Man wasn´t made until half-past five on the sixth day,
schreibt Zora Neale Hurston in Mules and Men. Sie arbeitete 1928 mit Hoodoo-Priestern in New Orleans, war Schriftstellerin, Folkloristin und Mitarbeiterin bei der Harlem-Renaissance (auch New Negro Movement genannt), was eine soziale, kulturelle und künstlerische Bewegung afroamerikanischer Schriftsteller und Maler zwischen 1920 und 1930 war.
Hurston sammelte die Geschichten, Lieder, Tänze und Gebete der schwarzen Bevölkerung, reiste 1936 in die Karibik nach Jamaika und Haiti und stellte die Ergenisse ihrer Forschung – ursprünglich war sie Anthropologin – die sie nicht selten in Lebensgefahr brachten, u.a. in einer viel beachteten Produktion am Broadway vor.
In den 1930er Jahren gehörte sie zu den bedeutendsten Autoren der afroamerikanischen Literatur. In ihren Werken verarbeitete sie ihre Erfahrungen und Erinnerungen an das ländliche Leben der Schwarzen im Amerika der Jahrhundertwende und deren Riten auf den karibischen Inseln.
Voodoo basiert auf einer tausende Jahre alten Naturreligion in Westafrika. Im Mittelpunkt steht das Ritual. Es gibt einen Hauptgott, viele weitere Götter und weit über 200 gute und schlechte Geister. Durch trommeln, tanzen und singen rufen die Gläubigen die Geister, die von ihnen Besitz ergreifen und Heilung von Krankheit erwirken oder Weisungen erteilen. Zu solch einer Zeremonie gehören ad minimum ein Priester oder eine Priesterin und eine Opfergabe. Tierische Opfer sollen stärkere Kräfte besitzen als andere. Des weiteren ist ein starker Totenkult Bestandteil des Voodooglaubens.
Obwohl Voodoo heute in vielen Teilen der Vereinigten Staaten praktiziert wird, ist New Orleans noch immer das wichtigste Kult-Zentrum dieser von der afrikanischen Goldküste und aus Nigeria stammenden Naturreligion und dem entsprechenden Volksglauben. Die Einwohner der Crescent City wachsen vielfach mit dem Wissen auf, dass Gris-Gris eine magische Mixtur aus geheimnisvollen Voodoo-Zutaten bedeutet, die alles enthalten können, was der Ort und die Umgebung so hergeben, angefangen bei mumifizierten Fledermausflügeln oder den Knochen schwarzer Katzen bis hin zu Staub, den man einem offenen Grab entnommen hat.
So weiß auch jeder, dass es Glück bringt, eine Johann-der-Eroberer-Wurzel oder ein paar Magneten zu tragen. Alles, was man für ein Voodoo-Ritual braucht, kann man in einem Voodoo-Drugstore finden, wo jederzeit betörende Liebestränke, geldanziehende Pulver, magische, reinigende Öle und vielerlei Zaubermittel für und gegen alles zu finden sind.
Und jeder weiß, wer eine Zauberkugel oder ein totes Hühn auf seiner Türschwelle findet oder – noch schlimmer – eine klassische, mit Nadeln gespickte Puppe entdeckt, dem droht, durch irgendeinen unsichtbaren Feind verhext zu werden, mindestens. Spätestens dann wird sich der so markierte wohl oder übel auf die Suche nach einem Voodoo-Priester oder einer Voodoo-Priesterin begeben, der oder die ihn vom Fluch befreit. Gläubig oder nicht gläubig, wer bringt Licht in das Voodoo-Dunkel in New Orleans und in Louisiana, wenn Schweigen den Kult bewahrt und Reden Unglück oder den Tod bedeuten kann?
Voodoo kam im späten 18. Jahrhundert durch Sklaven von den Zuckerrohrfeldern von Haiti zu den Baumwoll- und Tabakplantagen von Louisiana und nach New Orleans und griff unter den vielen Schwarzen wie ein Lauffeuer um sich. Die Behörden wollten den Kult sofort unterbinden, trieben ihn durch ihr drastisches Vorgehen jedoch nur in den Untergrund, wo er erst recht und vor allen wachsamen Augen verborgen erblühte und Mitte des 19. Jahrhunderts stand er, auch bedingt durch den wachsenden Anteil an weißen Anhängern, dann endgültig auf seinem Höhepunkt.
So war es auch ein offenes Geheimnis, das respektierliche, dichtverschleierte Damen der Society, erfolgreiche Geschäftsleute und Politiker ihrer Zeit häufig den Weg zu den Voodoo‑Königinnen der Stadt fanden in unzweifelhafter Absicht. Lokalzeitungen kompromittierten zudem unter vorgeblich diskreter Geheimhaltung der Namen prominenter Persönlichkeiten zahlreiche Verhaftungen an den Ufern des St. John Bayou und des Pontchartrain-Sees, wo sie an geheimen mitternächtlichen Riten teilgenommen hatten, auf eine journalistische Weise, die kaum unzweideutige Rückschlüsse auf die beteiligten Personen zuließen.
