München

Mia san mia unter weiss-blauem Himmel.

Maximilianeum, München, Deutschland Schleich di, Saupreiss!

Bei München, da scheiden sich die Geister. Die einen sagen: schönste Stadt von Deutschland, die anderen: geh weg mit dem Dorf und seinen Bayern.
Manche lachen sich tot über den Münchener Humor, manchen gruselt es regelrecht, hören sie den Dialekt und von dem darin, zugegebenermaßen, meist recht gut versteckten Pointen, verstehen sie gleich gar nichts.
Und das trifft auch die Tatsache, dass München wohl die meisten und auch die bekanntesten Kabarettisten Deutschlands seit Urzeiten beherbergt, also sicherlich nicht ganz ohne Humor daherkommt, wie die Stadt auch gänzlich humorlos die Haupstadt der Nationalsozialisten war.
Ernest Hemingway schwärmte dereinst von der Stadt an der Isar: „Fahren Sie gar nicht erst woanders hin, ich sage Ihnen, es geht nichts über München. Alles andere in Deutschland ist Zeitverschwendung.“ 
Gottfried Keller dagegen schimpfte beherzt und lauthals: „Ein liederliches, sittenloses Nest voll Fanatismus, Grobheit, Kälbertreiber, voll Heiligenbilder, Knödel, Radiweiber …“
In beiden Zitaten steckt ein Kern der Münchener Seele, ihres Widerspruchs, mit dem sie leben muss, von Maßlosigkeit und Übertreibung wie von Banalität und Trivialität und zwar gleichzeitig. So hat nicht nur Hemingway, der ja nun selbst diesen Widerspruch in sich vereinte, Schriftsteller, Reporter und Kriegsberichterstatter, zugleich Abenteurer, Hochseefischer und Großwildjäger, Säufer und Lebenmann war und dessen schriftstellerisches Erzählverhalten mit der Bezeichnung: lapidar wohl am besten umschrieben ist, sondern, neben vielen anderen, auch der verstorbene Helmut Dietl wunderbar in seinen Figuren in Schtonk! und Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief den Münchener Widerspruch herausgearbeitet.

Die bayerische Weltoffenheit und der Tourismus in München.

Lidwigstrasse, München2003_01_12 München Marienplatz Für den Münchener beginnt das Ausland dirket an der Grenze der Stadt, zumindest im Norden und Westen, sonst spätestens jenseits von Oberbayern, wo eben die Preussen bzw. die Italiener und die „Schluchtenpisser“ – wie er liebevoll die Österreicher nennt – leben. So sagt man ihm denn auch eine gewisse Ausländerfeindlichkeit nach. Laut Zensus 2011 aber lag der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei beachtlichen 34,3 Prozent (Vergleich: Berlin verwunderlich niedrige 28 Prozent und Hamburg 31 Prozent), einem der höchsten Werte unter den deutschen Großstädten. Und nimmt man das Münchener Maß selbst, dann liegt der „Ausländer- plus Preussenanteil“ bei mehr als 50 Prozent. So hört man im Zentrun mehr rheinischen Dialekt als bayerischen, und das sind nicht nur Touristen. Was fällt Touristen spontan zu München ein? Bei einer Umfrage von vor wenigen Jahren wurden folgende Begriffe genannt:
Oktoberfest, FC Bayern München, Hofbräuhaus und Weißwurst – und zwar genau in dieser Reihenfolge. Befragt man Australier kommt noch Sauerkraut und Würstel dazu und Engländer fügen Bier und Lädderhoohse bei. Dem durchschnittlichen Touristen entlockt man selten etwas über die kulturellen Highlights der Stadt, über die sprichwörtlich gastfreundschaftliche, lockere Lebensart oder gar die äußerst üppige, abwechslungsreiche Golfszene.

