Speyer

Die Stadt mit dem Dom

Stadtgeschichte in bewegenden Zeiten.

Als römische Gründung, damals Noviomagus oder Civitas Nemetum (Hauptstadt des Stammes der Nemeter) genannt, ist sie eine der ältesten Städte Deutschlands und wurde als Spira um 600 Zentrum des Speyergaues. Im Mittelalter war Speyer als freie Reichsstadt eine der bedeutendsten Städte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit und Latènezeit lassen darauf schließen, dass die Terrassen in Speyer, insbesondere die Niederterrassenzunge in unmittelbarer Rheinnähe, schon immer Siedlungsorte waren. Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert war die Gegend von Speyer Siedlungsgebiet der keltischen Mediomatriker – keltischer Stamm im Gebiet des heutigen Ostfrankreich, des Saarlands und von Rheinland-Pfalz. Aus ihrer Hauptstadt Divodurum Mediomatricorum ist das heutige Metz hervorgegangen.

Nach der Unterwerfung Galliens durch die Römer 50 v. Chr. wurde der Rhein, auch wenn das Gebiet noch außerhalb des militärischen Geschehens lag, Teil der Grenze des Römischen Reiches. 10 v. Chr. wurde ein Lager vermutlich für eine 500 Mann starke Infanterietruppe errichtet.

Dieser römische Militärposten wurde zum Impuls für die Stadtbildung. Um 150 erschien die Stadt unter dem keltischen Namen Noviomagus (Neufeld oder Neumarkt) in der Weltkarte des Griechen Ptolemaios; der gleiche Name steht im Itinerarium Antonini, einem Reisehandbuch des Antonius aus der Zeit Caracallas (211–217) und auf der Tabula Peutingeriana, einer Straßenkarte aus dem 3. Jahrhundert.

Ab 260 konnten die ständigen Angriffe der Alamannen im Rahmen der Völkerwanderung auf den Limes nicht mehr abgewehrt werden, die römische Reichsgrenze musste an den Rhein zurückgenommen werden, und Speyer wurde wieder zur Grenzstadt. Für das 4. Jahrhundert ist mit Jesse ein erster Speyerer Bischof belegt; das Bistum ging vermutlich während der Völkerwanderungszeit unter.

Im Jahre 406 setzten Sueben, Vandalen und sarmatische Alanen auf Druck nachrückender Hunnen über den Rhein und überrannten auf ihrem Weg ins innere Gallien auch Speyer. Ein reich ausgestattetes „Fürstengrab“ im rechtsrheinischen Alt. In der Schlacht 496/497 bei Zülpich und einer weiteren Schlacht 505 besiegten die Franken unter Chlodwig die Alamannen und Speyer wurde ein Teil des fränkischen Königreiches.

Weithin bekannt ist die heutige Mittelstadt durch ihren Kaiser- und Mariendom, der zugleich Kathedrale des römisch-katholischen Bistums Speyer ist. Er ist die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche und zählt seit 1981 zum UNESCO-Welterbe. Die jüdischen Stätten Speyers, zusammen mit denen der anderen beiden SchUM-Städte Mainz und Worms, sind 2021 ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe geworden.

Als SchUM (auch SCHUM, hebräisch שו״ם oder שו״מ) wird der Verbund bezeichnet, den die jüdischen Gemeinden der oberrheinischen Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter bildeten. In hebräischen Quellen werden die drei Gemeinden seit dem 12. Jahrhundert als Kehillot (Gemeinden), Spira, Warmaisa, Magenza oder auch als „die Heiligen Gemeinden“ benannt.

Aschkenasen oder aschkenasische Juden (hebräisch יְהוּדֵי אַשְׁכְּנַז Jehudei Aschkenas, jiddisch אַשכּנזישע ייִדן Aschkenasische Jiddn), bezeichnen sich mittel-, nord- und osteuropäische Juden und ihre Nachfahren. Sie bilden die größte ethno-religiöse Gruppe im heutigen Judentum. 1939 waren 94 % aller Juden aschkenasischer Abstammung, und im 21. Jahrhundert machen sie etwa 70 % aus.

Kaiser Otto der Große verlieh 969 der Bischofskirche das Immunitätsprivileg, eine eigene Gerichtsbarkeit und die Kontrolle über Münze und Zoll. Ab 1030 ließ Kaiser Konrad II. die Bauarbeiten am Speyerer Dom beginnen. Im 11. Jahrhundert siedelte sich auf Veranlassung des Bischofs Rüdiger Huzmann in Speyer eine der ersten jüdischen Gemeinden im römisch-deutschen Reich an. Neben den anderen SchUM-Städten Worms und Mainz gilt Speyer als eine der Geburtsstätten der aschkenasischen Kultur.

Als Speyerer Dom wird der Kaiser- und Mariendom zu Speyer (offiziell: Domkirche St. Maria und St. Stephan) bezeichnet. Er steht in der rheinland-pfälzischen Stadt Speyer und ist die Kathedralkirche der katholischen Diözese Speyer und Pfarrkirche der Dompfarrei. Er zählt zu den drei romanischen Kaiserdomen in Deutschland. Nach der teilweisen Zerstörung der Abtei Cluny während der Herrschaft Napoleons ist er die größte erhaltene romanische Kirche der Welt.

Hoftage, ab 1495 Reichstage, waren vom Reichsoberhaupt einberufene Versammlungen, an denen zunächst nur die Großen des Reichs, später auch Vertreter der Reichsstädte teilnahmen. Im Verlauf des späten Mittelalters vollzog sich ein grundlegender verfassungsrechtlicher Wandel, der durch den Übergang vom traditionellen hochmittelalterlichen Hoftag als einem Herrschaftsinstrument des Königtums zum frühneuzeitlichen Reichstag als einem Verfassungsorgan des ständisch-korporativ organisierten Reichsverbandes bestimmt war.

Der Reichstag zu Worms (1495) prägte die Entwicklung des Reichs maßgeblich. Institutionalisierung und Rechtsstaatlichkeit wurden vorangetrieben, wodurch die Staatsbildung gefördert wurde. Der Reichstag existierte noch bis zur Auflösung des Reichs 1806. Die Bezeichnung Reichstag trugen nach 1866 auch das Parlament des Norddeutschen Bundes und ab 1871 das Parlament des Deutschen Reiches sowie ab 1867 das Parlament des Königreichs Ungarn in der österreichisch-ungarischen Monarchie.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) befand sich das ummauerte, aber kaum verteidigungsfähige Speyer im Spannungsfeld der häufig umkämpften Festungen Frankenthal, Friedrichsburg, Philippsburg und Landau. Der Stadt fiel ständig die Rolle als Zufluchtsort, Lazarett, Versorgungsstation und Truppenlager zu. Hinzu kamen Besetzungen durch Spanier, Schweden, Franzosen und kaiserliche Truppen, die in kurzen Abständen wechselten. Erst 1650 verließen die letzten Soldaten die Stadt, zurück blieben Schulden, Hunger und Seuchen.
1689 kam es im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges und der planmäßigen Entfestigung der Pfalz unter General Ezéchiel de Mélac zur völligen Zerstörung der Stadt durch französische Truppen.

Das Nazi-Regime im 3. Reich betrieb eine beispiellose Ausrottung der Juden (Holocaust). Mehr als 100 Juden aus Speyer und Umgebung, denen die Flucht nicht gelang, wurden ermordet. Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete die Gruppe Speyerer Kameradschaft um den Speyerer Sozialdemokraten Jakob Schultheis (1891–1945) und seine Ehefrau Emma (1892–1978).

 

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