Fès

Tor zu Europa

Geistiges, kulturelles und politisches Zentrum.

Marokko - Fès
Marokko - FèsMarokko - FèsMarokko - FèsFès ist mit rund einer Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Marokkos. Sie ist die älteste der vier Königsstädte des Landes – neben Marrakesch, Meknès und Rabat – und galt nach der Gründung der Qarawiyin-Universität als geistiges Zentrum des arabisch-islamischen Westens, auch Maghreb genannt. Fès ist der Sitz der Präfektur Fès-Meknès, eine der 12 Präfekturen Marokkos.

Der Name soll auf Fas (Fès), „Hacke“ auf Arabisch,  und deren Bedeutung bei der Stadtgründung hindeuten. Die Stadt „Medinat Fas“ wurde von Idris I. im Jahr 789 an der Stelle des heutigen Viertels der Andalusier – ein wichtiger Hinweis auf die Bedeutung der gemeinsamen Geschichte zwischen 711 und 1464 in Al Andalus gegründet. 809 gründete Idris II. „al-Aliya“ am anderen (linken) Ufer des Wadi Fès.

Al-Aliya entwickelte sich rasch zu einer richtigen Stadt mit Moschee, Palast und Kisariya (MarFkthalle). Die lebenswichtigen Wasserquellen um Fès, die schon früh berühmt und besungen wurden, waren hier wie an vielen Orten der Welt ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Standorts für die zukünftige Metropole.

Lang, bedeutend und facettenreich ist die Geschichte der Stadt, hier nur einige „Facts and Figures“. Ganz entscheidenden Anteil an der Geschichte hat die 859 von der reichen Kaufmannstochter Fatima el-Fihrya gegründete Universitätsmoschee „al-Qarawiyin“, die zu einem der bedeutendsten Zentren der Geistlichkeit und Kultur im Islam wurde, pikanterweise bis heute noch die Tradition ihrer Gründerin aufrechterhält: Da in Marokko Schulpflicht für Jungen und Mädchen gilt, findet man überall in der Stadt staatliche Grund- und Sekundarschulen.

In der Altstadt stößt man noch auf einzelne Koranschulen (Kutab, Medersa), von denen jedoch aufgrund des Schülerrückgangs in den vergangenen Jahrzehnten viele geschlossen wurden und heute als Museen besichtigt werden können. Ihre Ausstrahlung hat über die Schulen des islamischen Spanien, in Al Andaluz (siehe hier), Auswirkungen bis nach Europa. Auch der arabische Geschichtsschreiber Ibn Chaldūn lehrte hier.

Bedeutung und Wohlstand fand die Stadt über die Jahre hinweg in der günstigen Lage an der Kreuzung wichtiger Handelswege inmitten einer großzügigen natürlichen Region mit grundlegenden Rohstoffen für das Handwerk (Stein, Holz, Ton), welches eine entscheidende Rolle für den raschen Aufschwung der neuen Stadt spielte neben der geografischen Bedeutung der Karawanenstraßen zwischen dem Atlantik und dem zentralen und östlichen Maghreb sowie dem Mittelmeer und Schwarzafrika, die sich hier kreuzten.

Der Höhepunkt der hispano-maurischen Kunst und Kultur am Beginn des 14. Jahrhunderts markiert zugleich den großen Aufschwung der Stadt. Die Universität von Fès (Qairawin) war in dieser Zeit weltberühmt. Über eine Karawanenpiste mit dem Hafen von Badis am Rifgebirge verbunden, stand Fès ununterbrochen mit dem islamischen Spanien und mit Europa in Kontakt, brachte es zu einem großen Austausch in Wissenschaften und Kultur – wir haben an anderer Stelle dies die Zeit der islamischen Renaissance genannt, die spätestens
1471 abrupt abgebrochen wurde, als die Stadt in die Hände der Dynastie der Wattasiden fiel, und sich über Italien dann in Europa durchgesetzt hat.

Marokko - Fès

Warum es 1033 es zu einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt mit 6000 Toten kam, wissen wir nicht. Dass aber am Anfang der Alawiden-Dynastie gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als Mulai Ismail seine neue Hauptstadt in Meknès einrichtete, die Stadt in eine neue, schicksahafte Epoche geriet, ist sicher. Er siedelte in Fès einen Teil der Sippe der Udaia an, die ihm bei seinem Machtkampf geholfen hatte. Nach seinem Tod (1727) revoltierten die Udaia, sie wurden erst über hundert Jahre später, 1833, durch Abd er Rahman aus der Stadt vertrieben.

Marokko - FèsZwischen 1500 und 1800 wurde Marokko mindestens zehn Mal von der Pest heimgesucht. Die Bevölkerungsentwicklung sowie das kulturelle und wirtschaftliche Leben stagnierten. Die letzte große Pestwelle im Maghreb folgte 1818–1820.

Im 19. Jahrhundert wurden die beiden alten Stadtteile durch Neubauten wie den Palast Boujeloud verbunden. Bis zum Beginn des Protektorats im Jahr 1912 blieb Fès die Hauptstadt Marokkos, dann wurde Rabat von einem französischen General zum Verwaltungssitz von Französisch-Marokko bestimmt. Trotzdem residierte der König weiterhin in Fès und er hält sich bis heute häufig im dortigen Palast auf. Auch nachdem Rabat zur offiziellen marokkanischen Hauptstadt erklärt worden ist, bleibt Fès eine wichtige königliche Residenz und ein Zentrum der Kultur, des Handwerkes und des Handels.

Das religiöse Leben wird durch die zahlreichen Moscheen in der Altstadt geprägt, zuvorderst durch die Qarawiyīn-Moschee, um deren Gebäude herum die Altstadt gewachsen ist. Als zweites religiöses Zentrum präsentiert sich das Mausoleum von Idris II. (Maqabir Moulay Idris), der als einer der Stadt- und Staatsgründer gilt.

In den letzten Jahrzehnten hat der Tourismus zugenommen und ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Auch heute noch gibt es in Fès einen lebendigen Souk, der in verschiedene Bereiche eingeteilt ist, u. a. Holz-, Keramik-, Metall-, Ledersouk.

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