Sotheby’s – der Bubble-Indikator

Was die Kunst über Aktien verrät

Southeby's

Gaugin - wann heiratest du? boerse.ARD.de

veröffentlicht einen bemerkenswerten Beitrag, in dem dem berühmten Kunstauktionshaus Sotheby’s nicht nur ein gewisses Näschen im Kunstmarkt attestiert wird, was ja kaum verwunderlich wäre, sondern einen Riesenzinken für das Börsengeschehen.
„Die Kunst-Aktie hat meist einen untrüglichen Riecher: Sotheby’s riecht Blasen am Finanzmarkt. Woher kommt das?“

Was unternehmen Finanztrader nicht alles, um dort hin zu kommen, wo die Aktie des Auktionshauses schon ist? Schaaren von Finanz-Mathematikern und Dutzende von Hochleistungsrechnern – alle entlassen, alles weg, wird nicht mehr gebraucht.

„Die Aktie von Sotheby’s gilt daher als Indikator für die Entwicklung am Aktienmarkt. Was den Kurs des Auktionshauses beeinflusst, kommt auch am Gesamtmarkt an, im Guten wie im Schlechten, meist mit noch größerem Impuls. Der Aktienkurs des Kunsthändlers gilt vor allem als einer der besten Indikatoren für Blasen am Aktienmarkt.“

Da wird der Hund in der Pfanne verrückt. Fällt das Papier von Sotheby’s in einer Hausse in den Keller, dann wird es Zeit, sich schleunigst von Value, Growth und Luxustiteln zu trennen; die Blase wird gleich mit Knall und Zischen zerplatzen und die Kurses fliegen den Anlegern nur so um die Ohren.

Und woran liegt das? Na klar, die Liäson zwischen Kunst und Kommerz ist mittlerweile so eng, dass, das, was da geschieht, signifikant (so sagt man heute) ist. Aber nicht nur signifikant, ach Quatsch! boerse.ARD.de sieht nicht nur die Sotheby’s Aktie, nein, gleich die ganze Wirtschafts- und Industriewelt, so sie börsennotiert ist, bewegt sich im Rhythmus dieses Liebesaktes in den Kunstmarkt-Séparées von London und New York City.

Wenn sich die Superreichen, vorne weg der Hedgefonds-Manager Steven Cohen, um nur einem Beispiel den Namen zu geben, mit einem Kunstwerk in die Federn steigen, dann beben die Aktienindizes auf breiter Front, weltweit. Gaugin, Picasso, Bacon, sind ebenso begehrte Gespielinnen der meist namenlosen Geldbonzen und neuerdings der neureichen Pendants aus dem Reich der Mitte, wie Pollock, de Kooning und Warhol sich ihre Diskurse bei verblassenden Hollywood Schönheiten in deren Häuser am Ocean Drive grinsend erschlafen.

Das mag man alles uninteressant finden, zumal es ja nur ein paar Hypes auf dem durchgeknallten (Richter) Kunstmarkt betrifft, mitnichten. Wenn es ein in Formaldehyd eingelegter Hai von Damien Hirst mit dem vielsagenden Titel „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ zur Investition von Steven Cohen schafft, der die Vitrine samt Urfisch im Jahr 2004 für 6,5 Millionen Dollar kaufte, und „diese“ Investition die weltweiten Aktienmärkte hernach bewegt, dann ist das Symptom selbst zur Ursache der Kranheit geworden.

Der Kunstbegriffs, der sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, wird zur  Bedeutungsshow des fatalen Beutezugs des Kommerzes in der Kunstszene und die Kunst zur willfährigen Edelprostituierten mit ultimativen Lustexzessen bei Bondage und Würgespielen ihres geld-potenzstrotzenden Liebhabers.

Von „Liebe“ ist in den Betten natürlich nichts mehr zu spüren, verdankt die Kunst doch ihre Lust am Leben mittlerweile dem Börsengeschehen, das sich am Nimbus eines Kunstbegriffs bedient, den es nicht mehr gibt. Was hier im Bett sich heute vergnügt, war bis vor kurzem eine, wenn nicht gar die „coincidentia oppositorum“ im geistig-kulturellen Leben der Weltgemeinschaft.

Und kommen Sie jetzt nicht mit dem Unsinn von: der Michelangelo und der Raffael waren doch auch mit dem Papst und der Kirche in der Poofe. Richtig, aber da ging es noch zwischen zweien echt zur Sache, was das blutleere, zum Alter Ego und seinen Show-Inszenierungen von Andersheitsgehabe und Transzendenzgetue nivellierte Marktwesen mit Pinsel nie auch nur ansatzweise hinbekommt.

Und dann kommt am Ende der Satz: Wir können doch nichts dafür, dass unsere Kunst so teuer geworden ist und an den Börsen mittlerweile die Blasen anzeigt. Na klar, wer denn sonst? Einfach beim Rendevouz wieder lernen: NEIN Sagen!

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Oberbayer

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