Golf bei den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien

alea iacta est

First Drive voll in die Wicken.

Würfel - alea iacta est

Photograph by Rama, Wikimedia Commons, Cc-by-sa-2.0-fr, CC BY-SA 2.0 fr,

Der Würfel ist also gefallen. Martin Kaymer und Alex Cejka fahren nach Rio für Deutschland. So weit so gut. Der Rest der Story aber ist ein Schlag mitten ins Gesicht unseres Sports, ein Quick Hook in die Büsche.

Nach 112 Jahren ist Golf wieder zurück auf der Bühne des Olympischen Sports, aber die Golfer wollen diese Bühnen nicht betreten.

Jedenfalls nicht die Besten der aktuellen Weltrangliste: Jason Day, Jordan Spieth, Rory McIllroy, Dustin Johnson. Sie haben neben anderen abgesagt.

Die Begründungen der Absagen lesen sich wie eine Verhöhnung der Intelligenz und Integrität aller Golfsportler, Pros wie Amateure:

Das geht von: leider kein Termin frei…Zika-Virus…Turnier hat keine Tradition… wobei letztere nicht nur den Geisteszustand des Spielers beschreibt, sondern auch paradigmatisch für die Repräsentanten einer Sportart steht, die, wie Martin Kaymer in einem viel beachteten Interview in der ZDF Sportschau sie bezeichnet hat:

Golfclub-Finder - Turnier Augasta USAAugasta National Golf Club, Augasta, Georgia, USAAugasta National Golf Club, Augasta, Georgia, USA„Um ehrlich zu sein: Wir sind extrem verwöhnt in unserer Sportart.“ Und weiter: „Es ist für mich extrem schwer zu verstehen, dass man am größten und ältesten Sportevent der Welt nicht teilnehmen möchte. Für mich wäre es ganz schwer, eine Begründung zu finden, nicht teilzunehmen.“

Und dann bemerkt Kaymer noch, dass die Weideraufnahme von Golf bei den Olympischen Spielen nach 112 Jahren eine unglaubliche Gelegenheit ist, den Sport populär zu machen. „Und nicht nur in den USA oder Großbritannien, wo Golf ohnehin schon Breitensport ist.“ Die Absagen empfindet er als extrem bitter. Gar nicht so sehr für sich persönlich, da einige seiner größten Wettbewerber ja nun ausfallen und damit seine eigenen Siegchancen steigen. Vielmehr für all die Leute, „die hart dafür gearbeitet haben, dass Golf wieder olympisch wird“.

Und das ist mehr als nur peinlich. Das ist eine Schande und eine Beschädigung des Golfsports. Ständig beschweren sich Golfer außerhalb der USA und GB über die mangelnde Beachtung und Berichterstattung in den elektronischen Massenmedien. Jetzt hätte man alles dies endlich, da sagen die jungen Geldsäcke und Egozentriker die Teilnahme ab. Klar, dass das IOC bereits laut darüber nachdenkt, Golf wieder von der Liste zu streichen (obwohl das IOC sich lieber um die eigene Angelegenheiten in Sachen Staatsdoping kümmern sollte).

Die Gelegenheit, dass diese verwöhnten, überbezahlten und nicht gerade übermäßig mit sozialer Kompetenz ausgestatteten Ego Shooter des weißen Balls etwas an die Gemeinschaft der Golfer, von der sie ja maßgeblich leben, zurück geben, ist perdu. Es wäre eure heiligste Pflicht gewesen, mit dafür zu sorgen, dass heute junge Golfer morgen bei Olympia starten können; ihr Flachköpfe! Schaut mal über euren Flachtellerrand hinaus und lest mal darüber, was Wayne Gretzky, Stefi Graf, Andre Agassi, Boris Becker, Michael Stich, Roger Federer, Dirk Nowitzky und viele andere mit ihren Starts bei Olympia für ihre Sportarten, den Nachwuchs und allgemein für den Sport in ihren Ländern bewirkt haben. Tausende jungen Menschen melden sich nach Olympia bei Sportverbänden an, Tausende an Helfer, Trainern etc. motiviert deren Teilnahme, meist ehrenamtlich weiter zu arbeiten.

Was hätten wohl Bernard Langer, Jack Nicklaus und Gary Player zu euren Absagen gesagt, he? Ihr werft eine einzigartige Chance weg, euren Sport der Welt bekannter zu machen und die Chancen für junge Golfer zu verbessern, aber das ist euch ja egal, kommt es ja nur auf euch selbst an. Ja, ja, ihr seid eine „Marke“. Ihr seid nur reiche, verwöhnte Golfpros, arm an allen sonstigen Fähigkeiten, die nichts mit dem Golfball zu tun haben.

Richtig, bei Olympia könnt ihr nichts verdienen. Und Olympia als Startbrett in eine materiell gute Zukunft braucht ihr auch nicht. Rational ist alles klar, gelle? Aber wie viele der hochbezahltesten US-Basketballer z. B. nehmen wohl an Olympia teil? Glaubt ihr, Usain Bolt oder Jimmy Butler von den Chicago Bulls, Kevin Durant von den Golden State Warriors starten da aus einem anderen Grund als wegen der Ehre ihres Heimatlandes gegenüber und als Dank für all die Unterstützung, die sie erfahren haben? Für Sprinter und die komplette Riege der Stars der US-Basketballer und viele andere Sportler scheint es noch so etwas wie Vernunft zu geben, so etwas wie Ehre und Dankbarkeit. Was habt ihr?

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Oberbayer

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