Die Alhambra - Seite 2

Europa begegnet Nordafrika

Die Alcazaba – Verteidigungssystem der Alhambra.

Alcazabar - Granada

Eine Alcazaba ist eine maurische Festung. Wie bei jeder Festung stellt sich die Frage: was wurde hier verteidigt? Und diese Frage stellt sich in Granada in noch weiter tragender Weise. Sieht man einmal von der kindlich-romantischen Vorstellung ab, Burgen wären gebaut für Ritter und deren edlen Spielen, dann erkennt man in den trutzigen Anlagen meist einen Verwaltungssitz und Hort, von Untertanen und anderen Fürstentümern geraubter Schätze, die es zu verteidigen galt. Eine Burg schützte also einen, meist auf Steuern und Abgaben gründenden, aristokratischen Reichtum. Anders etwa die Verteidigungsanlagen einer Stadt, die zum Schütz der Bürger und des Austausches errichtet wurden. Handel, Waren- und Wissensverkehr, die Künste etc. waren zur Zeit der Erbauung der Alcazaba zwar noch nicht entwickelt, standen aber bereits vor ihrem Ausbruch.

Alcazabar - GranadaDie Zitadelle wurde im 9. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt und bildet zusammen mit den sog. „Roten Türmen“, den Torres Bermejas, den ältesten Teil der Alhambra. Man nimmt an, dass es bereits vor ihrem Bau und der Ankunft der Muslime in Granada mehrere Gebäude auf diesem Terrain gab. Ihre Geschichte beginnt dann mit Sawwar ibn Hamdun, der hier Zuflucht fand während der Kämpfe zwischen zum Islam konvertierten Christen und Arabern, die damals das Kalifat von Córdoba bedrohten und der die Burg ausbaute. Sie schützte also damals bereits jene Menschen, die durch die Begegegnung zwischen Islam und Christentum eine blühende Kultur des wissenschaftlich-kulturellen Austausches und weitreichender Handelsbeziehungen erlebten.

Die Alcazaba steht damit für die Verteidigung eines Islam, der bereits ab dem 8. Jh. in Al-Andaluz einen weitreichenden Prozess der Aufklärung erlebte, wie er erst siebenhundert Jahre später das europäische Christentum mit der Renaissance erreichte. Und es waren fatalerweise die christlichen Heere, die dieser islamischen Aufklärung ein Ende bereiteten und somit den Anfeindungen aus den eigenen Reihen eines orthodoxen Islam zu einem späten, unverhofften und nachhaltigen Erfolg verhalfen.

Alcazabar - GranadaDie heutige Anlage ist Mohammed I. der in der Zeit von 1354 bis 1391 Emir von Granada war, zu verdanken und der die damalige Burg ummauerte, Verteidigungsanlagen und drei neue Türme baute: den Zebrochenen Turm (Torre Quebrada), den Ehrenturm (Torre del Homenaje) und den Wachtturm. Das machte die Alcazaba zu einer richtigen Festung, in die der Monarch nach Fertigstellung der Nasridenpaläste seinen königlichen Wohnsitz verlegte.

War die Alcazaba also noch im 11. Jh. eine Festungsanlage, von der aus ganz Granada überwacht werden konnte, wurde sie mit Ankunft des ersten Nasridenkönigs Mohammed ibn Al-Ahmar (Mohammed I., 1238-1273) im 13. Jahrhundert als Herrschersitz genutzt. Dies läutete den Beginn ihrer Blütezeit ein, die ihre Höhepunkte mit den Regentschaften von Jusuf I. (1333-1353) und Mohammed V. (1353-1391) fand. Noch in diesen Zeiten, als Cordoba und Sevilla kulturell und ökonomisch längst wieder verwelkten, blühte ein sinnenfroher, weltoffener Islam in den Sälen der Alhambra.

Und dieser Zeit ist der Großteil der bis heute erhaltenen Gebäude der Alhambra zu verdanken. Sie besserten die Alcazaba und bauten die Paläste aus, erweiterten die Festungsanlage, bauten das Tor der Gerechtigkeit, vergrößerten und dekorierten die Türme, errichteten die Bäder, den Comares-Palast, den Barkesaal und den Löwenhof mit seinen Anbauten. Aus Zeiten vorheriger Nasridenkönige ist heute leider praktisch nichts mehr erhalten.

Besonders wertvolle Gebäude, die seit der Rückeroberung durch die Katholischen Könige entstanden, sind der Palast Karls V., benannt nach seinem Bauherrn, die Kaiserlichen Gemächer sowie der Ankleideraum der Königin.

Palast Karl V. - Granada

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