München und Italien

Bereits im 17. Jahrhundert kamen zahlreichen italienische Architekten und Baumeister nach München und schufen dort großartige barocke Kirchen, Paläste und ganze Straßenzüge. Seit dem 19. Jahrhundert importierten Tausende italienischer Wanderarbeiter südländisches Lebensgefühl und italienische Küche nebst Getränken in die Bayernmetropole. So entstand im Laufe der Jahrhunderte die spezielle Mischung eines bayerisch-italienischen Lebensgefühls, das diese Stadt unter allen anderen in Deutschland auszeichnet. Eine Mischung aus Müßiggang, Tradition und Moderne, Business und Lebenslust. Dazu kommt natürlich, dass der Münchener nichts lieber tut, als mal eben rüber nach Italien zu fahren, auch nur für ein Wochenende und auch über voll verstopfte Autobahnen und so den Dauerimport des dolce vita aufrechterhält.

München wurde 1158 erstmals als forum apud Munichen urkundlich im Augsburger Schied erwähnt, aber wann die ab 1158 „München“ genannte Siedlung wirklich gegründet wurde und welchen Namen sie bei ihrer Gründung hatte, liegt nach wie vor im Dunkeln. 1180 wurde Heinrich der Löwe  vom Kaiser geächtet und Bayern fiel an die Wittelsbacher, München an den Bischof von Freising. 1240 kam auch München in wittelsbacher Besitz und wurde bereits 1255 nach der ersten Landesteilung herzogliche Residenz.
1314 wurde Herzog Ludwig IV. deutscher König, 1328 auch römisch-deutscher Kaiser und München wurde als seine Residenz  erheblich erweitert. 1442 wurden alle jüdischen Bürger aus der Stadt vertrieben und bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten daraufhin keine Juden mehr in München.

München leuchtete

Dann wurde München zu einer weithin bekannten Kunststadt, verbunden mit dem Namen und der Regentschaft von König Ludwig I. von Bayern (1825–1848), die Ludwigstraße, Königsplatz und die Erweiterung der Residenz wurden realisiert. Ihren Ruf als Stadt der Literatur begründete sicherlich Ludwigs Sohn Max II. (1848–1864), der die Geisteswissenschaften förderte, einen Literatenkreis um sich schaarte und die Bauten an der Maximilianstraße, heute eine der exklusivsten und teuersten Einkaufsstraßen des Kontinents, in Auftrag gab.

Im gewaltigen Tatendrang seines Bruders, Prinzregent Luitpold (1886–1912), entstanden die Prinzregentenstraße und das Prinzregententheater, erlebte Schwabing um die Jahrhundertwende seine Blütezeit als Künstlerviertel, erschien die Münchner Kulturzeitschrift: Die Jugend, die später namensgebend für den Jugendstil wurde und 1911 wurde die Künstlervereinigung: Der Blaue Reiter gegründet. Thomas Mann prägte für diese Zeit in seiner Erzählung: Gladius Dei den Ausdruck: München leuchtete.

