Tobago: Charlotteville

Doch, unbedingt hinfahren.

Charlottville TobagoOft lesen Sie, Charlotteville hat sich in den letzten Jahren aus einer ehemaligen Piratenbucht zu Tobago’s zweitem Touristenzentrum gemausert. Oft deshalb, weil ein Idiot von einem anderen abschreibt, wenn er mit seinem Touristenführer Geld verdienen will, ohne selbst je dort gewesen zu sein, worüber er berichtet. Charlottville ist auch keine Hafenbucht, gleich wenn dort eine Mole ins Meer hinausragt. Alles Quatsch!

Charlottville TobagoWunderschön sind die letzten Kilometer auf der Straße von Speyside rauf an Flagstaff Hill vorbei durch den Regenwald. Von ganz oben hat man einen atemberaubenden Blick hinunter auf die Man O‘ War Bay, an der das Village liegt. Heute knapp 900 Seelen beheimatend war Charlotteville das ideale Piratennest in früheren Zeiten. Der Name: Pirates Reef, ein erstklassiges Tauch- und Schnorchel-Revier, zeugt noch davon, weit mehr aber die Atmosphäre, die den seltenen Gast begrüßt.

Viele kommen nicht hierher, die wenigsten bleiben; gibt es doch immerhin ganze 32 Mietzimmer, von denen aber mindestens 10 wenig zu empfehlen sind. Eher verstreut ziehen sich die Häuser und Hütten vom Meer aus den Regenwald hoch, Feuchte, Nebel, unwirkliches Licht sind oft ihre Begleiter. Hier berührt der Regenwald das Meer und das Meer den Wald, hier sind die karibischen Farben und die Luft verschieden von ihren üblichen Eigenschaften. Auch das Leben in Charlotteville ist ganz und gar nicht gleich zu dem aus den flacheren Inselteilen. Kein zwanghaftes Steel-Drum-Gedudel, kein nervendes: Hei mohhn, no problem mohhn.

Stört mir die Ruhe der Schönen nicht!

Charlottville TobagoHier hörst du nichts, hier läuft keiner hinter dir her und will dir Tineff verkaufen. Nur die Aids-Infizierten und Kranken verkaufen etwas Obst und Früchte für ein kleines Geld an den frequentierteren Straßen. Sie tun Gutes, wenn Sie etwas mitnehmen. Wenn Sie etwas für den Alltag oder von den Ortsansässigen kaufen wollen, es gibt einen Markt. Und nur dort hört man auch die ortsüblichen musikalischen Kassetten in der inselüblichen Lautstärke.

And the sun descending in silence

Charlottville TobagoAlles steht still. Niemand spricht, als wäre es ein Sakrileg, die Ruhe des endenden Tages zu stören. Mit unglaublicher Kraft nimmt lautlos die untergehende Sonne den Tag mit auf die andere Seite der Erde. Und sie tut das in Farbe. Und eben an diesem Ort finden Sie noch etwas von dem, was selten geworden ist in der Karibik: beschauliche, intensive Ruhe.

Nein, Charlotteville ist nicht von dieser Welt. In fast allen Führern liest man, Charlotteville ist ideal für Familien mit Kindern und abends gibt es zur Unterhaltung einheimische Musik am Strand. Das stimmt, trifft zu für einheimische Familien und Kinder.

So fahren gerade diese Touristen schon am Nachmittag wieder ab und übrig bleibt diese handvoll Menschen, die dort am Strand schon seit Stunden sitzen und den Wechsel des Lichts beobachten. Und mit dem Wechsel des Lichts zu diesem farblosen, transparenten Weiß über dem Meer zieht die Feuchtigkeit an dem Beobachter vorbei die Hügel hinauf.

Charlottville TobagoNirgendwo füllen sich die Strandcafes, es gibt sie nicht. Nirgends sehen Sie frisch geduschte Menschen die Promenade entlang schlendern, es gibt keine Promenade. Und frisch geduschte Menschen? Ein, vielleicht ein paar Junkies ziehen vorbei, um etwas für’s Abendessen einzutauschen.

Die Motoren der Autos, mit denen die Touristen kamen, hört man jetzt bis zur letzten Biegung hoch oben über dem Dorf, bevor sie im Wald verstummen. Die kleinen Fischboote mit den typischen wie Ausleger anmutenden Angeln und bunten Farbanstrichen liegen jetzt fast bewegungslos auf einem spiegelglatten Meer, nicht einmal das gewohnte Geräusch der Wellen, wenn sie auf den feinen Sand treffen ist zu hören. Zu schwach ist ihrer Energie.

Trauen Sie dem Schild, worauf der Name: King’s in allen möglichen Kombinationen von Tour bis hin zu Restaurant geschrieben steht. Alles ist etwas übertrieben, aber so ist Reklame. Das, was Sie bekommen und erleben ist allerdings jeden TT-Dollar wert. Wir werden diesem Markenbegriff später auf Grenada wieder begegnen, dort heißt er ‚Pirate‘.

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