Dresden

Der ewige Kreislauf von Untergang und Auferstehung

Never Ending Story.

Dresden - Sachsen

Dresden - SachsenDresden ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen, ist sowohl eines der sechs Oberzentren Sachsens als auch wirtschaftliches Zentrum des Ballungsraumes Dresden, eine der ökonomisch dynamischsten Regionen in Deutschland mit über 780.000 Einwohnern.
Informationstechnik, Nanotechnologie sind Säulen von Innovation und Wertschöpfung. Branchen wie Pharmazie, Kosmetik, Maschinen-, Fahrzeug- und Anlagenbau, Lebensmittel, optische Industrie, Dienstleistungen, Handel, sowie der Tourismus sind die ökonomisch wichtigsten Faktoren, die renommierte Technische Universität, die Hochschule für Technik und Wirtschaft, die Hochschule für Bildende Künste Dresden und die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber die kulturell wichtigsten in der Stadt, die auch gerne als Elbflorenz bezeichnet wird; Vergleiche können mitunter recht grob und geduldig sein.

Spuren bezeugen, der Raum um Dresden war bereits in der Steinzeit besiedelt. Die Kreisgrabenanlagen in Nickern aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. waren die ersten Monumentalbauten im heutigen Stadtgebiet.

So alt wie die Steinzeitdokumente ist auch Dresdens historische Bedeutung und der Katalog an Kriegen und Schlachten ist so lang wie die Liste des aus der Geschichte hervorgegangenen, kulturellen Reichtums und eines unvergleichlichen Elends.

Allseits bekannt ist das Jahr 1813, in dem im Großraum Dresden in den Befreiungskriegen gegen Napoleon vorentscheidende Schlachten der Völkerschlacht bei Leipzig stattfanden. Sachsen, und damit Dresden, kämpfte auf der Seite von Frankreich und Napoleon errang am 27. August 1813 in der Schlacht um Dresden einen seiner letzten Siege auf deutschem Boden.

Dresden - SachsenDresden - SachsenBekannt ist auch der auf die Märzrevolutionen folgende Dresdner Maiaufstand vom 3. bis 9. Mai 1849, der den sächsischen König Friedrich August II. zwang, die Stadt zu verlassen.
Er konnte sie erst durch preußische Unterstützung wiedergewinnen, was zu einer nicht ganz legitimen historischen Konnotation von Sachsen und Preußen führte.
Bekannte Teilnehmer des Aufstandes waren Richard Wagner und Gottfried Semper; beide verließen daraufhin Sachsen, was weniger bekannt sein dürfte.
Nach Niederschlagung der Revolution fanden hier 1850/1851 die Dresdner Konferenzen statt, die einzigen in der Zeit des Deutschen Bundes, auf der alle Staaten vertreten waren.

Nach der Novemberrevolution 1918 wurde Dresden Hauptstadt des (ersten) Freistaates Sachsen und man kommt schon leicht durcheinander beim Aufzählen und historischen Einordnen der zahlreichen Revolutionen, deren letzte, die bedeutendste, 1989 ganz in der Nähe begonnen hat und zur Wiedervereinigung Deutschlands und zahlreichen Revolutionen in der damaligen Sowjetunion geführt und auf viele Teile der Welt ausgestrahlt hat.

Dresden hat eine lange und fatale Tradition an Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus. Die etwa 5.000 jüdischen Dresdner, verhältnismäßig wenige in Deutschland oder anderen Regionen und Städte in Europa, die noch 1933 Gemeindemitglieder waren, wurden vertrieben oder später in Konzentrationslager deportiert. Der Antisemitismus in Dresden ist vor allem durch die Tagebücher Victor Klemperers („Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“) dokumentiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten nur noch 41 Juden in der Stadt.

Dresden - SachsenBei den Bücherverbrennungen am 8. März und 10. Mai 1933 sollte – in sächsischer Perfektion vorgetragen – unter anderem das Werk des Dresdners Erich Kästner „symbolisch für immer ausgetilgt werden“. Das vor allem expressionistische Kulturleben Dresdens aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts endete 1933.

Die Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff oder Otto Dix dieser Zeit waren Teil der Ausstellung Entartete „Kunst“. 56 Werke der Galerie Neue Meister wurden beschlagnahmt. Auch die Staatsoper, geprägt von Werken von Richard Strauss, geriet in Bedrängnis.

Schon im März 1933 wurde durch einen von der SA inszenierten Theater-Skandal bei einer „Rigoletto“-Aufführung ihr berühmter langjähriger Generalmusikdirektor Fritz Busch aus Dresden vertrieben; die einst von Busch entdeckte Erna Berger, inzwischen an der Berliner Staatsoper engagiert und an diesem Abend als Gilda gastierend, wurde Zeugin dieser Barbarei.

Die Strauss-Oper „Die schweigsame Frau“ konnte dort 1935 wegen ihres jüdischen Librettisten Stefan Zweig überhaupt nur dank der Prominenz ihres Komponisten uraufgeführt werden, musste aber nach nur drei Wiederholungen vom Spielplan genommen werden und verschwand in Deutschland von der Bildfläche.

Gelernt daraus hat Deutschland in kultureller Hinsicht bis heute wenig bis nichts. Dass nämlich Nationalismus und Rechtsradikalismus sich immer auch an der eigenen Bevölkerung vergeht, wird selbst heute noch stillschweigend hingenommen, ja gerne erstreckt sich der Hass auf Andersdenkende im eigenen Land nur allzu leidenschaftlich.

Dresden - Sachsen

Dresden - SachsenDresden - SachsenGanz vorne auf der nationalsozialistischen Agenda aber stand der Antisemitismus und die Judenverfolgung, die in der Schoa, im Holocaust endete. Schon während der Novemberpogrome 1938 wurde die Alte Synagoge (Sempersynagoge) niedergebrannt. Zahlreiche Geschäfte und Wohnungen wurden vor den Augen der Polizei verwüstet und geplündert, jüdische Bürger misshandelt. Die männlichen wohlhabenden jüdischen Bürger wurden anschließend in Konzentrationslager verschleppt, um sie zur Emigration zu nötigen und ihr Vermögen zu arisieren. Die noch erhaltenen Privatbanken im jüdischen Familienbesitz wurden unter Zwang der Dresdner Bank angeschlossen.

Wie alles dies möglich wurde, fragt man sich bis heute. Dresden war seit Jahrhunderten ein militärisches Zentrum und diente bis 1945 zur Aufstellung militärischer Großverbände. Die Albertstadt nördlich des Stadtzentrums war als autarke Militärstadt angelegt und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus weiter ausgebaut.

Nationalismus und Militarismus waren die beiden dicksten Säulen der Geschichte der Stadt und der Region, die immer wieder, auch gegen die eigenen Hochkulturen politisches Gewicht, politische, soziale und kulturelle Dominanz übernehmen konnten. Die fatalen Ergebnisse sind historisch und also bekannt.

Bei den Luftangriffen auf Dresden wurden in vier aufeinanderfolgenden nächtlichen Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 weite Teile des Stadtgebietes durch britische und US-amerikanische Bomber schwer beschädigt. Die genaue Zahl der Opfer ist ungewiss. Ud wieder schreibt der nationalistisch-militaristische Revisionismus die Geschichte um; zumindest versucht er es. Früher fand sich in einzelnen – und weiter unbeirrt in vielen geschichtsrevisionistischen und rechtsradikalen – Publikationen die falsche Angabe von rund 350.000 Toten.
Der Report of the Joint Relief 1941–1946 des Internationalen Roten Kreuzes kolportiert eine ebenfalls falsche Opferzahl von 275.000. In jüngerer Zeit sind die Opferzahlen auf 22.700, höchstens 25.000 korrigiert worden.

Dresden - Sachsen

Nach der letzten Revolution, in moderner political correctnes gerne auch als politische Wende 1989 bezeichnet, und der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde Dresden wieder die Hauptstadt des wieder errichteten Landes Sachsen. In der Stadt wurden mit Hilfe erheblicher steuerlicher Subventionen ganze Stadtteile und Straßenzüge restauriert. Viele Gebiete Dresdens gelten daher als Beispiele für die gelungene Restaurierung von Baudenkmälern und stehen als Gesamtensembles unter Denkmalschutz und der überwiegend aus privaten Spenden finanzierte Wiederaufbau der Frauenkirche, Symbol der Auferstehung der Stadt aus den Trümmern der Geschichte, ist das darüber hinaus weithin sichtbare Zeichen einer politischen Wiedervereinigung, die bis heute in Wahrheit kulturell nicht gelungen ist. Und damit gilt: „Wehret den Anfängen“ einmal mehr in der Geschichte der Stadt und des Erdkreises.

Über Rieder

Oberbayer

Zeige alle Beiträge von Rieder

Ihr Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.