In die Stadtteile von Lissabon - Seite 2

Sehenswert und ganz viel Flair

Baixa Pombalina – In das Viertel von Eleganz und Eitelkeit.

Arco da Rua Augusta, Lissabon

elvador dos santa justa, LissabonSein Aufstieg begann sprichwörtlich mit seinem Untergang. Das Stadtviertel Baixa wurde 1755 durch das Erdbeben so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass ein Wiederaufbau nach altem Maß nicht mehr möglich war. Der Markgraf von Pombal, Namensgeber und Organisator des Neuaufbaus des Viertles, vom König daselbst beauftragt, gewann die damals besten Architekten: Carlos Nardel, Manuel Da Maia und Eugenio Dos Santo für die Planung und Durchführung der riesigen Aufgabe.

Sie entwarfen ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Schachbrettmuster mit neun Längs-und neun Querstrassen (dies diente unter vielen anderen auch New York City als Vorbild), verzichteten auf den Wiederaufbau der zerstörten Stadtmauer und konnten so viel breitere Strassen und prächtig angelegte, repräsentative Plätze entwerfen.

Heute betritt man durch den imposanten Triumphbogen, Arco Monumental oder Arco da Rua Augusta, dieses Stadtviertel und befindet sich gleich in der buntesten Einkaufsstrasse von Lissabon. Die Rua Augusta mit ihren zahllosen, unterschiedlichen Geschäften und Boutiquen hält mittlerweile mühelos mit den anderen berühmten Einkaufsstraßen europäischer Haupt- und Großstädte mit. Allein die Anzahl an Schuhgeschäften ist so hoch, dass ein Tag kaum ausreicht, nur deren Schaufenster kurz zu betrachten; Paradies für Frauen. Einige Strassenhändler kann man noch sehen, auch die obligatorischen „wilden Händler“ und Copyright-Brecher, zahllos auch die  Cafes und kleinen Bars hier auf der Augusta.

Rossio, Lissabon

Rossio, LissabonRossio, Lissabon

Ein besonders sehenswerter Ort ist der Rossio, einer der drei wichtigsten und bekanntesten Plätze Lissabons. Seit dem 19. Jh. heißt dieser Platz offiziell Praca de Dom Pedro IV. zu Ehren des brasilianischen Kaiser Pedro I., dessen hochaufragende Statue die Mitte des prächtigen Platzes besetzt.

Bei den Lissabonern aber war und blieb er nur der „Rossio“, Treffpunkt für Einheimische und Besucher aus aller Welt, mit seinen beiden wunderschönen, französischen Bronze-Springbrunnen, dem weltbekannten Bodenmosaik in Wellenform und seinen historischen Häusern.

Ein schöner Brauch ist das alljährlich stattfindende Initiations- bzw. Taufritual bei den beiden Brunnen, bei dem, immer im Oktober, die Erstsemester der Universitäten in das Studentenleben aufgenommen werden; irgendwie putzig in so einer Weltstadt.

Belém – Leinen los! In den Stadteil, wo einst die Kravallen ablegten.

Kloster Jeronimos, Lissabon

Torre Belém, LissabonIn Lissabon liegen die interessantesten Stadtteile nicht alle nahe beieinander. Sieben Kilometer müssen Sie vom Zentrum Lissabons auf sich nehmen, um nach Belém zu kommen. Mit dem Auto ist vor allem die Avenida de India, die Hauptverkehrsader Richtung Estoril und Cascais gut zu fahren.

Im Zehn-Minutentakt fahren Vorortszüge der Relation Oeiras – Lissabon Cais do Sodré, günstig ist auch die Strassenbahn-Linie 15E der Richtung Praça do Comércio – Algés, die ebenso durch den Stadtteil führt, wie zahlreiche Buslinien.

Einige der Nahverkehrsmittel enden direkt oder in der Nähe des ehemaligen Verteidigungsturm Torre de Belém. Der Tum ist gewissermaßen der architektonische Klassiker des sogenannten manuelinischen Stils. In 35 m Höhe befindet sich eine

Seefahrer Denkmal, LissabonSeefahrer Denkmal, LissabonAussichtsplattform, die einen wunderbarem Rundumblick über Lissabon erlaubt. Die ursprüngliche Funktion des Turms war die eines Leuchtturms, um ankommenden Schiffen von seiner Position auf einen Felsen am Mündungstrichter des Tejo den weiteren Weg zum Hafen zu weisen. Im 19. Jahrhundert diente er als Gefängnis und Waffenlager, heute, nach Aufschüttungen nur noch wenige Meter vom Land entfernt und über einen kleinen Steg zu erreichen, hauptsächlich als Touristenattraktion.

Der Stadtteil Belém ist bei dem verheerenden Erdbeben im Jahre 1755 fast verschont geblieben und hat deshalb eine bemerkenswerte Anzahl an historischen Bauwerken. Das Hieronymuskloster – Mosteiro dos Jeronimos – wurde wurde im Auftrag König Manuels I. erbaut und war bis 1834 noch von Mönchen bewohnt. In den Kapellen des Klosters befinden sich die Grabmale zahlreicher königlicher Nachkommen Manuels, sowie das Grabmal des berühmten portugiesischen Dichters Luís de Camões auf der rechten Seite am Eingang. Auf der linken Seite steht der Sarkophag des Entdeckers und größten aller Seefahrer seiner Zeit, Vasco da Gama. Modernen Seefahrern und Nautikern bleiben Spuke und Atem weg in dem dem Kloster zugehörigen Gebäude des Museu de Marinha, wo man nicht nur historische Schiffsmodelle , sondern  auch zahlreiche Navigationsinstrumente, die von portugiesischen Seefahrern in den Entdeckerzeiten verwendet wurden, bestaunen kann.

