Roms Plätze – Teil 1

Von der Piazza del Popolo bis zum Forum Romanum

Roms Geschichte als Geschichte seiner Plätze.

Kapitolsplatz, RomPiazza del Campidoglio – der Kapitolsplatz

Michelangelo plante diesen trapezförmigen Platz und auch schon den aus weißem Marmor bestehenden Belag sowie das prägnate Sternenmuster.

Unübersehbar das Reiterstandbild des Marc Aurel in der Mitte des Platzes, das aber nur eine Kopie ist. Das Original steht gleich nebenan in den viel besuchten und  mit weltbekannten Exponaten bestückten Kapitolinischen Museen, die im Konservatorenpalast und Neuen Palast beherbergt sind. Beide sowie der Senatorenpalast sind aus der Zeit der Renaissance und stehen auf drei Seiten des Kapitolsplatz.

Beeindruckend die große Freitreppe – Cordonata –  die die Statuen von Kastor und Pollux zeigt, auf die wir später noch eingehen werden.  Zwischen Senatorenpalast und Konservatorenpalast hindurch kommt man auf eine weitläufige Terrasse, von der aus man das Forum Romanum komplett überblicken kann. Hinter dem Neuen Palast bietet sich ein atemberaubender Blick über die Altstadt hinüber zum Vatikan. Eine ganze Reihe von Konzertveranstaltungen werden im Sommer auf dem Kapitolsplatz in guter italienischer Manier kostenlos dargeboten.

Piazza del Popolo. Wo einst Martin Luther betete.

Piazza di popolo, RomPiazza del popolo, BrunnenAlle Ehre macht dieser vielbesuchte und wenig prätentiöse Platz seinem Namen. Mit der neoklassizistischen Gestaltung auf der Basis von zwei Halbkreisen zitiert sein Architekt Valadier im 18. Jhd. Berninis Gestaltung des Petersplatzes.

Alle Blicke ansaugend steht in der Mitte der Obelisk Flamino, der der zweitälteste und gleichzeitig der zweitgrößte ägyptische Obelisk in Rom ist und der von einem Brunnen mit Wasser speienden Löwen umgeben ist.

Wenige Touristen scheinen zu wissen, dass die nördliche Seite des Platzes die Porta del Popolo und gleich daneben die Kirche Santa Maria in Monte Santo zeigt, die einst täglich Martin Luther zum Gebet empfing, der im nebenstehenden Kloster der Augustiner während seines Romaufenthaltes wohnte. Denn wenig Besucher des doch hoch frequentierten Platzes finden den Weg hierhin.

Die sogenannten Zwillingskirchen, deren linksseitige, die Santa Maria in Monte Santo eine Laterne von Bernini beherbergt und die Santa Maria del Miracoli zeigen eine  architektonische Variation, die in der sonst harmonisch wirkenden Gesamtkonzeption zunächst gar nicht so recht auffällt: die linke Kuppel ist elliptisch, die recht rund. So löste Rainaldi das Problem, dass der linke Platz erheblich kleiner ist als der rechte in einer Art Fluchtlinienverschiebung.

Im Osten befindet sich der Pinciohügel, in dessen Park man die berühmte Villa Borghese findet. Am Fuß des Hügels sprudelt ein Valadier Brunnen, der die Göttin Roma nebst den Flüssen Tiber und Aniene darstellt und der genau gegenüber eines weiteren Brunnen steht, der zweiTritonen und den Gott Neptun darstellt.

Von der Piazza führen strahlenförmig drei Straßen in die nach Süden hin angrenzenden Stadtteile hinein. In der Mitte der Corso, die äußerst belebte Haupteinkaufsstraße Roms, in der an Samstagen schon mal Warteschlangen mit Einzeleinlaß vor den Botiquen sich bilden. Links geht die Via del Babuino in Richtung Piazza di Spagna ( Spanische Treppe) und rechts die Via di Ripetta ab, die zur Piazza Navona und zum Pantheon führt.

Im antiken Rom war der Kapitolsplatz noch eine Senke zwischen zwei Hügeln, Asylum genannt. Der eine Hügel, Capitolium, zeigte den Tempel des Jupiter, oft mit der Inschrift IOM auf Sockeln und Steelen, was soviel wie Iuppiter Optimus Maximus heißt und den Gott als höchste Gottheit Roms kennzeichnet, der andere, Arx, den Tempel der Iuno Moneta. Jupiter geht zurück auf den griechischen Gott Zeus, der Beiname Moneta der römischen Göttin Iuno bedeutet so viel wie Mahnerin und Erinnerung und verknüpft ihr Abbild auf den Münzen des antiken Roms und der Tatsache, dass neben ihrem Tempel Roms erste und wichtigst Münzpräge stand mit unserem Wort Moneten und der heute gängigen Übersetzung von Moneta in Geld. Leider sind die göttlichen Assoziationen von Geld mit Mahnung und Erinnerung seit dieser Zeit etwas erodiert und seit der Bankenkrise 2008 anscheinend gänzlich zerbrochen. Nicht zerbrochen ist die zentrale Bedeutung des Platzes für das antike Rom, seine Bedeutung als Schnittstelle zum antiken Griechenland und seine heutige politische Bedeutung für den italienischen Staat und den Tourismus.

Piazza di Spagna. Mit der Spanischen Treppe.

Spanische Treppe, Rom

Asyl oder Wehrdienst in Spanien? Was soll mit all den Touristen geschehen?

Spanische Treppe, RomAn manchen Tagen sieht man sie nicht mehr; diese schöne Treppe ist dann übersäht von Touristen, ihre eigentliche Funktion, die Santa Trinità dei Monti mit der Piazza di Spagna zu verbinden regelrecht erdrückt.
Warum nur kommen alle diese Menschen hierher?
Bestimmt nicht wegen der Bedeutung, die dieser Ort zu Zeiten von Innozenz XIII. hatte. Damals war hier der Sitz der spanischen Botschaft beim Vatikan und somit spanisches Hoheitsgebiet und so konnte jeder Ausländer, der sich hier aufhielt, flux mal eben zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet werden. Also, Freunde, bitte Platz nehmen.

Vielleicht kommen sie aber auch hierhin, weil mit seiner politischen Bedeutung als spanisches Hoheitsgebiet verbunden auch das Asylrecht gegenüber dem Vatikan war?

Oder, weil dieser Ort einst von vielen Kunstliebhabern und kulturbeflissenen Römern gerne aufgesucht wurde, was mit einer Mönchszelle im Kloster Trinità dei Monti, gleich neben der Kirche, zu tun hat, die, um der nackten, engen Welt des Gebetes zu entfliehen von einem Mönch und Künstler sehenswert ausgemalt worden ist.
War es damals die leidenschaftliche Ambition des Papstes Innozenz, den unschönen, wild bewachsenen Hang zwischen Kirche und Platz städtebaulich positiv zu verändern, was ja auch mehr als geglückt ist, so stellt sich heute die Frage, was mit dem wilden Besetzen der Treppen durch die Touristen und die Dutzenden von fliegenden Händlern darauf in Zukunft geschehen sollte? Asyl jedenfalls gewährt wird ihnen wohl nicht.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2: Piazza Navona und Forum Romanum.

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