Addo-Elefanten-Nationalpark - Seite 2

Die letzten Überlebenden.

Wenn der Tag zu Ende geht und im Busch die Stimmen lauter werden.

Tiere im Addo National Park

Tiere im Addo National ParkViele Touren fahren in die Abendstunden hinein, weil dann das Leben, und hier heisst das meistens Jagd und Flucht, erwacht. Das erste, was auffällt, sind die Stimmen der Wildtiere, die nun lauter und eindringlicher werden. Die meisten sind Warnrufe, wenn Raubtiere sich langsam in Bewegung setzen. Und eben diese Stimmen setzen auch unmittelbar den Mittfünfziger auf der Sitzbank gegenüber in Bewegung, genau gesagt, setzen seine Stimmbänder in Bewegung, die nun, wenn Sie Pech haben, die restlichen Stunden der Tour im Konzert der Warnrufe mitschwingen.

In der Regel erzählt der Fünfziger nun allen, die es nicht hören möchten, von seinen vorherigen Touren in die Büsche des afrikanischen Kontinents, von Löwen, die viel wilder, Nashörner, die viel größer und Elefanten, die im Rausch der Liebestollheit seinen Bedford angefriffen haben und man nur mit letzter Kraft und großer Jagderfahrung dem fast sicheren Tod entkommen ist. Der Fahrer und Guide lächelt dann leicht aber unsichtbar von der Bank der Erzählung, denn den Tipp will er ja nicht riskieren, lebt er und seine Familie ja hauptsächlich von dieser Art von Nebeneinkünften. Er erklärt uns alles, was auf Safari wichtig ist und lehrt er uns sogar noch, wie wir im Busch ohne Nahrung und Wasser zumindest ein paar Tage überleben könnten. Nämlich, indem man eine Hand voll Elefanten-Dunk täglich zu sich nimmt: “ Wenn der frisch ist, ist da drin alles enthalten, was man braucht: Nährstoffe und Wasser. Wenn man das isst, hat man erst einmal eine gute Überlebenschance.“ Wohl bekomm’s!

Tiere im Addo National ParkTiere im Addo National ParkUnd den Fünfziger hält auch der grösste Schwarm an Stechmücken nicht von der narrativen Erzeugung von Schein im weiteren ab, was durchaus einer Heldentat gleichkommt. Gewohnt, vor dem Weg zur Arbeit sich mit Cool Water und Deoroller unter den Achseln zu erfrischen und Schweißausbrüche in endlosen Meetings im olfaktorischen Zaum zu halten, hat er dieses Hygienritual auch heute nicht lassen können, was natürlich die kleinen Biester in der Abenddämmerung extremst zu schätzen wissen.
So hat das auch etwas Gutes, wenn die beißwütigen Insekten allesamt sich an einer Adresse versammeln und die anderen Mitreisenden weitgehend verschonen. Und verlassen Sie sich ruhig darauf, dass der Geschichtenerzähler alsbald in seine Schranken verwiesen wird, denn wenn er erstmal an Hals und Ohren zu schlagen begonnen hat, reduziert sich sein Redeschwall in gleichem Maße.
Ganz entgegen der landläufigen Meinung, regt es weder das Denken an noch spricht es sich gut, wenn man dauernd Schläge auf den Kopf erhält.

Es ist schwer, die Eindrücke und Gefühle, die einem die Widnis auf sehr direkte Art vermittelt, in Worte zu fassen. Es ist sicherlich etwas anderes, einen Löwen nicht im Zoo, sondern in Reservaten freier Wildbahn zu sehen. Ihn kümmert es wenig, dass wir im LKW seine Jagdrouten durchkreuzen. Aber seltsam ist es doch und wem hier archetypische Gefühle kommen, sollte nach der Heimkehr einen Gesprächstherapeuten aufsuchen.

Tiere im Addo National ParkTiere im Addo National ParkFür uns aus den Städten ist es ein unvergleichliches, aufregendes Ereignis, ein paar Meter entfernt von einem Rudel Löwen im offen Wagen zu sitzen und ihnen beim Fressen zuzusehen. Der Geruch von Blut liegt schwer in der Luft, das Krachen brechender Knochen und das recht aggressive Brüllen und Schlagen zur Verteidigung des Beuteanteils lassen einen nicht unbeeindruckt und von einigen Angstschüben begleitet, fühlt der ein oder andere sich auch durchaus zurecht fehl am Platze.

Man weiß, dass der Schutz der Reservate heute sehr davon abhängt, dass Touristen hier her kommen und mit ihren Geldern deren Erhalt mittragen. Dass die meisten Safaris eigentlich Fotosafaris sind und für viele eine herbe Enttäuschung, denn zur Fotografie in der Wildnis gehört eine große Portion Glück und die nötige Geduld als Voraussetzungen für ein gelungenes Bild. Nicht immer wird die Geduld belohnt, denn die Natur ist unberechenbar, spontan und unvorhersehbar. Die besten Bilder ergeben sich so, oder eben nicht.
Es kann durchaus passieren, dass an manchen Tagen kein einziges geeignetes Objekt in die Sichtweite Ihrer Kamera kommt. In einem fremden Gebiet ist es deshalb wichtig, einen erfahrenen Guide an seiner Seite zu haben. Er kennt die Umgebung und weiß, an welchen Orten gute Bilder gelingen können und wo sich erfahrungsgemäß eine Vielzahl an Tieren aufhält. Garantieren aber kann auch es das nicht.

Die Chancen, in einem Park wie dem Addo sind zwar besser als im Krüger, aber kleine Privat-Parks bieten für Fotosafaris meistens noch bessere Voraussetzungen. Wer viele Tierfotos machen möchte, ist auf einer Jeep-Safari mit nur wenigen Mitreisenden uch besser gestellt. Mehr über die Pflanzenwelt lernt man natürlich auf einer, von einem erfahrenen Guide geführten Walking Safari, die einem auch etwas mehr an Schauer über den Rücken spült, wenn man das Glück hat, Wildtieren nah zu kommen.

Obwohl man nie ganz ungeschützt ist, ist schon die Vorstellung, Elefanten, Löwen und Nashörnern zu Fuß nahe zu kommen, sicherlich von packender Intensität. Ob das jdermanns Sache aber ist, ohne den schützenden Jeep im Busch herumzulaufen, darf bezweifelt werden, wenn gleich dies kaum jemand zugeben möchte.

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Oberbayer

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