Gaudeamus igitur.
Die Region um die Stadt Tübingen ist spätestens seit dem Magdalénien, dem jüngsten Abschnitt des Jungpaläolithikums, von eiszeitlichen Jägern und Sammlern aufgesucht worden. Werkzeugfunden, Bestattungen, Hausgrundrisse oder Siedlungsreste weisen in nahezu allen prähistorischen Epochen die Anwesenheit von Menschen nach. Die Bronzezeit in Tübingen bestätigt u. a. der sensationelle Fund des „Menhirs von Weilheim“. Aus der älteren Eisenzeit sind auf dem Stadtgebiet Tübingens zahlreiche Grabhügel der Hallstattzeit bekannt, wie etwa der Grabhügel von Tübingen-Kilchberg. Aus der Zeit um 85 n. Chr. stammen Spuren der Römer, die etwas weiter nordöstlich den Neckar-Limes errichteten.
Alles da in der Stadt, was das Herz der Archäologen und der Historiker zugleich höher schlagen lassen müsste, aber eigentlich ist Tübingen „nur“ eine Universitätsstadt. Mit der 1477 gegründeten Eberhard Karls Universität gehört die Stadt zu den ältesten deutschen Universitätsstädten. Das städtische Leben wird stark von den etwa 28.700 Studenten (Stand: Wintersemester 2022/23)[2] geprägt. Tübingen ist daher mit einem Altersdurchschnitt von rund 40 Jahren zugleich eine der jüngsten Städte Deutschlands – wer mehr über Tübingen als Universitätsstadt lesen möchte, findet hier einen Beitrag dazu…
Lassen Sie das mal auf sich wirken. Schlendern Sie gemütlich und offenen Auges durch die Gassen der Altstadt und entdecken Sie die alten, teils aus Fachwerk errichteten Häuser mit ihren filigran geschnitzten Balkonen, ihren schmuckvollen Giebeln und Erkern, ihren Ballustraden und dem buten Blumenschmuck. So viele junge Menschen, auffallend viele junge Frauen sind unterwegs, so jedenfalls wird es älteren Semestern vorkommen.
Manchmal an schönen Nachmittagen ist die verkehrsberuhigte Innenstadt übervoll von Schülern und Studenten, abends sind es die zahllosen Kneipen, die noch dieses studentische Flair versprühen wie die Altstadt ihre jahrhunderte alte Patina im diffusen Licht der Laternen und deren mild-gelben Lichtkegeln betont; das Ganze wirkt um so mehr bei einem der ausgezeichneten Weine der Region. Das ist die eigentliche und spürbare, sichtbare und erlebbare Geschichte der Stadt, die als Universitätsstadt die größten Kapitel ihrer Geschichte geschrieben hat.
Aus dem Jahr 1191 stammt die erste Erwähnung Tübingens von Kaufleuten, was den Schluss nahelegt, dass hier ein Marktplatz bestand. Mitte des 11. Jahrhunderts gehöret das Gebiet um Tübingen den Grafen von Zollern. Stadtrechte werden 1231 zum ersten Mal genannt. Mit der Verlegung des Sindelfinger Martinsstiftes nach Tübingen 1476 wurde ein Kollegiatstift gegründet, das die wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen für die Gründung einer Universität bot. Die Pfarrkirche St. Georg wurde zur Stiftskirche. Die Gründung der Eberhard Karls Universität erfolgte ein Jahr darauf.
Zwischen 1622 und 1625 besetzte nach der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai die Katholische Liga das evangelische Herzogtum Württemberg. Nach der Schlacht bei Nördlingen übergab der Kommandant Johann Georg von Tübingen im September 1634 das von 70 Bürgern besetzte Schloss Hohentübingen kampflos an die kaiserlichen Truppen. Immerhin wurde Tübingen dank des Engagements eines Tübinger Bürgersohns, der als (evangelischer) Rittmeister im Fürstenbergischen Regiment in kaiserlichen Diensten stand, nicht geplündert. Tübingen war anschließend meist von bayerischen Truppen besetzt.
Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Schloss Hohentübingen 1647 von den Franzosen belagert . Am 14. März wurde der Südostturm mit Hilfe einer Mine gesprengt. Die bayerische Besatzung gab auf und erhielt einen ehrenvollen Abzug. Die Franzosen blieben bis 1649 in Tübingen.
1831 sangen Handwerker und Weingärtner im Protest gegen Polizeiwillkür hier das Schiller’sche Räuberlied, beim Tübinger Brotkrawall von 1847 wurde ein aus etwa 150 Studenten bestehendes akademisches Sicherheits-Corps der Universität Tübingen unter der Führung von Carl Heinrich Ludwig Hoffmann aus den Arsenalen der Universität bewaffnet. Der Protest endete wie viele mit einer deftigen Niederlage und die Armen blieben schlussendlich arm wie immer.
Innerhalb der Stadtmauern lebten über viele Jahrhunderte verschiedene Religionen, das Judentum, der Islam und der Buddhismus sowie kleiner Religionsgemeinschaften und es wundert, dass es nicht zu größeren Auseinandersetzungen zwischen besonders Juden und dem Islam gekommen ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Württembergs war Tübingen nie ein namhafter Industriestandort. Heute ist die Wirtschaft Tübingens stark vom öffentlichen Dienst geprägt. Größte Arbeitgeber sind die Universität und das Klinikum mit zusammen über 12.000 Beschäftigten. Und auch der Weinbau in der Region hat sich, neben dem Tourismus, prächtig entwickelt und trägt zum Wohlstand der Stadt ein gerütteltes Maß bei.