Marseille

Der schwierige Geist der Freiheit

Hafenstadt in südlicher Sonne.

Frankreich - Marseille

Tiia Monto, CC 3.0

Frankreich - MarseilleMarseille ist ein kleines Universum für sich. NIcht nur, dass sie mit knapp 1 Million Einwohner die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist und eine der bedeutendsten Hafenstädte Europas. Die Marseillais sind Menschen eines ganz eigenen Schlags und nicht zufällig trägt die französische Nationalhymne der Namen; die Marseillaise. Allein darüber nachzudenken sprengte jedes Seitenvolumen, wäre es doch ein Nachdenken über nichts weniger als die Kerngeschichte des revolutionären Europas, des Europas der Aufklärung, der Moderne, die aus zahlreichen und vernichtenden Kriegen entstand.
Der antiken Legende nach gründeten Griechen und Kelten gemeinsam die Siedlung Massalia etwa um 700 v. Chr. Seitdem war ihr Aufstieg zu einer der bedeutendsten Städte Europas unaufhaltsam. Im 19. Jahrhunder wurde Marseille der bedeutendste Hafen Frankreichs, bedingt vor allem wegen der französischen Kolonialisierungen in Afrika und Indochina, die Industrialisierung und die Eröffnung des Suezkanals 1869 taten ein Übriges dazu.

Frankreich - MarseilleDie Errichtung einer Kommune, die am 23. März 1871 die Vereinigten Staaten von Frankreich proklamierte, die aber bereits am 4. April gestürzt wurde, blieb im nationalen Gedächtnis aller FRanzosen bis heute verankert. Im starken wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit (trentes glorieuses) wuchs die Stadt weiter und nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 ließen sich Zehntausende Algerienfranzosen (pieds-noirs), die das Land verlassen mussten, in Marseille nieder. Hierfür wurden Wohnsiedlungen im Norden der Stadt errichtet, was seit den 1970er Jahren zu massiven Problemen und solchen, die aus dem zeitgleichen Niedergang der traditionellen Industrien durch Strukturwandel, unkontrollierte Einwanderung, zunehmende Kriminalität, Verschmutzung und wachsenden Verkehr erwuchsen, führte.

Frankreich - Marseille1973 kam es zu einer Welle von rassistischen Ausschreitungen gegen algerische Einwanderer, bei denen bis zu 100 Menschen umkamen was für ein großes Entsetzen in der französischen Öffentlichkeit sorgten. Neben christlichen Gemeinschaften, vor allem der katholischen Kirche (Marseille ist Sitz eines Erzbistums), spielten und spielen nach wie vor das Judentum und der Islam eine bedeutende kulturelle Rolle in der Stadt.
Rund 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung von Marseille sind muslimischer Abstammung, von denen die meisten in den ärmeren Vierteln im Norden der Stadt, dem 3., 2., 1., 13., 14. und 15. Arrondissement, leben, wo man heute auch die höchste Armut und Kriminalitätsrate der Stadt verzeichnet. In jüngster Zeit gewinnen fundamentalistische Strömungen an Einfluss, was zusätzlich für sozialen und politischen Sprengstoff sorgt. (vgl. Wikipedia).

Frankreich - Marseille

Frankreich - MarseilleFrankreich - MarseilleIn Marseille existiert mit rund 75.000 Juden die bedeutendste jüdische Gemeinde außerhalb Israels an der Mittelmeerküste. Die größte und wichtigste Synagoge ist die Große Synagoge (Grande synagogue de Marseille), die im 6. Arrondissement liegt und in der tagtäglich mehr als 5.000 Juden zum Gebet erscheinen.

Die Marseillaise wurde von Claude Joseph Rouget de Lisle in der Nacht auf den 26. April 1792 während der französischen Kriegserklärung des Ersten Koalitionskrieges im elsässischen Straßburg verfasst. Sie hatte zunächst den Titel „Chant de guerre pour l’armée du Rhin“, „Kriegslied für die Rheinarmee“, und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner, gewidmet. Daher ertönt die Marseillaise noch heute täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz, dem Geburtsort des Grafen. Das ganze Lied diente der Mobilisierung des Volkes.

Es erhielt den Namen Marseillaise, weil es von Soldaten aus Marseille am 30. Juli 1792 beim Einzug in Paris, kurz vor dem Tuileriensturm, gesungen wurde, der die große FRanzösische Revolution einleitete. Es gibt diverse andere Fassungen der Marseillaise: 1792 eine vom deutschen Jakobiner Friedrich Lehne (1771–1836) gedichtete Fassung aus der Mainzer Republik: Lied der freyen Wöllsteiner. 1871 verfasste Jules Faure die „Marseillaise der Kommune“, welche von der Pariser Kommune als Hymne genutzt wurde.

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