Palermo - Seite 5

Faszinierendes, lärmendes Chaos

In die Viertel Seralcadio und La Loggia.

Gehen Sie die Via Roma mit offenen Augen in Richtung Norden, vorbei am Post- bzw. Telegrafenamt der Stadt, einem Gebäude mit einem typischen Aussehen aus der Zeit des italienischen Faschismus, aber schöner Innenarchitektur, vorbei an der Piazza San Domenico mit der Chiesa Di S. Domenico e Chiostro bis zur Barockkirche Sant’Ignazio all’Olivella mit ihren drei Zwillingsglockentürmen. Sie liegt zwischen der Via Roma und Via Marqueda an der Piazza Olivella und hat eine sehenswerte Innenausstattung mit herrlichen Bodenmosaiken, Deckenfresken und Tafelbildern.

Theatro Massimo, Palermo, SizilienAm Ende Via Bara all’Olivella überquert man die Via Maqueda und steht auf der Piazza Giuseppe Verdi vor dem Teatro Massimo, dem größten Opernhaus Italiens, drittgrößtes in ganz Europa.

Erbaut im Stil des Historismus im 19. Jhd. bietet es über 3.200 Besuchern Platz und ist heute Stolz der Stadt und ein Symbol des erfolgreichen Kampfes des Stadt gegen die ehrenwerte Gesellschaft.

Es war Bühne und Schauplatz für die Schluss-Szenen des Paten Teil III; Francis Ford Coppolas monumentalem Film über die sizilianische Mafia und ist, gewissernmaßen ganz gegensätzlich dazu das Haus des wohl berühmtesten der italienischen Komponisten, Guiseppe Verdi, mit dessen Falstaff die Einweihung und dessen Nabucco ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert wurden. Imposant die große Freitreppe, die zwei beachtliche Löwenskulpturen zeigt, hinauf zum Eingang, dessen vorgelagerter Portikus von sechs korinthischen Säulen getragen wird. Technisch anspruchsvoll war und ist die Kuppel, eine Eisenkonstruktion mit beweglicher Lagerung zum Ausgleich der Kuppelbewegungen durch Temperaturschwankungen.

Palermo, SizilienKathedrale von Palermo, SizilienVom Teatro Massimo und seinem schönen Vorplatz zur linken empfiehlt sich der Weg in die Via Volturno. Nach gut 200 Metern sehen Sie links die Porta Carini und den Eingang zum historischen Markt Il Capo, der sogar sonntagsmorgens geöffnet ist und nach etwa 300m auf der Piazza Beati Paoli endet.

Die Beati Paoli, ein legendärer, vermeintlicher sizilianischer Geheimbund, sind zunehmend das für Palermo, was Robin Hood für den Sherwood Forest war.

Zahlreiche Geschichten ranken sich um sie, seien es Freimaurer, Logen, die in Verbindung mit solchen in Frankreich während der Französischen Revolution standen, eine dubiose, geheime Henkersgemeinschaft, die nachts mit schwarzen Kapuzen den Kampf gegen die sizilianische Aristrokratie und Kirche aus der Unterwelt der Stadt führte usw., wobei nach wie vor recht umstritten ist, ob es die Beati Paoli überhaupt jemals gab.

So sehr man sich auch um die historischen Fakten bemüht, so wenig scheinen sie an Bedeutung zu gewinnen gegenüber dem Mythos, der sich rasant ausbreitet über die Insel und ganz Italien, wobei auch die Neuauflage des Romans I Beati Paoli von William Galt (Pseudonym für Luigi Natoli) 1971 durch Flaccovio Publisher und dem einleitenden Essay von Umberto Eco viel zur Popularität bei einem breiteren Publikum und dessen Heroensehnsucht beigetragen zu haben scheint.