Die Kunst und die Museen

Alte Pinakothek, München

MuseumsinselMuseum Lehnbachhaus, München Sie alle aufzuzählen und nur in kurzen Bemerkungen zu skizzieren, wäre hier schon zu viel des Guten. In der Sidebar rechts finden Sie deshalb einen Link zu Wikipedia, wo Sie alle Münchener Museen übersichtlich gelistet finden. Erwähnt seien an dieser Stelle nur die Alte und die Neue Pinakothek sowie die Pinakothek der Moderne und das 2014 stark erweiterte Lenbachhaus, die mittlerweile zu den weltweit renommiertesten Museen zählen. Glyptothek, Staatliche Antikensammlungen und Museum Brandhorst bilden mit dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst das Kunstareal München, das in Deutschland nur noch Vergleichbares in Berlin findet.
Wer neben dem Golfspiel sich auch für die Bildenden Künste interessiert, wird in München Locations und Programme finden, die ihn wochenlang außer Atem halten werden; garantiert. Zahlreiche Gebäude und Kunstwerke der Spätgotik und der Renaissance, hier besonders die bahnbrechenden Werke berühmter Bildhauer stehen neben den Werken des 18. Jhd. das das „Goldene Zeitalter“ der Bildenden Kunst in München genannt wurde.
Von Mitte des 19.Jh. bis Anfang des 20.Jh. entwickelte sich München zu einen der Zentren der europäischen Malerei, die Münchner Schule entwickelt sich prächtig im Umfeld der Königlichen Akademie der Bildenden Künste, aus deren Umfeld die Münchener Secession mit Mitgliedern wie Max Liebermann, Franz von Stuck, Lovis Corinth, Ernst Oppler und Walter Leistikow hervorgingen. Höhepunkt dieser Epoche europäischer Malerei aus Deutschland ist sicherlich der Blaue Reiter mit seinen bekanntesten Mitgliedern Paul Klee, Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter, Franz Marc, August Macke und Alfred Kubin.

Das Münchener Diözesanmuseem – aus aktuellem Anlass.

München - Diözesanmuseeum

München und die Literatur

Schloss Nymphenburg, München

Schwabing, München

Ein Blick in die neue Brasserie Schwabing. (Foto: Catherina Hess)

Gleichzeitig mit der Malerei entwickelte sich im München des 19. Jh. ein reiches literarisches Leben mit Autoren wie Heinrich Heine, Friedrich Hebbel und Hans Christian Andersen, die alle für eine längere Zeit in München lebten.
Schwabing wurde bekannt und geprägt von Schriftstellern wie Paul Heyse, Lena Christ, Ludwig Thoma, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Frank Wedekind, später, in der Weimarer Republik, kamen Lion Feuchtwanger, Annette Kolb, Bertolt Brecht und Oskar Maria Graf als deren bekannteste Zeitvertreter dazu.
Eugen Roth kam in München zu literarischem Ruhm, Erich Kästner, Wolfgang Koeppen und Michael Ende lebten und arbeiteten in der Stadt, nicht ohne über deren Grenzen hinaus zu wirken.
Die Liste ist lang, wir brechen hier ab, es ist Brotzeit! Und da gehen wir lieber nach Schwabing in die Brasserie; ja wir Bayern können auch französisch.

München und seine Parks

Wer kennt sie nicht die lauen Sommerabende im Englischen Garten bei Weißbier oder einer „Mass“, Radi, einer Wurscht und leicht sauren Kartoffelsalat usw. 1789, im Jahr der Französische Revolution, wurde er begonnen und durchzieht die Stadt vom Zentrum bis an die nördliche Stadtgrenze und übertrifft an Fläche sogar den Central Park in New York. Die älteste Gartenanlage ist aber der Hofgarten aus der Renaissancezeit mit dem berühmten Dianatempel.

Isar am Deutschen Museum, München Im Westen der Altstadt am Stachus befindet sich der Alte Botanische Garten, an dessen klassizistischem Eingangstor sich eine von Johann Wolfgang Goethe eigens verfasste Inschrift befindet. Schlosspark Nymphenburg und der Neue Botanische Garten imponieren im französischen und im Stil des 19. Jh. Mit gleich drei barocken Schlössern wartet der Park von Schloss Schleißheim auf, der sich neben Herrenhausen und Schwetzingen der einzige noch erhaltene große Barockgarten in Deutschland nennen darf.
Und dann die Isarauen, an deren lang gezogener, schmaler Parklandschaft entlang des Gebirgsflusses,sich schon im vorigen Jahrhundert die Schüler der Münchener Schulen nach dem Unterricht unbeaufsichtigt von den strengen Eltern zum Tête-à-Tête trafen. Heute ist besonders der  Abschnitt zwischen Deutschem Museum und der Isarinsel Flaucher beliebt zum Grillen, Baden und gemäßigter Freikörperkultur.

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