Sevilla - Seite 6

Stadt des Herakles

Sevilla – Die Altstadt. Urbanes Lebensprinzip.

Wir aus dem Norden Europas lieben das Leben in den Städte und Orten am Mittelmeer in den Sommermonaten. Wenn die Menschen draußen sitze, essen und trinken, durch die Straßen flanieren, Musik auf den öffentlichen Plätzen aufspielt. Dolce Vita und Öffentlichkeit gehören untrennbar zusammen; und doch ist es noch einmal etwas anderes in al-Andalus. Und ganz besonders in Sevilla.

Hier ist das Alltagsleben auf Straßen und Plätzen zum Prinzip geworden. Hier geht man nach der Arbeit nicht nach Hause, hier geht man in eine Bar. Hier frühstückt man morgens in einer Bar, hier nimmt man ein paar Tapas mittags, nachmittags und am späten Nachmittag, bevor man essen geht. Natürlich in einer Tapas-Bar oder in einem Restaurant. Nimmt man das Restaurant, geht man anschließend nicht selten noch in eine Bar. Und fast alle Bars und Restaurants haben Plätze draußen; ja, es gibt einige Bars und auch Restaurants, die innen vielleicht nur 5-10 Plätze, draußen aber 40-50 haben.

Spanien-Andalusien-SevillaSpanien-Andalusien-SevillaEin weiteres Merkmal dieses urbanen Lebensprinzips sind Sevillas Feste. Die wichtigsten Feste, die jeweils für eine ganze Woche das Leben der Stadt bestimmen, sind die Semana Santa (Karwoche) und die Feria de Abril (Aprilmesse). Allein daran mag man erkennen, welche Bedeutung das öffentliche Leben in und für die Stadt hat.

Die Feria ist ein großes Familienfest, das sich aus dem Pferdeverkauf entwickelt hat und sich in der ganzen Stadt, aber besonders auf dem 450.000 m² großen Festgelände im Viertel Los Remedios abspielt. Auf den dortigen Straßen finden sich dann etwa 1000 meist kleine, bewirtschaftete Festzelte mit kleinen Tanzflächen im Eingang oder davor.

Auf den Straßen paradieren Kutschen und Reiter in historischen Kostümen. Während der Woche, die Schulen sind natürlich in dieser Zeit geschlossen,damitschon die Kleinen an dasurbane Lebensprinzip gewöhnen können, flanieren Frauen jedes Alters mit Flamenco-Kostümen durch die Stadt, die dann „Las Flamencas“ genannt werden.

Männer begleiten diese selbst bei größter Hitze in Sonntagsanzug und Krawatte; das lassen sich die Sevillanos nicht nehmen. Die Familien – die alle ihre Stammzelte haben – verabreden sich mit ihren Freunden auf dem Festplatz und wechseln nach und nach zu anderen Familien in jeweils andere Festzelte.

Ein klein wenig wie zu den großen Festen ist es in der Stadt jeden Tag auf ähnliche Weise. Die besonders freundlichen Sevillanos sind hochgradig kommunikativ. Selbst beim Essen im Familienverbund im Restaurant, löst sich dieser beizeiten auf, werden Bekannte und Freunde an den Nachbartischen begrüßt, wird gestenreich mitihnen diskutiert. Zahllose kleine ‚Kneipen‘, wie wir sagen würden, sind ständig bis auf den letzten Stehplatz besucht, transportieren ein babylonisches Stimmengewirr nach draußen auf den Gehsteig, wo Trauben von Sevillanos, Männer wie Frauen, sich in aufgeregten Gesprächen sich zusammen finden.

Spanien-Andalusien-SevillaSpanien-Andalusien-SevillaDie riesige Altstadt wird überwiegend von engen Gassen dominiert. Besonders malerisch ist das Stadtviertel Santa Cruz. Zu den größeren, regelmäßigen Plätzen gehören die Plaza de San Francisco (Konstitutionsplatz) mit einer Vielzahl an Prachtbauten, die Plaza del Duque mit ihrer berühmten Promenade, die Plaza de la Encarnación, der Museumsplatz mit der Bronzestatue Murillos und der Quemadero, wo die Autodafés stattfanden.

Autodafé (portugiesisch auto-da-fé, „Glaubensgericht“, von lateinisch actus fidei, „Glaubensakt“) bezeichnet die Verkündigung und Vollstreckung eines Urteils der Spanischen oder der Portugiesischen Inquisition. Das erste Autodafé der Spanischen bzw. Kastilianischen Inquisition fand wahrscheinlich am 6. Februar 1481 in Sevilla statt, andere Quellen nennen den 6. Januar 1481.

Die Inquisition konnte den der Häresie Beschuldigten verurteilen oder freisprechen. Im Falle eines Schuldspruchs wurde der Verurteilte in der Regel während einem volksfestartig inszenierten Schauprozesse auf dem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt.

Im Jahr 1483 wurde der Wirkungsbereich der königlichen Inquisition auf das Königreich Aragón sowie auf die Verbrennung häretischer Bücher ausgedehnt. Der Inquisitor Tomás de Torquemada leitete die Verwaltung der Inquisition in den durch die Ehe von Isabella und Ferdinand II. verbundenen Reichen. 1484 reiste er nach Aragon und wohnte in Saragossa einem Autodafé bei.

Auch ein Großteil des Schrifttums der Maya wurde im Zuge eines vom katholischen Bischof Diego de Landa am 12. Juli 1562 auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán veranlassten Autodafés verbrannt, da in den genannten Schriften angeblich nichts gestanden habe, „das frei gewesen wäre von Aberglauben und den Lügen des Teufels“.

Die Altstadt von Sevilla hat zahlreiche öffentliche Brunnen, die vorwiegend durch den aus 410 Bögen bestehenden antiken Aquädukt Caños de Carmona mit Wasser versorgt werden. Biegen Sie von dort ab in Richtung Süden hin zum Guadalquivir, dann kommen Sie an der Universität vorbei und am schönen Parque de Maria Louisa, den Sie auch unbedingt aufsuchen sollten.

Und nicht weit davon in nördlicher Richtung kommen Sie an der Stierkampfarena vorbei. Auch, wenn Sie dem blutigen Geschäft wahrer, andalusischer Männer nicht unbedingt beiwohnen wollen, die Arena und der umgebende Stadtteil sind es auf jeden Fall Wert, besucht zu werden.

Spanien-Andalusien-Sevilla-Stierkampf-Arena

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