Baden – Trinken – Spielen
Knapp 60.000 Einwohner hat die Stadt, die so viel mehr sich als Berühmtheit suggeriert. Das kommt aber nicht von Ungefähr, ist sie doch als Kur- und Bäderstadt sowie als Medien-, Kunst- und internationale Festspielstadt seit langen Zeiten bekannt.
Bereits die alten Römer nutzten die hier am Rand des Schwarzwalds entspringenden heißen Thermalquellen ausgiebig und heute besuchen die Quellen unzählige Kurgäste aus aller Welt.
Im Mittelalter war Baden-Baden Residenzstadt der Markgrafschaft Baden und somit auch namensgebend für das Land Baden.

Dagmar Hollmann / Wikimedia Commons „Lizenz: CC BY-SA 4.0 Der Löwenmensch aus dem Lonetal der Schwäbischen Alb gehört zu den wichtigsten urgeschichtlichen Zeugnissen in Baden-Württemberg, präsentiert und ausführlich dokumentiert im Museum Ulm
Eng verbunden mit den heißen Quellen für die Gesundheit war ab dem 19. Jahrhundert die Spielbank, Quelle für Glück und Unglück, Wohlstand für den einen, Katastrophe für manch anderen.Legendär sind die Geschichte, die sich zwischen Kurhaus und Spielbank abgespielt haben, vor allem die Geschichte, die von reichen Russen geschrieben worden sind. Heute gehört Baden-Baden zum UNESCO Weltkulturerbe als eine der elf bedeutenden Kurstädte Europas.
Erste Spuren der Besiedlung des Oostals finden sich aus der Mittelsteinzeit um 8000 bis 4000 v. Chr., Grabfunde in der Rheinebene und im Übergang zum Schwarzwald sind auch für die nachfolgenden Epochen der Stein- und der Bronzezeit belegt. Auf dem Battert finden sich noch Überreste eines vermutlich keltischen Ringwalls.
Bei den Römer hieß die Stadt Aquae, lat. für Bad/Wasser, und entwickelte sich prächtig unter Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, der berühmte und bädersüchtige Potentat aus Rom, der die Stadt zu einem luxuriösen Bad nach dem Vorbild der römischen Caracalla Thermen ausbauen ließ.
Umstritten wie vieles ist aus der Zeit des Mittelalters die Abfolge und Entwicklung der Stadt, wovon ein paar Schenkungsdokumente Kunde geben, sei es nun Merowingerkönig Dagobert III. im Jahr 712, nach anderer Deutung Dagobert II. im Jahr 675, die die Mark samt ihren heißen Quellen dem Kloster Weißenburg geschenkt haben sollen. Einzig gesichert ist, dass im Jahr 1507 die erste Kurtaxe erhoben worden ist, ja, mit dem Geld waren die Kämmerer schon immer etwas genauer in der Dokumentation.
Baden-Baden galt während seiner Glanzzeit im 19. Jahrhundert als „Sommerhauptstadt Europas“ und zählte zu den europäischen Kurstädten von Weltrang, was sich in der städtebaulichen Entwicklung ausdrückte und bis heute im Stadtbild widerspiegelt. Die Dichte an imposanten Villen sucht ihresgleichen, das Kulturangebot stünde einer deutlich größeren deutschen Stadt gut zu Gesicht. Schlecht zu Gesicht stand der Stadt über lange Jahre hinweg die Nacht am 10. November 193, die Nacht der deutschen Novemberprogrome, als in den frühen Morgenstunden viele der in Baden-Baden wohnenden Juden durch die Polizei abgeführt und zum Hof der alten Polizeidirektion (neben der heutigen Caracalla Therme) getrieben wurden.
Augenzeugen berichten von Demütigungen durch die Schutzstaffel (SS) und brutalen Übergriffen durch Baden-Badener Bürger. Etliche Juden wurden mit Steinen beworfen, verprügelt, ausgepeitscht, bewusstlos geschlagen, entwürdigt und teilweise körperlich misshandelt.
Im Inneren des Gebäudes waren SS-Männer aus der Umgebung Baden-Badens damit beschäftigt, auf der Frauenempore Feuer zu legen. Die 1899 errichtete Synagoge Baden-Baden (Stephanienstraße 5) wurde durch den Pöbel entweiht. Bis auf etwa 60 Personen wurden schließlich alle zusammengetriebenen Juden mit einem Bus zum Bahnhof gefahren. Von dort wurden die Baden-Badener Juden mit einem Sonderzug zusammen mit anderen Juden aus dem Schwarzwald ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Die Synagoge in Baden-Baden brannte vollständig aus (Wikipedia).
Was heute niemand mehr laut ausprechen möchte aber doch so wahr ist, ist, dass die goldenen Zeiten der Stadt einen spürbaren Dämpfer erhalten haben, war das Goldenen Zeitalter Baden-Badens doch sichtbar und zugleich verborgen mit dem Geldadel aus Russland verbunden. Draußen rollt derweil nach wie vor der Rubel. Viele Geschäfte in Baden-Baden machten bis 2022 die Hälfte ihres Umsatzes mit Russen. 10-20.000 Euro am Tag zückte die selbstbewusste, erkennbar russische Kundin bis zum Überfall auf die Ukraine am 20.02.2022 aus ihrem Prada-Täschchen und kaufte, was echt und teuer ist und nicht das, was gefällt. Denn das ist russisch, der Rausch der Sinne, nicht der Blick auf das Preisschild.

Thilo Parg / Wikimedia Commons – Lizenz: CC BY-SA 3.0 Eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit, Wildpferd aus der Vogelherdhöhle (rund 40 000 Jahre, Aurignacien), UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“, MUT „Alte Kulturen“ auf Schloss Hohentübingen, Sammlung der Älteren Urgeschichte
Die Urgeschichte im Gebiet des deutschen Südwestens, des heutigen Baden-Württembergs, ist der breiteren Öffentlichkeit durch einige Funde bekannt geworden, wie die des Unterkiefers von Mauer von Homo heidelbergensis, der Mammutelfenbein-Plastik „Löwenmensch“ oder der Höhensiedlung Heuneburg – Die Urgeschichte bezeichnet den ältesten Zeitabschnitt der menschlichen Geschichte, in der noch keine Schriftquellen vorliegen. Unbedingt besuchen: Webseite Museum der Universität Tübingen MUT.
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