Weimar

Republik des Vergessens

Strahlend hell und abgrundtief dunkel.

Weimar - Thüringen

Weimar - ThüringenWeimar - ThüringenWeimar - ThüringenWir haben der Stadt Weimar in unserer Liste der historischen Städte Deutschlands einen großen Raum eröffnet – hier bitte eintreten – worin sich eine überreiche Geschichte trifft. Sie zeigt Weimar als Stadt der Künste wie als Namensgeberin der ersten Republik auf deutschem Boden. Sie ist der Ort, an dem der Dr. Faustus sein Spiel hätte spielen können und etwas lässt uns dies auch glauben, dass er hier des Nachts noch durch die alten, verwinkelten Gassen streift.
Weimar ist so reich an Geschichte, dass Bücher darüber leicht mittelgroße Bibliotheken füllen könnten. Zweimal rächte sich das faustische Prinzip am deutschen Idealismus und Bildungsbürgertum. Einmal in der Bücherverbrennung und später noch einmal im Brand der Anna Amalia Bibliothek am 02. September 2004. Genaugenommen war die erste, die Bücherverbrennung einmal am 21. Juni 1933 eine Aktion von Deutschnationalen, die bei einer Sonnenwendfeier die „Aktion wider den undeutschen Geist“ nachahmten und zahlreiche Bücher verbrannten, um dann im Jahr 1937 in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Schlossmuseum eine große Anzahl von Werken der modernen bildenden Kunst beschlagnahmten und die meisten davon zerstörten.

Deutschnationale und Nazis verbrannten die Seele der Stadt, ihr Gegengewicht gegen das Pendel zur Vernichtung. Die ersten Stätten der Vernichtung waren das KZ Nohra und Bad Sulza und später dann das KZ Buchenwald, eines der größten Massenvernichtungslager auf deutschen Boden. Und dabei war die Geschichte der Stadt übervoll mit großer Kunst und politischer Weitsicht.
Cranach der Ältere und der Jüngere lebten und arbeiteten in Weimar. Bach revolutionierte die Musikkunst und komponierte hier Werke wie die Toccata und Fuge d-Moll, das Wohltemperierte Klavier, die Brandenburgischen Konzerte, viele Kirchenkantaten, die Matthäus-Passion, das Weihnachtsoratorium, die h-Moll-Messe und Die Kunst der Fuge. Hier in der Stadt hatte die Weimarer Klassik ihren Ort, lebten und arbeiteten Wieland, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung im deutschen Sprachgebiet und der Älteste des klassischen Viergestirns von Weimar mit Goethe, Herder und Schiller; was für eine Reihe und doch nur ein kleines Stück davon.

Die verwitwete Herzogin und Komponistin Anna Amalia von Sachsen-Weimarhinterliesder Stadt eine einzigartige Bibliothek, die Landschaftsmaler der Weimarer Malerschule an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule – Arnold Böcklin, Franz von Lehnbach, Fritz Mackensen um nur drei aus der langen Liste zu erwähnen – machten Eindruck auf die Landschaftsmalerei in Frankreich und in Deutschland, zu sehen im Museum im Weimarer Stadtschloss.
Franz List wurde in Weimar zum Kapellmeister berufen, Richard Strauss kam als ein Protagonist der Moderne und setzte sich für Wagner, Liszt und Mahler ein, führte seine erste eigene Tondichtung „Don Juan“ op. 20 auf und verlobte sich hier.

Nietzsche verbrachte nach seinem körperlichen und geistigen Zusammenbruch im Jahr 1889 bis zu seinem Tod am 25.08.1900  seine Tage in der „Villa Silberblick“ in der Luisenstraße (heute Humboldtstraße) 36, wo sich auch heute das von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche gegründete Nietzsche Archiv befindet.
In der Stadt von Goethe versammelten sich viele große Künstler, Freigeister und Modernisierer und hinterließen bis heute sichtbare Spuren im Stadtbild. Henry van de Velde gründete hier das weltberühmte Bauhaus.

Weimar - Thüringen

Weimar - ThüringenWeimar - ThüringenDie Stadt Goethes, von Reformation, Aufklärung, Kunst und republikanischem Geist schrieb zwischen 1919 und 1933 vierzehn Jahre lang die Vorgeschichte des deutschen Parlamentarismus. Ein Jahr nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, fand im Deutschen Nationaltheater in Weimar die verfassungsgebende Zusammenkunft der Nationalversammlung statt, welche sich nach Abschaffung der Monarchie und Ausrufung der Republik konstituierte.

Aber die faustischen Mächte waren weder tot noch inaktiv. Bereits 1920 kam es zum Kapp-Putsch, als reaktionäre Militärs gegen streikende Arbeiter und die Verfassung in Reih und Glied vorzogen. Walter Gropius entwarf ein Denkmal zu Ehren der von den Putschisten getöteten Bürger der Stad, die in Erinnerung an jenen Tag im März seither die „Märzgefallenen“ genannt werden – in Anlehnung an die Opfer der Revolution von 1848 aus dem gleichen Monat. Das Denkmal, im Volksmund „Der Blitz“ genannt, wurde am 1. Mai 1922 eingeweiht. Nicht wie ein Blitz, aber langsam einsickernd entwickelte sich aus der Weimarer Republik jene faustische Kraft, die zu ungeheueren Taten bereit die Massen in Deutschland auf die Straßen brachte, gegen die Juden, gegen jede Opposition, gegen Russland und ganz Europa, und darüber hinaus. Es folgte der Zweite Weltkrieg.

Nach dem Juli 1945 und dem Abzug der US-amerikanischenTruppen begann die sowjetische Besatzung, die bis zur Wiedervereinigung 1989 blieben. Und im Vorfeld der Wiedervereinigung spielte auch Weimar eine wichtige Rolle. Beginnend am 24. Oktober 1989 und ausgehend vom Platz der Demokratie fanden – jeweils am Dienstag – Großdemonstrationen statt, am 31. Oktober wurde die Teilnehmerzahl auf 15.000 geschätzt. Das Ende der DDR ist bekannt. Sie verschwand durch die Proteste und Demonstrationen der Bürgerinnen und Bürger und weil die sowjetischen Armeeteile in ihren Kasernen geblieben sind.

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