Duderstadt

dhudhrā- „ungestüm, tobend

dhudhrā plus stadt.

Duderstadt - Niedersachsen

Aber was meinten sie damals mit „ungestüm, tobend“, den Fluß, die dhudhrā?
Machen wir es kurz, Duderstadt ist alles andere als ungestüm oder tobend. Das überwiegend mittelalterliche Stadtbild versprüht eher Ruhe, Stille, Abgeschiedenheit gar an einigen Stellen, was geprägt wird von rund 600 Bürgerhäusern verschiedener Stilepochen, hauptsächlich Fachwerkhäusern. Prägend auch die beiden großen Stadtkirchen St. Cyriakus und St. Servatius mit ihren mächtigen Türmen, dem Westerturm mit seiner prägnant gedrehten Spitze, die schön  restaurierte Stadtmauer sowie das pittoreske Rathaus, übrigens eins der ältesten Deutschlands.

Duderstadt - NiedersachsenDuderstadt - NiedersachsenEine Urkunde König Heinrichs des Voglers vom 16. September 929, in der er seiner Frau Mathilde die Orte Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grone und eben Duderstadt als Wittum vermacht, dokumentiert die Stadt zum erstenmal und zugleich das damals herrschende, germanische Recht, wonach ein Bräutigam eine Vermögensleistung an die Braut bei der Eheschließung zu erbringen hat, die auch zum Zwecke der Versorgung geeignet sein sollte im Falle der Verwitwung. Das allein wäre schon eine Aufnahme in die Liste der wirklich historischen Städte wert.

Der Stadt erging es wie vielen anderen in der Zeit des Mittelalters, sie war Dispositionsmasse der Feudalherren. Im Jahr 1237 wurde Duderstadt als Lehen an den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen gegeben, 10 Jahre später wechselte das Lehen an Otto, einem Enkel Heinrichs des Löwen. Nun unter welfischer Herrschaft wurde Duderstadt um 1250 zur Stadt und erlebte unter der Förderung der Braunschweiger Herzöge einen anhaltenden Aufschwung.

In den Jahren 1334 bis 1366 erging es der Stadt wie einer anderen auf unserer Liste der historischen Städte, der Stadt Celle. Unter der Herrschaft der notorisch finanziell klammen Welfen wurde Duderstadt an die Erzbischöfe von Mainz abgetreten und offenbarte einmal mehr die in Sachen Finanzen von einem Fehlgriff nach dem anderen untalentierten Welfen, dass sie die Stadt doch besser hätten behalten sollen, denn unter den neuen Landesherren setzte sich der Aufstieg der Stadt nicht nur in finanzieller Hinsicht fort.

Duderstadt - NiedersachsenDuderstadt - NiedersachsenLage. Lage. Lage – würden die Finanzjongleure im Immobiliensektor heute rufen. Doch damit war es im 15. Jahrhundert irgendwann vorbei. Es dauerte, aber es war unausweichlich mit dem Niedergang der Stadt, der dem Niedergang der Hanse folgte und eine Verlagerung der Handelsstraßen weit an Duderstadt vorbei nach sich zog.

Seit 1450 nahm die Einwohnerzahl der Stadt spürbar und kontinuierlich ab, die Finanzlage wurde parallel dazu immer schwieriger. Trotz dieser Krise war die Stadt noch zu respektablen Leistungen imstande: ein neuer Befestigungsring entstand, die Kirchen wurden vollendet.
Das heutige Stadtbild gehört fast in seiner Gesamtheit der Zeit an, die vom wirtschaftlichen Rückgang gekennzeichnet war. Positiv war, dass sich Duderstadt ein überwiegend mittelalterliches Stadtbild mit Fachwerkhäusern bewahren konnte, wie es in dieser Geschlossenheit nur noch selten zu finden ist.

Dass die Stadt über einige Energie an historischer Resilienz verfügt, hatte und musste sie nach dem Zweiten Weltkrieg beweisen. Durch die Schließung der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR geriet Duderstadt in eine extreme Randlage.
Die Bahnstrecke nach Leinefelde wurde im Zuge der Grenzziehung stillgelegt, der Abschnitt nach Wulften folgte am 26. Juli 1974. Trotzdem ist es der Stadt einigermaßen gelungen, auch mit Bundesmitteln unterstützt,  wichtige Industriebetriebe anzusiedeln und die Abwanderung vor allem junger Menschen und Familien zu stoppen. Auch ist die Eingliederung tausender Vertriebener und Flüchtlinge geglückt, heute besonders bemerkenswert.

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