Torsten Paul: Neue Werke 2020/21

Ikonografien der Gegenwart.

Torsten Paul - Malerei 2021

„Unser Traum vom Fliegen“

Wir haben Torsten Paul als Maler, Zeichner und Bildhauer hier auf OnGolf vorgestellt, seine Fähigkeit, Brücken über Genres zu bauen, stilsicher zwischen den Malstilen sich zu bewegen. Die neuen Werke aus den Jahre 2020 und 2021, die wir heute hier vorstellen, gehören alle zum Genre Malerei.

Torsten Paul - Malerei 2021

„Alle Weisheit dieser Welt“

„Alle Weisheit dieser Welt“. Man könnte in diesem Bild ein Narrativ der Zeit sehen, eine Collage von bedeutungslos gewordenen Symbolen. Wir sehen wir den Elefant, das heilige Tier der Inder, das Weisheit, Fruchtbarkeit und Kraft symbolisiert.

Da sehen wir Teile mehrarmiger Gottheiten wie sie in der asiatischen Kunst vielfältig und vielgestaltig vorkommen wie etwa der Kriegsgott, dessen Arme gleichzeitig viele Waffen und Schilder zu tragen und gegen seine Feinde einzusetzen weiß und der die Unbesiegbarkeit symbolisiert.

Wir sehen Arme, die an Adam Smiths unsichtbare Hand als Zeichen des Kapitalismus erinnern, dirigiert vom Geld dem Fetischismus der Waren folgend. Wir sehen ein von Bomben zerstörtes Land, eine Hand, die nurmehr winzige Fische aus dem Meer zu holen in der Lage ist, eine andere Hand, die leere Teller entgegenreckt und eine Wasserhahn, der kein Wasser mehr abgibt, ein Smartphone wie eine Spiel vor sich hält und die klassischen Medien, die vor sich hin rosten.

Hier melden Weise nichts mehr, hier liegt die Weisheit in Ketten, während der schnöde Mammon regiert.

„Das Leben ist des Lebens müde“

„Das Leben ist des Lebens müde“ – Ein Bild bricht mit dem germanischen Mythos der Kraft und Beständigkeit, symbolisiert durch die Eiche, die zugleich auch als ein urdeutsches Symbol gilt und in früheren Heraldiken selten fehlte. Wofür stand und steht nicht alles die deutsche Eiche? Für die Kraft, Beständigkeit und für den Kampf, einschließlich des Sieges. In der germanischen Glaubenswelt spielte sie als heiliger Baum über Jahrhunderte eine besondere Rolle, den Germanen war sie heilig und sie waren es auch, die die Eichen den „Fürst der Wälder“ nannten.

Die Kelten nannten die Eiche „Duir“, und feierten in heiligen Eichenhainen religiöse Feste. Die Misteln, die auf den Eichen wachsen, wurden von den Druiden, den „Eichenpriestern“ Galliens, mit großem rituellen Aufwand geerntet und galten als sehr kostbar. Als das Christentum nach Deutschland kam, wurden viele der Heiligen Eichen gefällt. Besonders das Fällen der Donareiche – dem germanischen Gott Donar oder auch Thor geweiht – bei Geismar im heutigen Hessen ist bis heute überliefert.

Die deutsche Eiche in der malerischen Interpretation durch Torsten Paul zeigt nichts mehr, außer einer ambivalenten Erinnerung an die Symbolik des Baums der Deutschen wie auch das Motiv „Butterbrot“ an etwas erinnert, was zur deutschen Symbolik zählte, die ehrliche Arbeit und Lohn einst miteinander verband. Heute in Zeiten der Pandemie ist nur zu deutlich geworden, dass diese Gleichung vom Wert der Arbeit für wenige Berufe noch stimmt.

Torsten Paul - Malerei 2021

„Butterbrot“

Wie der Wert der Arbeit sich inflationiert hat, so persifliert „Für alles gibt es einen Pinsel“ die Inflation des Denkens durch unsere halbwissende Meinungsvielfalt und mit dem Bild „Dem unbekannten Maler“ setzt Paul ein malerisches Denkmal den zahllosen unbekannt gebliebenen Maler-Kollegen.

Torsten Paul - Malerei 2021

„Für alles gibt es einen Pinsel“

Torsten Paul - Malerei 2021

„Was noch bleibt“

Torsten Paul - Malerei 2021

„Dem unbekannte Maler“

Das Bild „Was noch bleibt“ entstammt dem mittlerweile angewachsenen und vielfältigen Zyklus „Werksgelände“ und thematisiert hier den Austritt aus dem Berufsleben und eröffnen gerade in Verbindung mit der heutigen Zeit eine ganze Reihe von Zukunftsassoziationen, Vorstellungen von einem jähen Ende von Beruf und existezieller Sicherheit, wie das viele Menschen in Deutschland und weltweit vor Covid-19 kaum, wahrscheinlich nie sich haben träumen lassen.

Der Titel „Langsam verblassende Erinnerung“ spielt mit Bildern, die zugleich anwesend und abwesend sind wie die Erlebnisse in unseren Erinnerungen. Ein Stück aufgeklebte Leinwand, vom dem die Ränder abgerissen sind, symbolisiert das Vergessen, und hier stehen gemalte Elemente wie die Leinwand und die Fäden neben echten Elementen, den Fäden am Rand und irritieren den Blick, der nicht sicher erkennen kann, was sich tatsächlich im Bild auflöst und was nicht scheinbar und also künstlich ist.

Ein wenig so wie unserer Erinnerungen auch nicht immer ganz so sicher sind, was wirklich war und was man vergessen hat, was es eigentlich einmal war.

Das Motiv „Dem unbekannte Maler“ ist eine Hommage, gewidmet den vielen aber unbekannt gebliebenen Malern im heutigen Kunstgeschäft und zugleich ein Mahnmal gegen den Verfall der Kunst in der Gegenwart.

 

 

 

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