Jahresrückblick 2021 - Seite 3

Finissage – Die letzten Tage der Kunst

Was noch hierhin gehört:

Ein Manifest.

Wer mich kennt weiß, wie sehr und wie lange ich bereits über das Copyright besonders für Kunstwerke klage und bereits auch mehrfach für mein Vergehen am Copyright von Künstlern und deren Rechteverwaltungen resp. Managements verklagt worden bin. Ein Beispiel von vielen: Man macht in einem Museum, das nicht von Thomas Saraceno gebaut oder bezahlt worden ist, ein Foto von dessen Innenraum, wo an der Decke ein Überbleibsel, ein Teilobjekt einer vergangenen Ausstellung jenes Künstlers: In Orbit betitelt, hängt und veröffentlich dieses Bild im Internet, um die Geschichte des Gebäudes, des ehemaligen Landtags von Nordrhein-Westfalen zu würdigen und dabei auch die Ausstellung zu erwähnen, sogar positiv. Man bekommt dann schnell eine gesalzene Abmahnung und muss sich anwaltlich dagegen erwehren – wen die Geschichte in einer satirisch bissigen Replik interessiert, der folgt jetzt diesem Link.; da gibts dann auch schöne Bilder.

Mir ist es ein Anliegen an dieser Stelle die Kunstschaffenden daran zu erinnern, dass Kultur dadurch lebt, dass möglichst viele sich mit ihr auseinandersetzen können; es gibt keine Kultur, ohne diesen Diskurs. Heute sieht es so aus, dass kein normaler Mensch, also kein Journalist unter Vertrag, mehr Kunst diskutieren kann, kostet doch bei kaum bekannten Künstlern ein einzelnes Bild im kleinen Format bereits 300 bis 400 EURO; an eine Besprechung einer ganzen Ausstellung ist somit schon gar nicht zu denken. Das Ende vom Lied ist das: liebe Künstlerinnen und Künstler, ich gönne euch jeden Pfenning, aber wollt ihr wirklich, dass nur noch Verlage und reiche Privatmenschen über euch schreiben?

Die Erfindung des Buchdrucks hat den größten Kulturschub aller Zeiten erwirkt, weil große Teile der Menschen, Zugang zu den Kulturgütern der eigenen Gesellschaft wie auch von fremden Gesellschaften fanden. So sie sehen konnten und später lesen gelernt haben, verbreitet sich die kulturelle Auseinandersetzung schnell und weltweit und die Buchpreisbindung in Deutschland tat ein Übriges dazu; leider gibt es noch viele Menschen auf der Welt, für die Bücher und Stifte zu teuer sind, um ihre Kinder zur Schule zu schicken. Eure Copyrights sind nicht nur blöde, sie sind wahre Kulturkiller; denkt mal drüber nach!

Vorläufiger Schlussakkord.

Fortsetzung folgt.

Kunst und Kultur waren in ihrer so langen Geschichte, die so alt ist wie die Menschheit selbst, oft im Eimer. Mächtige und Religiöse, Machtphantasien und dummpfsinnige Überheblichkeit haben nie gezögert, Kunst in die Tonne und Künstler in die Kerker zu werfen; auch dem Feuer wurden die Werke und deren Erfinder gerne übergeben. Raub und Diebstahl, Vandalismus und Missachtung noch dazu gerechnet, haben es aber nicht vermocht, die Künste endgültig zur Strecke zu bringen und nicht selten haben Nichtkünstler die Werke vor den Häschern versteckt, manchmal unter Lebensgefahr vor dem Zugriff gerettet. Nichtkünstler waren auch stets dabei, die Kultur gegen viele Angriffe zu verteidigen, auch nicht selten unter Lebensgefahr und großen Entbehrungen; alles das ist auch groß, betrifft aber nicht eine kleine Klientel, sondern die Menschen mehr im Allgemeinen. Also, holt eure Werke raus aus dem Eimer, hängt sie dorthin wo viele sie sehen können und in eine Kommunikation geraten, angeregt, wirksam. Verkauft sie für wenig Geld den Menschen, die sich für den inhaltlichen Wert interessieren, nicht für die persönliche Bereicherung. Die schmeißt in den Kübel, nicht die Mädchen mit den Ballons.

	

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Oberbayer

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