Paul Schwer - Seite 2

Werke aus den Jahren 2017-2018

Was ist bloß aus den Baozis geworden, mag man fragen, schaut man auf die neueren Bodenskulpturen? Einzelne Objekte aus der Werkgruppe hingen auch damals schon wie Kronleuchter von der Decke, aber nun besiedeln sie den Raum vollständig. Decke, Wände, Boden sind zu Raumskulpturen versammelt und neuerdings begegnen sich Raumskulpturen und Raum-Installationen auf einer gemeinsamer Bühne. Von dieser Art Begegnung von Kunstwerken mit Kunstwerken bleiben die einzelnen Werke wie das Gesamtwerk nicht unberührt. Alles durchdringt sich, wird zur Metamorphose.

Die eine Werkgruppe entfaltet sich nun aus der anderen und vice versa. Malerei entfaltet sich aus nicht-gemalten Elementen, aus Elementen von Installationen, aus Steelen, Latten, Bautafeln wie diese wiederum fast malerisch angelegt sind in der Leuchtraft von Farbflächen, so auch von Neonröhren, durch Hitze zerfließenden Plexiglasflächen und Gebäudeinstallationen.

Ein solcher Rollout hat mehr mit einer lebenden DNA zu tun als mit der Vorstellung einer Verbindung von Installation, Skulptur und Malerei. Und wie eine DNA sich stets in eine konkrete Umwelt ausrollt, ohne die keine Vielfaltigkeit wäre, so gewinnt das Gesamtwerk von Paul Schwer nicht allein seine Kraft aus seinem Inneren, aus sich selbst heraus. Da ist viel Zutat aus den konreten, alltäglichen Lebensräumen zu sehen, in die sich die Werke von Paul Schwer hineinbegeben, die der atmenden Entfaltung seiner Kunst den Sauerstoff abgibt.

Schwers Kunst gestaltet nach wie vor noch Räume, Plätze, Gebäude und Innenräume. Durch Innenräume hindurch und scheinbar aus öffentlichen Räumen zurück entfalten sich synkretistisch die Elemente seiner Baozis, Installationen und Malerei zu entfalteten Objekten, so als wären es ready mades, zu spontanen Ergebnissen eines ungesteuerten Prozesses, der ein ganzes Universum von Objekten und das Universum als entfaltetes, dynamisches, sich stets veränderndes Objekt vorstellt.
Natürlich tritt das Licht – bei Paul Schwer schon in den Anfängen seiner damals noch klarer unterschiedenen Werkgruppen vorhanden – nun in einen neuen Kontext, worin es als ein eigenständiges Element, eine malerisch autonome Kraft erstrahlt, sich spiegelt in Umkehreffekten in Glas, reflektiert an Wänden und Objekten, aus diffusen Schatten hervortritt und von der Dunkelheit verschluckt wird.

Der Prozess der Entfaltung seiner Kunst ist zugleich auch ein Prozess der künstlerischen Selbstentfaltung, eines Prozesses also, dessen ‚Selbst‘, also das Werk, erst im Prozess der Entfaltung entsteht, nicht vorher schon feststand. Mehr kann ein Künstler kaum anstreben, als der Kunst selbst die Regie zur Entfaltung dessen, was künstlerisch möglich ist, zu überlassen. Wohin das noch führt? Man wird sehen.

Paul Schwer Installation

Über Rieder

Oberbayer

Zeige alle Beiträge von Rieder

Ihr Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.