Hamburg St. Pauli

Vom Fernweh und der Sehnsucht nach zuhause

Sünder, Party-Gänger und Schwarze Blöcke.

Hamburg - St. Pauli

 

Hamburg - St. PauliNatürlich kommen auch wir nicht umhin, einen Blicks nach St. Pauli zu werfen. St. Pauli ist ein Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte der Freien und Hansestadt Hamburg. Durch das in St. Pauli gelegene Vergnügungsviertel entlang der Reeperbahn und den FC St. Pauli ist der Name weit über die Grenzen von Hamburg hinaus bekannt, so die nüchterne Beschreibung dieses Stadtteils aus hisatorischer Sicht. Aber wer blieb jemals schon nüchtern auf St. Pauli?
So viele kennen dies nicht, weil schon immer St. Pauli magisch auf Menschen wirkte, egal woher sie kamen, was sie beruflich machten oder privat vorhatten. St. Pauli ist eine kleine Kleinstadt mit knapp über 20.000 Einwohnern innerhalb der Millionenstadt Hamburg und doch hat St. Pauli die Millionenstadt geprägt, nicht umgekehrt.
Die große, stolze Hanse- und Handelsstadt hatte kaum etwas gegen den Mythos St. Pauli entgegenzusetzen, und ist diesem bis heute fast wehrlos ausgeliefert. Schauen wir also auf den Ort, der Mythen hervorbringt, der einer Millionenstadt ihre Bedeutung zuweist.

Hier auf St. Pauli leben die Seelen der Seefahrer und Scheuerleute, vor allem die der Abertausenden von Matrosen, die ihre Heuer, kaum ausbezahlt, zu den Dirnen auf die Herbertstraße brachten. St. Pauli war am Anfang des 20. Jahrhunderts ein riesiger Puff mit angrenzendem Welthafen. Und dies blieb lange so bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg, der Hamburg besonders hart getroffen hatte. Aber selbst in Schutt und Asche lebten die Seelen der toten Matrosen und Scheuerleute und lockten die der lebenden hinein ins Vergnügungsviertel nach getaner harter Arbeit am Wiederaufbau.

Hamburg - St. Pauli

Hamburg - St. PauliHamburg - St. Pauli Komm auf die Reeperbahn, komm in die Herbertstraße, lockten sie, und die Dirnen und Nutten zeigten offen in den Fenstern ihre Verlockungen der Großen Freiheit, die ihren bereits seit dem 17. Jahrhundert amtlichen Namen wie die benachbarte Kleine Freiheit von den Religions- und Gewerbefreiheiten hat, die dort ansässige, unzünftige Handwerker und Glaubensgemeinschaften in der Stadt Altona damals genossen.

Die Dirnen, Huren und Metzen der Herbertstraße, sie alle bezeichneten seit dem Mittelalter das „älteste Gewerbe“, eine Dienstleistung, die von den „Kunden“, den Seeleuten wie den Einheimischen geachtet wurde, während die „Nutten“ bereits die Dienstleistung als solche und damit die Frauen, die dem Gewerbe nachgingen missachteten.

Aber die Bezeichnung Nutte geht nicht zurück auf das Mittelalter und kam schon gar nicht aus dem Munde der Seeleute. Es entstand im späten 19. Jahrhundert und kam mit den Soldaten aus Preussen, aus dem Raum von Berlin-Brandenburg. Das Wort Nutte wird, wie auch die Wörter Hure, Metze und Dirne, als Synonym für das Wort Prostituierte gebraucht.

Während „Hure“, „Metze“ und „Dirne“ aus dem Wortschatz des Mittelalters hervorgegangen sind, entstammt das Wort „Nutte“ dem Berlinischen des späten 19. Jahrhunderts, der Zeit, als Napoleon den Hamburger Berg schleifen ließ, um ein besseres Schussfeld hinuter nach Altona zu haben. Ja, ja, die Seelen der toten Soldaten sind nicht nur völlig verschieden von denen der Seeleute, man hört und spürt auch nichts mehr von ihnen auf dem Berg.

An den erinnert heute noch eine Seitenstraße der Reeperbahn, die von 1865 bis 1938 Heinestraße, benannt nach dem Bankier Salomon Heine, hieß. Der hatte bereits im Jahr 1841 das am Ende dieser Straße gelegene israelitische Krankenhaus zum Andenken an seine Frau Betty errichten lassen, das ausdrücklich bedürftigen Kranken aller Konfessionen offenstehen sollte. 1938 wollten die Nationalsozialisten durch die Rückbenennung dieser Straße in eben Hamburger Berg die Erinnerung an den jüdischen Wohltäter tilgen, was nicht gelang; im Gegenteil bemüht sich seit einigen Jahren sich eine Initiative um die Rückbenennung in „Heinestraße“, leider bisher auch ohne Erfolg.

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