Roms Plätze – Teil 2 - Seite 2

Von der Piazza Venezia bis zur Piazza della Repubblica

Campo de‘ Fiori – beliebtester Marktplatz von Rom. Täglich außer Sonntag.

Campo de' Fiori, Rom

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Giordano Bruno Statue, Rom

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Im Mittelalter war dieser Platz eine Blumenwiese, daher der Name. Später war er Pferdemarkt und heute ist er immer noch einer der beliebtesten Maktplätze Roms. Außer Sonntags findet man hier alles, was die Region an Agrarprodukten zu bieten und weit darüber hinaus.
Eine Vielzahl an Restaurants und fancy Bars sind in den letzten Jahren dazugekommen und haben aus dem Fiori einen sehr beliebten Ort für das alltägliche chill out werden lassen.

Berühmt aber ist der Blumenplatz, weil hier am 17. Februar 1600 der Philosoph Giordano Bruno als Ketzer verbrannt wurde. Weniger bekannt, aber deshalb nicht weniger erwähnenswert ist, dass ca. fünfzig Jahre vorher, genau am 5. September 1553 hier an gleicher Stelle der Reformator Giovanni Mollio und sein Schüler, der Weber Giovanni Teodori, auch Tisserano genannt, ebenfalls durch die heilige Inquisition der katholischen Kirche durch den Strang hingerichtet wurden, anschließend verbrannt.
Schon nach exakt vierhundert Jahren erklärte Papst Johannes Paul II. die Verurteilung Brunos für Unrecht.
Bruno war Priester, Dichter, Astronom und Philosophie, lehrte auch Mathematik und Physik in Padua, Oxfort, in Wittenberg, Frankfurt am Main, um nur einge Stationen zu benennen.

Mit seiner Lehre von der Unendlichkeit des Weltalls brachte er die Katholische Kirche gegen sich auf, denn nach ihm brauchte es kein Jüngstes Gericht und keine göttliche Schöpfung. Seine beißenden Kommentare über die Intellektuellen von Oxfort machten ihn in England recht unbeliebt und in Frankfurt stritt er mit dem Rat der Stadt, die ihn kurzerhand aus der Stadt schmissen.

Die Calvinisten und die Lutheraner hatten auch nicht viel mehr Geduld mit ihm und schritten nacheinander zu seiner Exkommunion. Er machte Bekanntschaft mit einem venezianischen Kerker, stritt aber weiter für die Idee einer Naturwissenschaft, in der die Sterne wie unsere Sonne seien und dass das Universum unendlich sei, es eine unendliche Anzahl von Welten gebe und diese mit einer unendlichen Anzahl intelligenter Lebewesen bevölkert seien. Mit solchen Gedanken hast du selbst heute in Teilen Amerikas, wo die Kreationisten das Sagen haben, auch keine Chance.

In Padua hielt er sich auch nicht lange, ihm folgte Galileo Galileo auf seinen Lehrstuhl, dem leicht das gleiche Schicksal im Feuer gedroht hätte; aber Galileo schwörte ab.
Brunos Kariere in italienischen Kerkern führte ihn noch in einen in Rom, in die Engelsburg, wo er sieben Jahre einsaß und die seine letzte Unterkunft blieb. Auf den Urteilsspruch reagierte Bruno mit seinem berühmt gewordenen Satz: „Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam“ -„Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme.“

Die Kirche verbot seine Schriften, pulverisierte die Erinnerung an ihn.; alles umsonst. Zahlreiche Schrifsteller, u. an Goethe und vor allem die Philosophen der Neuzeit sahen sich von Bruno beeindruckt und inspiriert: Schelling, Spinoza, Nietzsche, Leibniz, der Brunos Begriff der Monade übernahm und nicht zuletzt Galilei hielten seine Ideen immerfort lebendig.

