Tobago: Der Osten

Nach Norden hin wird es einsam.

Following the birds.

Tobago Nicht weit hinter Scarborough, direkt unter dem berühmten Blue Heaven Hotel, finden Sie Bacolet, eine kleine wunderschöne Bucht, die in früheren, besseren Zeiten schon Hollywood Größen gesehen hat. Clark Gable, Liz Taylor und wie sie alle heißen, kommen nicht mehr, Hollywood’s Glanz ist auch aus dem Hotel verschwunden.

Eingebüßt an Charme hat diese Gegend deshalb aber nichts. Diese Mischung aus vergangener Pracht, kolonialem Stil und akuter karibischer Lebensfreude zeichnet diesen Teil der Insel besonders aus. Alles ist irgendwie vergangen, eben nicht modern, wie Old Donkey Cart House, das heute eins der bekanntesten Restaurants der Insel beherbergt.

Ein paar Kilometer gleich nebenan finden Sie Minister Bay mit den schönen Häusern und Appartments, viele im victorianischen Stil und zu annehmlichen Preisen zu mieten. Der Strand ist schlicht einsam, nix Würstchenbude!

Tobago Allmählich wird die Straße an manchen Stellen enger und die Häuser pitoresker. Ab Roxborough hat die Windward Road nicht nur ihren Namen verdient, sondern auch das echte tobagonische Gesicht.

Der Atlantik ist irgendwie rauher, das Licht seltsam in den Dunstschwaden, die genau an der Stelle zwischen Meer und Land sich stauen, brechen, besonders nachmittags. Die strahlenden Farben, das gleißende Licht der West-Küste hat sich gewandelt, quasi verwildert wie das ganze Land hier.

Es ist das Terrain der Fischer. Überall die Boote im Hintergrund der alten Männer, die vor den Häusern sitzend manchmal noch Netze flicken. Keine Hotels, kaum Zimmer zu mieten, selten ein Gasthaus. Doch kaum erreichen Sie das Schild: King’s Bay, dröhnt Ihnen wilder Reggae entgegen. Sie stehen vor der einzigen Bar der ganzen Küstenstraße rauf nach Speyside and it’s Bob Marley’s House of Memorial.

The Qeen of Reggae.

TobagoVergessen Sie die Phantasien und Assoziationen, die Sie die ganze Zeit mit dem Namen King’s Bay begleitet haben. Er wäre recht, würde er bedeuten, The King of Reggae, und nur für diese Bar „On the Roots“ erfunden.

Sie dachten vielleicht, fahren wir mal zu diesem Stand mit dem bedeutenden, einladenden Namen. Aber so ist es auf Tobago oft: große Worte, minimale Bedeutung, abstruse Wirklichkeit.

Also, hier hat kein King jemals gebadet, nicht einmal des König’s Großmutter. Aber gewissermaßen ihre Enkelin betreibt diese Bar so, als wäre sie die letzte eines großen Geschlechts, übrig geblieben wie jene Schönheit aus ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘.

Und es ist genau so wie bei Marques, Sie können diesen versunkenen Ort gar nicht stören. Glauben Sie nicht, die Musik wird leiser gedreht, wenn Sie die Bar betreten und Ihre Bestellung loswerden wollen.

Nur der uralte Papagei hört Ihnen – vielleicht – zu. Schwer hörgeschädigt sitzt er da und wenn er Sie nett findet, fängt er an zu schreien und kurz danach, angelockt vom wilden Sound des Aras, den sie aus dem volldröhnenden Reggae-Sound präzise herauszuhören scheint, erscheint schreitend wie die Gradiva die lang ersehnte Herrin des Hauses, um Ihnen nicht mitzuteilen, daß Kaffee oder Bier oder Wein ‚out‘ sind.

Nein, alles ist da, wie eben in einer richtigen Bar, das haut sie fast vom Stuhl. Und wie in einer richtigen, guten Bar, setzt sich ‚Germain‘ nach ihrem Service zu Ihnen, und wenn Sie das wünschen, erzählt Sie Ihnen von einer Zeit, die Sie leider nicht mehr erleben können und von Erlebnissen, von denen Sie bis dahin nicht ein Sterbenswörtchen gehört haben.

Das Leben der Menschen dieser Insel breitet sich vor Ihnen aus. Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart, Menschliches und Mystisches findet in einer fesselnden Mischung Eingang in Ihr Ohr, obwohl zwischen Bob Marley mit 110 Dezibel kaum Platz dafür scheint- Bleiben Sie, solange Sie gefesselt sind davon, an diesem Ort.

Und wenn? Nun ja, das kann dann dauern. Denn Germain gehen ihre Geschichten nicht aus, nie. Sie werden zurückkommen nach King’s Bay, bestimmt. Zu Germain und ihren Geschichten, dem Geschrei des Hausvogels, dem großartigen Interieur der Bar, der ohrenbetäubenden Musik und…

Birds on Paradise Island

TobagoDoch nun geht es weiter. Sie haben gehört, Speyside müssen Sie unbedingt besuchen. Das ist schöööön, sagen alle. Stimmt fast, es ist schön.

Ein Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Ach, hätte man doch Biologie studiert, dann hätte man die Chance gehabt, auf Little Tobago or Bird of Paradise Island vor der Küste Studien zu treiben.

Nehmen wir es, wie es ist, ein atemberaubender Blick auf Bird of Paradise Island, im Hintergrund der dichte, dampfende Regenwald und immer wieder die Schreie der subtropischen Vögel; manchmal fliegen sie betörend nah über unsere Köpfe hinweg. Manchmal ist der Himmel übervoll von Vögeln, die in Etagen den Regenwald und das Meer überfliegen. Oben immer die Fregattvögel und ganz unten, ganz nah bei Ihnen Kolibris in unzählbaren Varianten und Farben.

Hier endet für die meisten Besucher die Reise durch den Osten der Insel hinauf an die Ausläufer des Regenwaldes. Einige buchen einen Scout und wandern in den Regenwald hinein. Das sollten Sie auch machen. Unbedingt. Aber danach fahren Sie weiter. Unbedingt. Nach Charlotteville.

 


Über Rieder

Oberbayer

Zeige alle Beiträge von Rieder

Ihr Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.