Mario Feigel Fotografie - Seite 2

Der Seele beim Atmen zuschauen

Mario Feigel Fotografie - Industrie-Architektur

Hybris des Kapitals: Industrie-Anlagen.

Mario Feigel Fotografie - Industrie-AnlagenMario Feigel zeichnet in betont sachlicher Manier eine kulturelle Anthropologie des Industriezeitalters. Seine Fotografien sind meistens aufgenommen aus einer Zentralperspektive mit starkem Teleobjektiv.

So entstehen wahre Close-Ups, die die eh schon gigantischen Offshore Anlagen in ihrer ganzen monströsen Dimensionalität zeigen.

Feigel geht es aber nicht um die Monströsität der Anlagen. Es geht ihm vielmehr um die monströse Seele, die solche Anlagen baut. Und dabei ist es keineswegs oder nur vor der Hand die Techniker-, die Ingenieursseele, die hier am Werk ist.
Solche Anlagen baut das Industriekapital und dahinter steht der Wunsch nach Herrschaft, die Hybris des Willen zur Macht mit ihrem ganzen Nihilismus der Einheit von Mensch und Natur.

Mario Feigel Fotografie - Industrie-AnlagenDass Feigel keinem romantischen Begriff von Mensch-Natur verklärt nachdenkt, ist unschwer zu erkennen. Zu eindrucksvoll ist der Gigantismus der Anlagen, ganz nah vor unser Auge gerückt, fast schon so nah, als reflektierten die Anlagen als Bild sich selbst schon auf der Iris des Betrachters.

Refelxion, eins von Feigels Zentralthemen, führt uns die anmaßende Hybris menschlicher Macht vor Augen. Hier als faszinierendes Bild eines mechanisch-technischen Faszinosums, das sich selbst vom massiven, stählernen Eingriff in die Ressourcen der Natur entschulded und gegen jeden grundlegenden Diskurs immunisiert.

Vor solchen technischen Meisterwerken des Kapitals stehen wir begeistert, andächtig bewundernd den Willen zur Macht, der auch in Teilen der usere ist und seinen inhärenten Nihilismus übersehen oder verdrängen wir. Und wo nicht, verlassen wir uns darauf, dass mit den gigantischen Konstruktionen alles zum besten ist, sie zerstörungsfrei standhalten der Natur, uns stets zu Diensten sind und funktionien.

Feigels Fotografien zeigen die Anlagen zweifelsfrei. Ihre schiere materielle Präsenz scheint vertrauenwürdig. Welche Kraft schon könnte sich dem Stahl und der ihm inhärenten Materialwissenschaft und statistischen Berechnungslogik widersetzen?

Durch die in seiner Aufnahmetechnik bevorzugte konzeptionelle Sachlichkeit und Zentralperspektive, die einhergehende Verzerrungsfreiheit, Menschenleere und, wenn überhaupt Natur zitiert wird, dann als ein wolkenverhangenes weiches Sonnenlicht, das auch Bild-Einzelheiten bis hin zu Oberflächenstrukturen und Konstruktionsdetails präzise wiedergibt, bleibt es dem Betrachter überlassen, das Dargestellte aus seine Bildmittigkeit herauszudenken.

Die Ambivalenz, die solche Aufnahmen vermitteln, von überschießender Allmachtsphantasie und deren technozentrischer Gleichgültigkeit gegenüber Natur und Umwelt, mithin gegenüber einer effizienzsüchtigen Arbeitsproduktivität dürfte jedem evident sein. Auch ohne brüchige Bildkompositionen, ohne bildimmanente Zitierungen.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 3: Dekonstruktionen der Seele: Native Sculptures.

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