Nizza

Pomp – Pomerol und Polizei

Frankreich - Nizza

Frankreich - NizzaFrankreich - NizzaNizza ist mit knapp 350.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig die fünftgrößte Stadt Frankreichs und nach Marseille die zweitgrößte Stadt der provenzalischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Den einen ist sie zu pompös, den anderen nicht genug. Sensational waren die Funde und Artefakte, die man im Jahr 1965 zutage brachte und die eine Besiedlung durch Homo erectus vor 400.000 Jahren belegte und die man im Museum Terra Amata besichtigen kann.
Dem Homo erectus folgten vor etwa 190.000 bis 130.000 Jahren die Neandertaler, deren Überreste in der Grotte du Lazaret ausgegraben wurden. Wahrscheinlich um 350 v. Chr. besiegten die Phokäer aus der Gegend um Marseille die Ligurer und gründeten Νίκαια Níkaia („die Siegreiche“, nach der Siegesgöttin Nike). Im Jahre 154 v. Chr. setzten sich die Römer in der Gegend fest, nachdem die griechischen Siedlungen Nikaia und Antipolis, das heutige Antibes, von Ligurern aus der Gegend von Biot und Cannes angegriffen worden waren.

In jüngerer Zeit folgten den Völkern und Kulturen die Touristen, besonders aus Großbritannien, die die Stadt zu ihrer regenfreien Sommerfrische machten und Alexandre Dumas im Jahr 1851 aussprechen ließen, Nizza sei im Grunde eine englische Stadt, in der man hin und wieder auch einen Einheimischen treffen könne. Zunehmend logierte hier auch der europäische Hochadel, so der russische Zar und Victoria von Großbritannien. Verbrachten um 1890 hier etwa 22.000 Gäste den Winter, so waren es um 1910 bereits 150.000 bei nur 140.000 einheimischen Einwohnern um 1911.

Frankreich - Nizza

Frankreich - NizzaFrankreich - NizzaNizza wurde gleichzeitig ein Wunschziel des Jet Sets, die mit Jets und Jachten die Côte d’Azur aufsuchten, immer Ausschau haltend nach dem letzten Kick, den nicht selten ein weißes Pulver verschaffte. Gleichzeitig wuchsen die sozialen Probleme der Stadt den Granden über die Ohren, zumal der Aufschwung als Touristenziel einher ging mit einer entsprechenden Industrialisierung, die im 20. Jahrhundert zunehmend italienische Gastarbeiter anzog und die der Magistrat in den Norden der Stadt konzentrierte.
Diese Konzentration in Lagern musste zu Formen der Ghettoisierung mit allen unschönen Begleiterscheiungen führen und auf der anderen Seite rechtem Gedankengut Vorschub leisten. 1974 initiierte der über enge Kontakte zur extremen Rechten verfügende Bürgermeister Jacques Médecin eine Städtepartnerschaft mit Kapstadt im damals wegen der Apartheid international geächteten Südafrika. Nizza hat heute eine im nationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeitund Armut mit überdurchschnittlich vielen Sozialwohnungen (Habitation à loyer modéré, HLM) und zählt überdurchschnittlich viele Wähler der extremen Rechten (FN, Les Identitaires/Nissa Rebela). Aus Sicherheitsgründen wurden rund 1.700 Überwachungskameras installiert. Die Stadt, die als ein Zentrum der Kleinkriminalität gilt, beschäftigte 2017 rund 400 Polizisten. Besonders schwierig für die Bewohner ist die Lage im Randquartier L’Ariane, im äußersten Nordosten der Stadt, einst eine Mülldeponie, das vom Innenministerium als Zone de sécurité prioritaire (ZSP) eingestuft wurde. Der Stadtteil hat heute eine zu 80 % muslimische Bevölkerung.

Frankreich - Nizza - Villa Thomson

Während der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am Abend des 14. Juli 2016 fuhr ein Lastkraftwagen rund zwei Kilometer in eine Menschenmenge auf der Promenade des Anglais. Bei dem Anschlag in Nizza wurden 86 Menschen getötet und mehr als 200 Personen zum Teil schwer verletzt. Der Fahrer, ein 31-jähriger Einwohner Nizzas mit tunesischer Staatsbürgerschaft, wurde bei einem Schusswechsel von der Polizei getötet.

Allenthalben also Pomp und Polizei und Touristen sollen sich informieren darüber, welche Stadtteil sie besser vermeiden, auch wenn sie sich in der städtischen Inseln der Schönen und der Reichen nicht herzlich willkommen fühlen.

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