Wer die wahre Karibik sucht, findet Venezuela.
Die meisten Menschen verbinden mit Karibik und Venezuela die Isla Margarita, Aruba, Bonaire und Curacao, die sogennnten ABC-Inseln, der gut informierte kennt Tortuga und den Los Roques Nationalpark. Wenige, allenfalls Rucksacktouristen und Lufthanspiloten kennen die karibische Küste Parque Nacional Henri Pittier, etwa 120 km westlich von Caracas.
Durch den Parque Nacional Henri Pittier nach Independencia
Allein die Fahrt mit dem PKW – man braucht nicht unbedingt Off-Road plus Allrad – über den ca. 1900 Meter hoch gelegenen Pass ist schon alle Mühe wert. Traumhafter, dichter Regenwald wechselt mit Passagen von zerklüftetem Fels, gelegtlichen Traumaussichten durch das Dickicht über die weite Landschaft aus sattgrünen Hügeln, Riesenfarnen von unglaublichen 15 Metern Höhe und Durchmessern am Stamm von beachtlichen 60cm, engen Serpentinen unter Felsüberhängen, von denen Kaskaden von Wasserfällen oder fast geschlossene Vorhänge von Sprühnebeln herabfallen.
Zum Meer hin abwärts geht es nicht selten an Bach- oder Flußläufen entlang, gefüllt mit sprudelnden, grugelnden, trükisfarbenen Wassern mit weißen Kronen, gesäumt von kleinen Ansiedlungen aus einfachsten Holz- und Bambushütten, bunt bemalt, Moos überzogen, vor denen nackte Kinder kreischen.
Frauen waschen in kleineren Gemeinschaften ihre Wäsche noch im Fluß oder baden die Kleinsten darin. Einfaches, karibisches Leben, wie man es auf den bekannten Inseln eher selten findet, gibt es hier noch in kleinen Restgemeinschaften. Die Orte an der Küste sind nicht mehr ganz so ursprünglich, aber weit entfernt noch von Überbauung und touristischer Okkupation.
Independencia oder Puerto Colombia, Playa Juan Andres und andere bieten alles, was man an Infrastruktur braucht, heute vielleicht sogar schon Internet. Geschäfte, Restaurants, das ein oder andere Hotel, wenn es denn kein Apartment oder Pension sein soll, sind vorhanden. Palmenbesäumte Traumstrände, ein unglaubliches Meer, Wellen, die zum Sufen taugen, spektakuläre Sonnenuntergänge und extrem freundliche, hilfsbereite Menschen und das laid back der Karibik, das einen spätestens nach zwei Stunden schon überwältigt hat; was will man mehr?
Vielleicht einer der letzten karibischen Träume: Managua Caribe.
Etwa 150 km östlich von Caracas liegt im Parque Nacional Laguna de Tacarigua ein 20 Kilometer langer, palmenbesäumter, fein-weisser Sandstrand: Managua Caribe. Und, lassen Sie sich nicht erschrecken, er ist ausgewiesen als Club*, dort, wo die Lagune beginnt. Der Club, das sind etwa fünfzig Hütten, wobei Hütte schon massiv übertrieben ist.
Ein Steingebäude steht hier und das ist gut. Denn dort wird gekocht von „Mama“, die nicht nur das Nationalgericht mit den schwarzen Bohnen perfekt beherrscht, sondern alle Arten von Suppen, selbstverständlich Fischgerichte, die frischer nicht sein können, BBQs usw. Trucker kommen schon mal vorbei zum essen, was ja immer auch ein Zeichen für reichhaltige, preiswerte Küche ist.
Wer sich für Managua Caribe entscheidet, sollte wissen, dass hier ein nicht gerade einfachges Leben im Angebot steht, nicht die Küche betreffend, aber die Übernachtungen. Duschen sind zwar vorhanden, aber nicht „auf dem Zimmer“. Ein eigenes Moskitonetz mitzunehmen ist dringend angeraten wie auch eine Seele, der Ruhe und Einsamkeit nichts anhaben kann. Außer dem Geschrei der Vögel und den Wellenschlag hört man nichts, und auußer tausenden von Pelikanen, Mama und vielleicht ein paar anderen Menschen, vor allem Surfern und Truckern begegnet man niemanden. Bleiben Sie da mal drei / vier Tage und Sie werden nicht mehr wissen, wie man in einer Stadt überhaupt hat leben können.
*Bitte nachprüfen, bevor Sie hinfahren, ob nicht doch mittlerweile aus dem Club der fünfzig Hütten bereits ein veritables Touristen-Monster geworden ist.