Voodoo-Rituale wurde sogar während des vorletzten Jahrhunderts an Sonntagnachmittagen auf dem Beauregard Square, ganz in der Nähe von Jackson Square im French Quarter von New Orleans abgehalten, wo man heute noch Voodoo Authentica,Marie Laveau’s House of Voodoo und eine Reihe anderer Läden für Voodoo Devotionalien findet.
Sklaven wie freie schwarze Männer und Frauen en masse tanzten rhythmische Bamboula Tänze unter Führung der ‚regierenden‘ Voodoo-Königin und ihres Hofstaates.
Das schwarze und weiße Publikum schien diese allwöchentlichen Veranstaltungen unter freiem Himmel derart zu genießen, dass die Aufläufe so groß wurden, dass die Local Authorities Mühe bekamen, sie zu verbieten.
Sie wurden zu ‚touristischen‘ Ereignissen, während die wahren Voodoo-Anhänger ihre eigentlichen Rituale jedoch heimlich bei Mondschein abhielten, während die Nichtgläubigen und Angereisten zu Hause wieder ruhig in ihren Betten schliefen.
Einem Irrtum sollte man nicht aufsitzen, dass nämlich der Vooddoo Kult eine starre, nach lokalen Unterschieden bestimmter Glauben ist. Voodoo ist lebendig, sehr anpassungsfähig.
Die Ursprünge des Voodoo-Kultes liegen im Juju-Zauber in Afrika. So erreichte er die Küsten der Neuen Welt und ist durch zahlreiche, teils radikale Veränderungen gegangen. Die Ingredenzien und Rituale der schwarzen Zauberkunst verwässerten, sogar katholische Elemente wurden besonders auf Haiti in den Kult integriert.
So durchmischten sich Hunderte von Loas – ein Loa ist ein Geist im Voodoo mit großer Macht und beinahe uneingeschränkten Möglichkeiten – mit den katholischen Heiligen, und bald begannen Voodoo-Gläubige ihre Riten nicht mehr dem Teufel, sondern Gott zu widmen und in manchen Gegenden wurde die Jungfrau Maria mächtigste aller Voodoo-Heiligen, oft im gleichen Atemzug mit der traditionellen Schlangengottheit Dambhalah angerufen.
New Orleans „Hoodoo“ hatte eine unbestrittene Königin, die den Titel: die berühmteste aller amerikanischen Voodoo-Königinnen zu Recht trägt, Marie Laveau. Sie soll zwischen 1794 und 1881 gelebt haben, eine rätselhafte, große, attraktive Mischlingsfrau, die mal von Schwarzen, dann von Indianern und Weißen abstammte und schon zu Lebzeiten zur Legende wurde.
Ihre Zeit war voll von weiteren, schillernden Gestalten wie z. B. Sanité Dédé, die erste Voodoo-Königin, von der die Historiker zu berichten wussten. Oder Doctor John, der als einer der ersten den Katholizismus mit dem Schlangenkult verquickte und unauslöschliche Spuren im Voodoo hinterließ. Oder Marie Saloppé, von der Marie Laveau ihre „Weihen“ erhielt, und Indian Jim, einer der wenigen, die den Mut hatten, mit der Laveau zu konkurrieren, und noch zahlreiche, spätere Königinnen und Zauberärzte, die nach dem Tod von „Marie, der Herrlichen“, um den Thron wetteiferten, aber keiner von allen erreichte jemals ihre Bedeutung in New Orleans und weit darüber hinaus.
Wie keine andere hatte die „Marie“ Einfluss auf die Entwicklung des Voodooglaubens auf dem amerikanischen Kontinent. Sie verstärkte die Vermischung von Katholizismus und Voodoo, besonders die Heilige Jungfrau Maria und das Kruzifix fanden mehr und mehr Verwendung. Ihre Anhänger, oft Weiße, reisten aus ganz Amerika an, um sich von ihr, der man nachsagte, sie sei eigentlich eine einfache Frisöse, heilen bzw. die Zukunft voraussagen zu lassen.
Sie verstand es, die Erzählungen der Damen der gehobenen weißen Gesellschaft zu deuten und für sich zu nutzen. Oft presste sie den Bediensteten Informationen über ihre Herrschaften ab, veranstaltete regelrechte Voodoo-Shows für zahlendes Publikum, in denen für Christen, so sie die Mehrheit im Publikum stellten, unheimliche Bestandteile wie Schlangenkult und Blutopfer fehlten. Da zu ihren Verehrern ranghohe Lokalpolitiker und führende Geschäftsleute gehörten und sie ein kompromittierendes Wissen über die Gesellschaft von New Orleans hatte, gelang es trotz vielfacher Versuche nicht, ihr den Prozess zu machen.
Ihr Grab auf dem St. Louis Cemetary No. 1 ist heute ein Pilgerort sowohl für Touristen, die sich ein wenig gruseln möchten als auch für echte Anhänger des Voodoo. Ach, übrigens: 15% der Bevölkerung von New Orleans, so wird kolportiert, praktizieren auch heute noch den Voodoo-Kult in Erinnerung an die sagenumwobene, einzigartige Frau, Marie Laveau.
Jede Menge Informationen und sehr gute Fotos von Voodoo Zeremonien in Mexico City finden Sie auf der Webseite Avax News