Évora

Memento mori – Carpe diem

Evora - Alentejo - Portugal
Capela dos Ossos - Evora - Alentejo - Portugal

Vergänglichkeit

ist das Motto dieser Stadt und deren Schicksal zugleich. Évora ist die Hauptstadt der südlich-zentralen Region Alentejo in Portugal. Stolz steht noch in ihrem Zentrum die Der Bau der ursprünglich zum örtlichen Franziskanerkloster gehörenden Kirche wurde 1383 begonnen und 1425 vollendet. Sie wurde vorwiegend im gotischen Baustil errichtet und im 17. und 18. Jahrhundert weitgehend im barocken Stil umgestaltet., umgeben von weiß getünchten Häusern, zeugend von einer vergangenen Zeit, in der sich die portugiesischen Könige in Évora wählen ließen; das war im 12. Jahrhundert.

Der Bau der Kathedrale wurde Anfang des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil begonnen. Aus dieser Zeit sind die Doppelturmfassade mit Rosettenfenster und das Langhaus erhalten. Der gotische Kreuzgang wurde im 14. Jahrhundert errichtet. 1387 war die Kathedrale Schauplatz der Hochzeit von König Johann I. mit der englischen Prinzessin Philippa of Lancaster.

Fünf Jahrhunderte vor Baubeginn folgten die großen historischen Wechsel in der Geschichte der Stadt, angefangen im Jahre 715 als Évora (Yabura, arabisch) von den Mauren erobert und mit Burg und Moschee ausgebaut worden war. Im September des Jahres 1165 n. Chr. eroberte Geraldo sem Pavor („Gerald ohne Furcht“) durch eine List die Stadt  für König Afonso Henriques. Mit Unterstützung des Ritterordens von Avis wurden die Mauren hier endgültig vertrieben, weit bevor dies in al-Andalus im 15. Jahrhundert geschah.

Wie Vergänglichkeit für den einen Ende, ist sie oft Anfang für etwas anderem, Neuem. Anlässlich des Sieges über die Mauren machte der Ritterorden Évora 1166 zu seinem Sitz, nannte sich anfangs „Ritterorden Évora“ und umgab die Stadt mit einer Mauer, die bis heute weitgehend erhalten geblieben ist.
Der Hof in Évora wurde durch die Humanisten Garcia und André Resende, den Chronisten Duarte Galvão, den Theaterdichter Gil Vicente, den Bildhauer Nicolas Chanterene im 15. und 16. Jahrhundert zu einem Zentrum des portugiesischen Humanismus, der weit über die Stadtgrenzen hinaus austrahlte und nicht nur im spanischen Mittelalter und der beginnenden Neuzeit sich ausbreitete (wer mehr über Spanien wissen möchte, folgt bitte diesem Link).

Igreja de São Franciscos - Evora - Alentejo - Portugal

Lange bevor die Mauren kamen, war Évora eine römische Siedlung. Aus römischer Zeit stammen der Diana-Tempel, dessen Überreste man abends von Lichtern beleuchtet touristen-geeignet bestaunen kann.  Auch die Burg sowie der Aquädukt „Aqueduto de Água de Prata“ sind römische Hinterlassenschaften und zeugen von der Vergänglichkeit kolonialer Besatzungsmacht.

Der Bau der ursprünglich zum örtlichen Franziskanerkloster gehörenden Kirche São Francisco wurde 1383 begonnen und 1425 vollendet. Das wohl markanteste Kennzeichen auf der Stirnseite des Gotteshauses ist der Portikus, dessen Bögen verschiedene Baustile aufweisen und ein typisches Beispiel für die Verbindung von gotischem und maurischem Sti ist. Über dem manuelinischen Portal prangen die Symbole der beiden Könige João II. und Manuel I., die die Kirche erbauen ließen: der Pelikan und die Armillarsphäre.

Igreja de São Franciscos - Evora - Alentejo - Portugal

Den ungewöhnlichen, weil einschiffigen Innenraum überspannt das höchste Kreuzrippengewölbe, das die gotische Baukunst in Portugal hervorgebracht hat. Alle zwölf Seitenkapellen schmücken barocke Holzschnitzereien. Im Chorraum aus dem beginnenden 16. Jahrhundert sind bedeutende Renaissanceelemente erhalten wie beispielsweise die Apsiden. Unbedingt anschauen sollte man sich die Kapelle des Tertiarierordens in einem der Arme des Querschiffes, die mit Steinmetzarbeiten, Holzschnitzereien und Fliesen geschmückt ist und ein harmonisches Gesamtbild abgibt.

Capela dos Ossos - Evora - Alentejo - PortugalVom Kircheninnern gelangt man auch in die außergewöhnliche “Capela dos Ossos”, die unter spanischer Herrschaft (17. