Völker der Welt
begegneten sich hier im Kriege, in der Kunst, der Musik und Wissenschaft wie wohl kaum an einem anderen Ort in der westlichen Welt. Leipzig ist die Stadt des Handels, zuerst mit Pelzen, dann mit Büchern, dann mit allem, was die Messestadt zu bieten hatte und am Ende wurde hier der Sozialismus russisch-deutscher Prägung ausverkauft.
Leipzig ist mit etwas mehr als 615.000 Einwohnern die einwohnerreichste Stadt im Freistaat Sachsen, ist ein historisches Zentrum der Wirtschaft, des Handels und Verkehrs, der Verwaltung, Kultur und Bildung sowie gegenwärtig ein Zentrum für die „Kreativszene“, der digitalen Nomaden und eine wichtige Messe- und Universitätsstadt.
Leipzigs Tradition als bedeutender Messestandort in Mitteleuropa mit einer der ältesten Messen der Welt geht auf das Jahr 1190 zurück und war eng mit der langjährigen Rolle Leipzigs als internationales Zentrum des Pelzhandels verknüpft, zudem ist die Stadt ein historisches Zentrum des Buchdrucks und -handels.
Außerdem befinden sich in Leipzig eine der ältesten Universitäten sowie die ältesten Hochschulen sowohl für Handel als auch für Musik in Deutschland.
Leipzig verfügt über eine große musikalische Tradition, die vor allem auf das Wirken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy zurückgeht und sich unter anderem auf die Bedeutung des Gewandhausorchesters und des Thomanerchors stützt, weniger auf die Tatsache, dass hier in Leipzig auch Richard Wagner geboren wurde.
Für die neuen Wissenschaften stehen Namen wie Gottfried Wilhelm Leibniz und der Physiknobelpreisträger Werner Heisenberg oder der Automobilbauer August Horch sowie der NASA-Manager Jesco von Puttkamer. Für die weniger naturwissenschaftlich technische, dafür aber soziale und geistige Weiterentwicklung der Region und darüber hinaus von ganz Europa stehen Namen wie Luther und Justus Jonas, Karl Liebknecht und nicht zuletzt Friedrich Nietzsche.
Am 2. Dezember 1409 wurde die Universität Leipzig als „Alma Mater Lipsiensis“ gegründet und gehört damit zu den drei ältesten Universitäten in Deutschland. Der Gründungstag ist der Dies academicus der Universität. 1519 trafen sich Martin Luther, Andreas Karlstadt und Philipp Melanchthon mit dem katholischen Theologen Johannes Eck auf Einladung der Universität in der Pleißenburg zu einem Streitgespräch, das als Leipziger Disputation in die Geschichte einging.
Der Dreißigjährige Krieg war ein schwerer Einschnitt in die viele Jahre lang prosperierende Entwicklung der Stadt. Die Bevölkerungszahl ging von 18.000 auf 12.000 zurück. Zwischen 1631 und 1642 wurde die Stadt fünfmal belagert, von 1642 bis 1650 war sie schwedisch besetzt.
Im Jahre 1813 fand die Völkerschlacht bei Leipzig im Zuge der Befreiungskriege statt. Die verbündeten Heere der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden brachten in dieser Schlacht Napoleons Truppen und deren Verbündeten, darunter das Königreich Sachsen, die entscheidende Niederlage bei, die schließlich zur Verbannung Napoleons auf die Insel Elba führte. Kaum 12 Jahe später, am 20. April 1825, wurde der Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegründet, zu dem Zeitpunkt war Leipzig eines der Zentren des deutschen Buchhandels und Verlagswesens.
Bedeutend für die spätere Entwicklung zur Messestadt waren insbesondere der Fellhandel sowie die Weiterverarbeitung zu Pelzhalbfabrikaten für die Kürschnerei und die Herstellung der zugehörigen Werkzeuge und Maschinen.
Der Leipziger Brühl – eine der ältesten Straßen in Leipzig, die bis zum Zweiten Weltkrieg den Ruf als „Weltstraße der Pelze innehatte – wurde neben London zum internationalen Handelszentrum der Pelzwirtschaft, die bedeutende Rolle der Leipziger jüdischen Gemeinde übrigens war eng mit ihm verknüpft. Noch 1913 lag der Anteil der Pelzbranche am Steueraufkommen Leipzigs bei 40 Prozent und damit auch die ökonomische Bedeutung der jüdischen Tradition der Stadt.
Alles dies aber steht im Schatten der Geschichte, die von hier aus, genauer von der Nikolaikirche ausgehenden Montagsdemonstrationen das Ende der DDR einleiteten und im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands Europa und die Welt weit mehr verändert haben als die ruhmreiche Französische Revolution und die legendäre November-Revolution in Russland.