Roms Plätze – Teil 4

Piazza della Rotonda, Piazza della Minerva und Trastevere

Piazza della Rotonda – der beeindruckende Vorplatz des Pantheon.

Pantheon, Rom

Die Mitte der Piazza della Rotonda nimmt der Obelisco Macuteo oder Obelisco del Pantheon ein. Dies ist ein ägyptischer Obelisk, der auf einem Brunnen steht und im Pyramidion, also der Spitze des Obelisken, zwei Namenskartuschen Ramses II. trägt. Ramses II., auch Ramses der Große genannt, war der dritte ägyptische Pharao aus der 19. Dynastie, einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten und regierte von 1279 bis 1213 v. Chr.

Pizzeria an der Piazza della  RotondaDie Piazza della Rotonda mit ihren Straßencafes und meist kleinen, aber feinen Restaurants gehört zu den beliebtesten Plätzen Roms.

Abends treffen natürlich sehr viele Straßenverkäufer dort ein mit allerlei Tineff für die Touristen, aber meistens verhalten sie sich wenig aufdringlich, was wohl an den Besitzern der Cafes liegt, die für Wohlverhalten sorgen.

Nicht unerwähnt bleiben darf die völlig unscheinbare Pizzeria an der Via della Minerva, gleich rechts an der Seite des Pantheons liegend, die ein sensationelles Ereignis verwirklichter Pizza-Kunst ist.

Dort treffen sich noch wahre Kenner und Liebhaber der Teig-Rotonden, die hier besonders große Ausmaße annehmen können und deren Belag-Virtuositäten bei ansässigen Römern recht beliebt zu sein scheint.
Auch das Ambiente entspricht noch den Zeiten, als italienische Pizza-Bäcker wahre Meister ihres Fachs waren und keine lieblose Serienprodukte ihren offenen Ofen zum Gast hin verließen. Buon Appetito!

Aber die ehrwürdige Präsenz des antiken Bauwerks, dessen Kuppel für mehr als 1700 Jahre die größte Kuppel der Welt war, beherrscht den Platz, bestimmt sein Ambiente. Kaum jemanden je gesehen, der nicht staunend mit mehr oder weniger Erfurcht das Pantheon zum erstenmal erblickt hat. Ursprünglich stand das von Kaiser Hadrian als Mausoleum geplante Pantheon auf dem Marsfeld. Seit Anfang des 7. Jhds. dient es als katholische Kirche, behielt aber bei den Römern und allen Besuchern der Stadt weltweit seinen Namen; kaum jemand kennt, gar gebraucht den, den ihm die katholische Kirche gegeben hat: Sancta Maria ad Martyres.

Pantheon innen, Rom

Grab von Raphael im Pantheon, Rom

Grab Raphaels

Bezeichnet Pantheon in der Religionswissenschaft ein Gebäude zu Ehren der Gesamtheit der Götter einer Religion, so wird auch als Pantheon ein Gebäude bezeichnet, in dem bedeutende Persönlichkeiten bestattet sind.
Hier an der Piazza della Rotonda an der linken Seite im Pantheon fand eine solche Persönlichkeit, einer ihrer Größten, neben anderen bedeutenden Künstlern seine letzte Ruhestätte, der Maler Raffael (1483–1520), der in Florenz und Rom als Maler, aber auch als Bauleiter am Petersdom wirkte.

Berühmt und viel zitiert ist die Inschrift des Grabmals: Ille hic est Raphael, timuit quo sospite vinci, rerum magna parens et moriente mori. („Dieser hier ist Raffael, von dem die große Mutter der Dinge (Synonym für die Natur) fürchtete übertroffen zu werden, solange er lebte, und mit ihm zu sterben, als er starb.“)

Einzig dem Ideal der Schönheit ist Raffaels Werk verpflichtet und dieses Ideal findet sich nicht bzw. nur recht unvollkommen in der Natur. Der ästhetische Wert der Kunst ensteht im Künstler selbst, in der „certa idea“ des Künstlers. Nur die Kunst also ist imstande, die Schönheit „ganz zu offenbaren und sie aufgrund einer intellektuellen Synthese von Erfahrungen, durch die ‚certa idea‘ des Künstlers, zu verwirklichen“. (Propyläen Kunstgeschichte. Band 7.).

Raffael setzte sich früh mit der Kunst von Michelangelo, Da Vinci und Fra Bartolomeo auseinander. Berühmt seine Madonnenbilder, das berühmteste, die Sixtinische Madonna kann heute in Dresden besichtigt werden. Viele berühmte Bilder schmücken die päpstlichen Gemächer, die Stanzen, in der Vatikanstadt, darunter die Schule von Athen, das die Künste, die Religion und die Philosophie preist sowie der Parnass und die Disputa del Sacramento.