Wir überqueren den Platz geradeaus und kommen zur Salita Giuseppe Artale. Die Salita Giuseppe Artale ist bekannt für die hier abgestellten sizilianischen Karren, die ein gern gesehenes Fotomotiv abgeben und viele kommen hier vorbei, weil man kurze Zeit später die Piazza Sette Angeli erreicht und hier vor der Rückseite der berühmten Kathedrale von Palermo steht., nun aber schon im Stadtteil Albergaria.

La Loggia

Sizilien - PalermoÜberqueren Sie die Via Roma und biegen rechts in die Via dei Frangiai ein dann befinden Sie sich schon mitten im  Mercato della Vucciria.

Es gibt ein Sprichwort in Palermo, das sagt man hier, wenn man ausdrücken möchte, daß ein Ereignis wahrscheinlich nicht eintreten wird:
Es wird geschehen, wenn die Pflastersteine der Vucciria trocken sind.
Aber die Pflastersteine der Vucciria trocknen nie. Vom Eis, auf dem der Fisch gelagert wird und vom permanenten Befeuchten der Fischstände bleibt hier der Boden immer nass und glitschig,

Hier läuft noch Fischsud die Steine entlang und die auf dem Pflaster gelandeten Fischköpfe werden schnell von den streunenden Katzen verputzt. Der Mercato della Vucciria ist der älteste Markt in Palermo, jeden Vormittag, ausser sonntags geöffnet und besonders beliebt bei Fans der sizilianischen Küche. Überquellende Stände reihen sich gassenweise aneinander, die für uns ungewohnte direkte Zurschaustellung von Fisch und Fleisch, der teilweise dem Arabischen entlehnte palermitanische Dialekt und das Gewirr der engen Altstadtgassen mit kleinen Restaurants zwischen den Marktständen erinnern an ein orientalisches Markttreiben wie wir es aus den großen Suks in Marakesch oder aus Istanbul kennen.

Trattoria Shanghai, Palermo, SizilienAuch gleich am Eingang zum  Mercato della Vucciria befindet sich die Piazza Caracciolo mit der wohl bekanntesten Trattoria des Viertels, der Trattoria Shangai. Hier lebt noch das alte Palermo, laut, chaotisch, ein wenig Gänsehaut-Feeling in den Gassen bis zur Piazza Garrafello.

Dort in einer der kleinen Seitengassen hat der seit Jahren in der Vucceria lebende Aktionskünstler Uwe Jäntsch  2006 eine Installation aus einer Ruine mit dem Müll der Umgebung hergestellt, die mittlerweile als „cattedrale dei rifiuti“ oder „cattedrale di Uwe“ bekannt geworden und in die Geschichte Palermos eingegangen ist.
Die Stadtverwaltung hat die „cattedrale di Uwe“ vor kurzem leider abgeräumt. Die Erinnerung an das Werk besteht weiter in einem Graffitti: Uwe ti amo.

Etwas weiter nördlich finden Sie die Piazza San Domenico und dort das Kaufhaus La Rinascente. Im obersten Stockwerk des Rinascente finden Sie einen Raum aus Bar und Restaurant mit einer großen, sehr empfehlenswerten Dachterrasse. Ein wenig weiter nach Norden auf der westlichen Seite der Via Roma, am Ende der nur gut 50m langen Via Epicarmo geht es nach rechts in die Via Monteleone. Nach ca. 150m treffen Sie auf die Piazza Olivella mit dem Museo Archeologico Regionale auf der rechten Seite.
Am Ende der Piazza Olivella geht es nach links in die Via Bara all’Olivella wo Sie nicht weit entfernt wieder auf die Rückseite der Kathedrale treffen.

Es lohnt sich auch den Weg in die andere Richtung zum Bahnhof zu nehmen wie überhauppt die Stadtteile nord-westlich und östlich der Stazione einen Spaziergang wert sind mit dem Botanischen Garten und den größeren Teilen der Universität, die das Studentenviertel davor gerade für jüngere Besucher höchst attraktiv macht.

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