haben zu Schwimmen oder einfach nur eine große Sehnsucht nach Freiheit verspüren. Freiheit nach einem grenzenlosen Lebensraum, der allen Menschen Platz bietet.
Das Meer ist Metapher für das Leben schlechthin. Und das Element Wasser, als der Ursprung allen Lebens, wird in verschiedenen Ursprungsmythen beschriebe: z.B. am 3.Tag schuf Gott das Meer, laut der christlichen Schöpfungsgeschichte. Das Wasser ist aber auch ein Synonym für das Unterbewusste, das Abgründige, das mit dem Tod verbundene, und auch für die ewige Wiederkehr. Sollte uns dieses Element nicht in gewisser weise wertvoll und heilig sein oder zumindest rein und erhaltenswert?
Der Ort GAETA und seine Umgebung war Jahrzehnte der Ort, an dem Cy Twombly gelebt und gearbeitet hat. Er sammelte täglich angeschwemmte Stöcke, Strandgut, das er z.B. für seine Installation in der Washingtoner Nationalgalerie gebrauchte. Dieses hat natürlich die gesamte Region und ihre Künstler beeinflusst, viele haben in ihm ihren Meister gefunden oder waren mit ihm befreundet. Viele Künstler, die aus dieser Region stammen, kannten ihn und seine Arbeit gut, und einige Maler aus Twomblys Umfeld freuen sich, zusammen mit Künstler:innen aus Berlin in einen Dialog treten zu können.
Doch sehen Sie selbst, welche Ideen die Werke beinhalten.
Wir danken sehr herzlich der Gemeinde Gaeta, insbesondere dem Direktor der Galleria
Kommunale da Gaeta, Antonio Lieto und den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern.
