Civita di Bagnoregio

Von einer città che muoiono…

…zu neuem Leben erwacht.

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Civita nannte man ab der Spätantike den Siedlungskern einer Gemeinde. Die Civita di Bagnoregio liegt zwischen dem 30 Kilometer entfernten Viterbo und dem 20 Kilometer entfernten Orvieto in der Region Latium an der Grenze zum benachbarten Umbrien und befindet sich 10 Kilometer östlich des Bolsena-Sees.
Der heutige Ortsteil von Bagnoregio bewahrt etruskische und römische Reste in seinen mittelalterlichen Mauern und gehört seit einigen Jahren zur Vereinigung I borghi più belli d’Italia – Die schönsten Orte Italiens.

Das war nicht immer so. Die Civita di Bagnoregio zählte lange Jahre zu den città che muoiono (dt. „sterbenden Städten“), von denen es Hunderte in Italien gibt, da immer weniger Menschen in den kleinen, nur mühsam erreichbaren Bergorten mit durch Bodenerosion und Erdrutsch absturzgefährdeten Gebäuden verbleiben wollten.

Um 1990 lebten in Civita di Bagnoregio nur noch sieben bis siebzehn alte Menschen zurückgezogen, bis ein römischer Ex-Manager und zahlreiche Aussteiger und Naturschwärmer den Ort neu entdeckten und durch Aufkauf und Sanierung der verlassenen Bauruinen wiederbelebten. Seither ist der Ort eine Art Kult geworden und in Folge dessen nimmt die Zahl der als Zweitwohnsitze instand gesetzten Gebäude zu. Eine US-amerikanische Universität veranstaltet hier sogar ihre Sommerkurse. Heute ist der Ort auch zum beliebten Ferienwohnsitz von Künstlern und ehemaligen Geschäftsleuten und Reichen geworden.

Mit der Rückkehr der Liebhaber einst sterbender Orte enstand natürlich auch eine wiederbelebte Infrastruktur und so einige Gebäude saniert, in denen man Cafés und Restaurants, ein kleines Hotel und einen Souvenirladen eingerichtet hat.

Italien - Lazio - Civita di Bagnoregio

Der Tuffhügel, auf dem das heutige Civita di Bagnoregio liegt, war gemäß archäologischen Grabfunden aus dem 7. bis 5. vorchristlichen Jahrhundert bereits durch die Etrusker besiedelt. Der pitoreske Ort wird durch eine tiefe Schlucht von der auf einem steil aufragenden Tuff-Berggrat liegenden ehemaligen Civitas scharf abgegrenzt, die nur über eine schmale, steile, nicht befahrbare, 250 Meter lange Fußgängerbrücke erreichbar ist. Durch das einzige Stadttor, die mit Skulpturen versehene Porta di Santa Maria oder Porta del Cassero betritt der Fremde heute Civita di Bagnoregio und wird nicht mehr gewahr, unter welcher gefährlichen Lage durch Bodenerosion der Ort so viele Jahre litt.

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Es gibt eine Reihe von Versuchen, die Geschichte des Ortes bis an seine historischen Anfänge zu rekonstruieren, ganz gelungen ist das bis heute nicht. Ein Versuch erscheint uns so phantasievoll, dass er erwähnenswert ist. Demnach könnte der Ort identisch sein mit dem geheimnisvollen etruskischen Kultort Fanum Voltumnae, an dem sich jährlich die Priesterkönige des Bundes der zwölf Städte der Lukumonen trafen, um in seinem Tempel gemeinsam das von den Göttern bestimmte, geweissagte Schicksal zu beraten. Bekanntermaßen ließ der römische Konsul Marcus Fulvius Flaccus das Heiligtum 264 v. Chr. zerstören, um damit das unwiderrufliche Ende etruskischer Unabhängigkeit einzuleiten; was folglich gelang; wie schade.

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