Pantheon, RomVon einzigartiger Schönheit ist auch das Pantheon mit seiner gewaltigen Kuppel von etwa 43,45 m im Durchmesser. Sie hat in der Mitte eine Öffnung von 9 m im Durchmesser, die als Lichtquelle dient; also Vorsicht bei Regen. Es besteht aus zwei architektonischen Hauptelementen, einem Pronaos mit rechteckigem Grundriss, der an einen römischen Podiumstempel erinnert und der Tempelfassade sowie einem runden, überkuppelten Zentralbau. Die Tempelfassade besteht aus korinthischen Säulen aus grauem, ägyptischen Granit mit Mamorbasen. Der Pronaos ist gewissermaßen ein Zwischenbereich zwischen dem Platz und der atemberaubenden Rotunde, trug vermutlich in früheren Zeiten zwei von Bernini entworfene Glockentürme.

Sie wie viele andere Bestandteile des Platzes wie der Kirche, besonders einige Statuen sind nicht mehr vorhanden bzw. zu anderen Bauwerken verbracht worden. Nichts desto trotz hat das Pantheon kein Jota seiner beeindruckenden Präsenz auf der Piazza della Rotonda eingebüßt. Seine architektonische Vorbildfunktion begann schon recht bald nach seiner Fertigstellung in der Antike. Paradigmatisch dafür mag stehen der Zeus-Asklepios-Tempel im Asklepieion von Pergamon, der noch unter Kaiser Hadrian errichtet wurde.

Die Liste der Bauten von der Renaissance bis zur Neuzeit und heute, auf der das Pantheon als Prototyp für Kuppelbauten fungierte, ist lang. Der Petersdom steht dort wie die Villa La Rotonda in Vicenza, der Invalidendom und das Panthéon in Paris. Die Kirche St. Stephan in Karlsruhe, das Alte Museum in Berlin sowie die Rotunda der Universität von Virginia und auch das Kapitol in Washington ist nicht ohne den Einfluß des römischen Pantheons. Namenspatron war es für das in Paris, Tiflis und Madrid, dem Grabmal der spanischen Könige im Escorial.

Pantheon, Rom

Piazza della Minerva – gleich um die Ecke vom Pantheon.

Piazza della Minerva, Rom

Nur ein paar Fußschritte weit entfernt von der Piazza della Rotonda und dem Pantheon liegt dieser kleine Platz, die Piazza della Minerva. Die Nähe zum Pantheon in diesem sehr schönen Viertel Roms, wo man sehr schöne Cafes und Restaurants für jeden Anspruch findet, machen ihn zu einem richtigen Kleinod. Auf dem Platz vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva steht Berninis berühmter Marmorelefant, der auf seinem Rücken den Obelisk della Minerva trägt, ein Ensemble, das mich stehts beim ersten Anblick zum Schmunzeln und zur Spekulation bewegt, was den großen Künstler wohl zu dieser Ausführung getrieben haben mag.

Schmunzeln und andere Formen von Heiterkeit verschwinden schnell, wenn man bedenkt, dass die Kirche traurige Berühmtheit im Mittelalter als Schauplatz für eine ganze Reihe spektakulärer Inquisitionsprozesse erlangte, denen u. a. Galileo Galilei und Luigi Pasquali sich stellen mußten.
Heute wird sie, die als die einzige gotische Kirche Roms gilt, aber überwiegend besucht wegen der zahlreichen Kunstwerke von Bernini und Michelangelo, wie z. B. die Statue des Auferstandenen Christus, die er 1521 vollendet hat. Bestaunt wird das neugotische Rippengewölbe der Kirche, die prunkvolle Decke und der nicht weniger beeindruckende Chor.

Michelangelo ChristusUrsprünglich, so war man eine Zeitlang der Meinung, erhob sich die Kirche über einem früheren, antiken römischen Minerva-Tempel, daher die Präposition „sopra“ für „über“), der aber später 200 Meter weiter entfernt verortet wurde.

Neben Jupiter und Juno wurde Minerva als eine der drei Stadtgottheiten in Rom auf dem Kapitol verehrt. Sie galt als Beschützerin der Handwerker und des Gewerbes bevor sie im Laufe der Zeit mit der griechischen Göttin Athene gleichgesetzt wurde, von wo an sie auch Schutzgöttin der Dichter und Lehrer, Göttin der Weisheit, der taktischen Kriegsführung, der Kunst und des Schiffbaus sowie Hüterin des Wissens wurde.

Gerade dieser Aspekt mag nachdenklich stimmen, sind doch von der Hüterin des Wissens so gut wie keine Überreste aufgefunden worden. Seit Augustus wurde sie als die Geschicke des Staates lenkende Göttin verehrt und sieht man sich Staatspolitik heute an – und damit ist beileibe nicht nur die italienische gemeint – dann drängt sich wahrlich der Schlus auf, dass mit ihren Tempeln und Statuen viel mehr der Vergessenheit anheim gefallen sein müssen, als nur der Stein. So beklagen wir das Fehlen des „Urmütterwissens“, wo auch kein „Stein der Weisen“ mehr existiert.

Einige Maler des 17. Jhds. erinnern an sie als „Lehrerin“ der Bildhauer und Dichter, heute ziert sie das Logo der Max-Planck-Gesellschaft und ein kalifornisches Siegel.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2: Trastevere. Jenseits des Tibers Roms einstiges Schmuddelkind.

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