Die Limestone Coast entlang

Einsamkeit ist hier ein anderes Wort für Riesenparty.

Smelling Limestones

Der Name kling verführerisch, man erwartet Zitronenduft.

BezeichnungKategorieAdresseBeschreibungLink

Die Limestone Coast erstreckt sich von der Mündung des Murray River im Norden bis zum Glenelg River im Süden. Wenn sie überhaupt bekannt ist, dann bei Ornitologen und Archeologen. Denn besonders bemerkenswert sind die fisch- und vogelreichen Lagunen des Coorong sowie zahlreiche Höhlen mit Fossilien von Ur-Tieren, die leicht mal älter als fünfhunderttausend Jahre sind.

Auf der Liste der wissenschaftlichen Besucher stehen der einzigartige Coorong, der Blue Lake und die zum Weltkulturerbe gehörenden Naracoorte Caves. Und dann will man Ihnen weißmachen, dass es auch für Touristen eine lohneswerte Destination ist.

Ja, wenn Sie Ornitologe oder Archeologe sind und ihre Gast-Universität die Unterkünfte für Sie organisiert hat. Denn sonst könnte es etwa schwierig für Sie werden. Aber der Reihe nach. Man nimmt die B1 und staunt, wie wenig Orte bis hin zur Grenze nach Victoria eingezeichnet sind. Dann zählt man die Kilometer aus und fällt rumms auf den Arsch; das kann lange dauern, wenn die B1 keine Autobahn ist.

Es dauert nicht lange und man weiß, die B1 ist kein Autobahn. Ja, ein Highway, aber so heißen ja auch die Schotterpisten im Outback. Das hat man bis hierhin endlich gelernt. Aber dafür geht es immer am Ozean entlang; wieder geirrt. Es geht an Seen entlang. Salzigen Seen mit einer weltweit wohl einzigartigen Bakterien-Population, die auch Nullproblems damit hat, in extrem schwefelhaltigen Wassern, bzw. ebensolchen Brühen brunz-vital aufzublühen. Die Farben sind prächtig: pink die Bakterien, gelb der Schwefel, blau der Himmel und weiß das Salz in der Suppe.

Diese Mischung aus Nullarbor und Nullproblems der bakteriellen Supraspezies, der nichts, aber auch gar nichts etwas anhaben kann, erzeugt zu der intensiven Farbenpracht noch ein ebensolches olfaktorisches Erlebnis. Es riecht nur nicht nach Zitronen, es riecht, als hätte einer Ihnen bei Abfahrt drei Stinckbomben in den Offroad geworfen: boah!

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

 I’m going to Kingston…

So sehr auch der Coorong National Park mit seinen über 80 Vogelarten, die entlang seiner seichten Salzwasserlagunen leben, ein Paradies für Vogelbeobachter sein mag, so sehr auch die weißen Sanddünen hochaufragenden und den Coorong vor den Stürmen des südlichen Ozeans schützen, was natürlich auch dazu beitragen mag, dass der ersehnte Luftaustausch manchmal eben ausbleibt und die visuellen Sensationen von den olfaktorischen einfach überzeichnet werden, so sehr freut man sich vielleicht dann auf ein wenig sinnliche Entlastung in Kingston.

Aber Kingston ist nicht, was es vorgibt zu sein: eine Stadt. Es ist ein Motel mit ein paar Häusern drumherum, aber mit einem Golfplatz. Ich galube, den hat man für nicht mehr als zwanzig australische Ladies angelegt, sonst hätten die wohl ihren Gatten verboten, in Kingston ihre Arbeit aufzunehmen.

Wir hatten Glück. Angekommen an einem Samstag, saßen dort im Garten vom Motel zwei Paare Cattle-Farmer, die den fast 500 Kilometer langen Weg hierher gemacht hatten, um mal ein wenig urbanen Trubel beim Chillen zu erleben, was die übrigends zweimal im Monat so halten.

An diesem sehr unterhaltsamen Abend haben wir viel über die vier erfahren, über ihr Leben auf einer Farm, die fast so groß wie Belgien ist, über die Weine von Coonawarra, die einfach fantastisch sind und keiner kennt und die sogar zu den besten ganz Australiens zählen. Der Grund: ein nur 12 Kilometer langer Streifen Terra-Rossa-Erde scheint das Geheimnis hinter dem guten Ruf Coonawarras zu sein, das unter Kennern als Australiens führende Region für hochwertige Rotweine geschätzt wird. Hätten Sie’s gewusst?

 

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