„Der Papst ist keineswegs der Nachfolger Christi oder des Apostels Petri oder das Haupt der christlichen Kirche, sondern vielmehr der wahre Antichrist, ein verfluchter und verdammter Fürst des antichristlichen Reiches, der sich mit gleichem Rechte die tyrannische Herrschaft über die Kirche angemaßt, mit dem der Raubmörder seine unschuldigen Opfer erwürgt. Was euch anbelangt, ihr Kardinäle und Bischöfe, so würde ich euch nicht ein Wort sagen, wenn ich mich überzeugen könnte, dass ihr euch die Macht, die ihr euch anmaßt, auf eine gerechte Weise erworben hättet und zu euren erhabenen Posten durch tugendhafte Handlungen und nicht durch blinde Ehrfurcht und verwerfliche Mittel gelangt wäret. Da ich aber sehe und aus den besten Quellen weiß, dass ihr Mäßigung und Bescheidenheit, Ehre und Tugend beiseite gesetzt habt, so bin ich genötigt, euch ohne Umstände zu behandeln und euch zu erklären, dass ihr eure Gewalt nicht von Gott, sondern vom Teufel habt. Wenn sie, wie ihr die Welt weis machen wollt, apostolisch wäre, so würde eure Lehre und euer Leben dem der Apostel gleichen. Wenn ich die grobe Sinnlichkeit, die Falschheit und das profane Wesen betrachte, womit eure Kirche angefüllt ist, was kann ich anders von ihr denken oder sagen, als dass sie eine Diebs- und Räuberhöhle ist. Was ist eure Lehre anders als Träumerei, eine durch Heuchler geschmiedete Lüge? In euren Gesichtern liest man, dass euer Bauch euer Gott ist. Euer einziges Trachten geht dahin, wie ihr durch alle Arten von Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten Reichtümer erlangen und anhäufen wollt. Euch dürstet ohne Aufhören nach dem Blut der Heiligen. Könnt ihr die Nachfolger der heiligen Apostel und die Stellvertreter Jesu Christi sein, ihr, die ihr Christum und sein Wort verachtet und handelt, als wenn ihr nicht glaubtet, dass ein Gott im Himmel wäre, die ihr die treuen Verkündiger seines Wortes bis in den Tod verfolgt, seine Gebote vernichtet und die Gewissen seiner Heiligen tyrannisiert? Ich appelliere darum von eurem Richterspruche und fordere euch, ihr grausamen Tyrannen und Mörder, am jüngsten Tage zur Verantwortung vor den Richterstuhl Christi, wo eure pomphaften Titel und schimmernden Gewänder nicht blenden, noch eure Wachen und Folterwerkzeuge uns erschrecken werden. Zum Zeugnisse dessen nehmt zurück, was ihr mir gegeben habt.“

Die letzten Worte Tisseranos waren: „Herr, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Ob ein Papst bis heute – wie im Falle Brunos – auch die Verurteilungen von Mollio und Tisserano für Unrecht erklärt hat?

Piazza Capo di Ferro

Säulengang Palazzo Spada, RomPalazzo Spada, RomEiner der weniger bekannten Plätze Roms, gewiss. Rom hat halt so viele berühmtere Plätze, dass das ein oder andere Kleinod schnell mal übersehen wird. Und so ist es im Falle des Capo di Ferro. Seinen Name hat er vom Auftraggeber dem Kardinal Girolamo Capodiferro erhalten  Mitte des 16. Jhds. Westlich ein paar Schritte entfernt gelegen vom Piazza Venezia und der nicht weniger berühmten Basilika Santa Maria Sopra Minerva, der einzigen gotischen Kirche Roms, nahe am Ufer des Tiber, steht dort der Palazzo Spada. Francesco Borromini entwarf Mitte des 17. Jhds. den Säulengang im Innenhof, der, zwar lediglich neun Meter lang, durch seine perspektivische Verjüngung zum Ausgang hin optische eine viel längere Ausdehnung suggeriert. Perspektive war zu jener Zeit eines der wichtigsten Themen, nicht nur in der Architektur und Stadtplanung, sondern auch in der Kunst.

Und an Kunst hat der Palazzo Spada ungeheuer viel und gute zu bieten. In seiner Sammlung, die man besuchen kann, sind Werke von Weltruhms zu besichtigen. Unter anderem von Tizian, Brueghel, Andrea del Sarto, Guido Reni, Guercino, Rubens, Albrecht Dürer, Caravaggio, Domenichino, Annibale Carracci, Salvator Rosa, Parmigianino, Francesco Solimena und Artemisia Gentileschi, also allemal einen Besuch Wert. Anschließend bietet sich auch ein Besuch in der Osteria La Querica am gleichnamigen Platz gelich um die Ecke an.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 3: Piazza Colonna – Piazza del Quirinale – Piazza della Repubblica und die Verzückung der Heiligen Theresa und ihre psychopathologischen Folgen.

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