In Belém steht auch das – Verzeihung; an jeder Schönheit und an Ingenium stark mangelnde Entdeckerdenkmal: der Padrao dos Descobrimentos, das 1960 von dem Bildhauer Leopolo de Almeido entworfen wurde, dieser Karavellenbug am Ufer des Tejo ist einfach platt und häßlich; die portugiesischen Seefahrer hätten wahrlich besseres verdient, nicht nur Heinrich der Seefahrer, der damit zu seinem 500.Todestag geehrt werden sollte. Eindrucksvoll ist der Kompass am Fuße des Monuments, ein Geschenk der Republik Südafrikas, anlässlich der 1960 stattfindenden Gedenkfeier.

Chiado – Hier leben Kunst und Kommerz in friedlicher Koexistenz.

Rua do Carmo, LIssabonChiado: pfiffig bzw. verschlagen waren die beiden, der Dichter António Ribeiro und der Schankwirt Gaspar Dias im 16. Jh., so sehr und so bekannt, dass das Stadtviertel seinen Namen von den Eigenschaften der beiden Männer erhielt.

Die Nähe der dichtenden Kunst zur Schankwirtschaft und umgekehrt ist traditionell stark, so dass auch heute noch das Chiado in einigen, leider nur noch wenigen Winkeln und Cafes Treffpunkt von Literaten und Künstlern ist.
Manche setzen heute nur noch die elegante Einkaufsstraße Rua Garrett im Zentrum mit dem ganzen Viertel Chiado gleich, was aber nicht ganz stimmt. Gleichwohl sind hier in der westlichen Oberstadt, nahe dem Bairro Alto, alle namhaften Modedesigner vertreten, und die Garett gilt nicht zu Unrecht als eine der exklusivsten und teuersten Einkaufsmeilen Portugals.

Weite Teile des Viertels, vor allem die Rua do Carmo, fielen 1888 einer verheerenden Feuersbrunst zu Opfer. Beim Wiederaufbau des Viertels leitete die Idee der originalgetreuen Wiederherstellung des zerstörten Stadtteils unter weitestgehender Erhaltung der Außenfassaden und einer völligen Neugestaltung mit modernen Bauten die Stadtplanung und Durchführung der Arbeiten. Vieira, der damalige leitende Architekt, erhielt dafür international anerkannte Preise, das Viertel behielt einen Hauch seines Charmes und seiner einstigen Schönheit, in die heute wieder zunehmend mehr Vertreter des gestigen Lebens einziehen.

Chiado, Lissabon

Denkmal Camoes, LissabonIn Galerien und Buchläden treffen sich Kunstinteressierte, nach einem Theaterbesuch diskutiert man im Cafe a Brasileira mit seinen grossen Spiegelflächen und eleganten Möbel im Inneren.

Aber wie das so ist, trifft man dort tagsüber nicht mehr überwiegend Intellektuelle und Kunststudenten aus Lissabon, sondern zunehmend mehr Touristen, die der Tradition des Viertels kundig, dort ihre Bica und eine Pasteis de Nata, d.i. eine portugiesische Blätterteig-Spezialität mit Cremefüllung, geniessen.

Gleichwohl das Brasileira recht groß ist und in der aufwendigen Gestaltung seines Interieurs an die grossen Kaffeehäuser in Wien erinnert, sind Sitzplätze ohne Wartezeit in der Hauptsaison zu den üblichen Tageszeiten kaum noch zu bekommen.

Der einzige Stammplatz ist reserviert für den Schriftsteller Fernando Pessoa, dessen Bronzestatue vor dem Cafe bei einer Bica an seinem Tisch sitzt, den er zu Lebzeiten gerne mit den unterschiedlichsten Intellektuellen seiner Phanatsie, den Heteronymen, geteilt hat. Wie er seinen Platz und das geschäftige Umfeld heute fände, und ob in dem seine poetischen Freunde wohl  gedeihen würden, ist schwer vorzustellen. Belassen wir es mit seinen Worten: „I know not what tomorrow will bring.“

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Oberbayer

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2 Kommentare
  1. Astrid sagt:

    Hi mate,

    ein kleiner Tippfehler bei He(r)teronyme.
    Warum tust Du kein Photo von Pessoa ipse auf die Seite? Und statt des Sarkophags von Camoes ein Bild von der Stele von Pessoas Grab?

    Ciao bello

    • Rieder sagt:

      Hi mate,

      muito obrigado für deinen Kommentar. Ich werde die Bilder mal recherchieren, ob es welche gibt, die nicht gar so unverschämte Copyrights ausweisen; jedenfalls habe ich die bislang nicht in meinem Besitz.
      Camoes passt aber doch auch auf die Seite, oder?

      Bekommen die lieben Golferchen von dir noch ein paar Tipps zu Lissabon von deinem letzten Besuch dort? Mach doch mal, die freuen sich doch immer so niedlich, wenn sie etwas umsonst bekommen.

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