Sven Kierst – Neue Arbeiten 2020

Kein Stillstand

Brücken sind stets auch Übertretungen.

Sven Kierst Fotografie - Kunstgalerie

Die Arbeiten aus dem Jahr 2020 zeigen zuerst einmal eins: Stillstand findet im Werk von Sven Kierst nicht statt. Und das, wenn das ganze Land, wenn Europa und die Welt im Lockdown eingesperrt sind.

Wenn gleich Kierst’s Arbeiten stets einen Realitätsbezug auch haben, zur Pandemie selbst äußern sie sich nicht. Ihnen geht es nicht um vordergründige Inhalte, sie sind keine Presse-Statements. Kierst geht es vielmehr um die Hintergründe, um alles das, was normalerweise als „Verschlusssache“ daherkommt, sich tarnt, sich verhüllt und sich den Blicken zu entziehen versucht.
Was bekommen wir zu sehen, wenn wir etwas sehen? Was zeigt ein Bild? Sind wir nicht meistens sehr schnell und sehr sicher, zu wissen, was wir sehen?

Sven Kierst Fotografie - Kunstgalerie

Schon solche Fragen übertreten Grenzen, solche, die wir uns selbst errichten; wir hinterfragen uns selbst. Vor allem will Kirst also Grenzen übertreten, will zeigen, dass „sich einrichten“ eine private und schon gar keine notwendige Angelegenheit ist. Grenzen übertreten macht Lust und wird belohnt. Selbst die Strafe, die man einmal für Grenzübertritte erhalten hat, hat sich gelohnt.
Wir erinnern gerne das Foto (Frau mit grüner Hose), welche paradigmatisch den Mensch innerhalb extensiver Grenzziehungen zeigt; auch, das Grenzüberschreitung schon darin realisiert werden kann, wenn man die Grenzen einfach ignoriert, wenn sie einem schlicht egal geworden sind.

Die wohl am meisten gesicherte Grenze in der Kunst war die zwischen Malerei und Fotografie. Bis Gerhard Richter sie eingerissen hat und der recht oberflächliche Begriff des „Fotorealismus“ in die Malerei eingezogen ist. Wenn nun also die Malerei mit der Fotografie verschmilzt, ist das dann „Fotomalerei“?

Man sollte doch aufhören mit den Zuordnungen; alles wird immer zugeordnet, wird in Relation gesetzt. Das machen wir seit Aristoteles die Kategorienlehre erfunden hat. Aber wir wissen doch: Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch. Diese Erkenntnis ziert eine Wand im Café-Restaurant SPEISESAAL in der Bundeskunsthalle in Bonn und darf ruhig zum Nachdenken über Zuordnungen provozieren.

Wenn Fotografie in Relation zur Malerei nicht untergeordnet oder gar übergeordnet sein will, wenn es für solche Kategorien überhaupt keine Notwenigkeit gibt, was dann?

Sven Kierst Fotografie - Kunstgalerie

Schauen wir doch einfach einmal auf die neuen Arbeiten von Sven Kierst aus dem Jahr 2020; vielleicht ein wenig länger, bis uns deren Hintergründe, deren Tiefen mitnehmen dorthin, wo man auch ohne Kategorien etwas zu sehen bekommt. Dort, von wo das Echo der Bilder zu uns herüberschallt, von wo die Kraft der Bilder unsere Vorstellungen anregen.

Wir wünschen ein schönes Jahr 2021. Gehen Sie doch mal wieder Kirschen klauen!

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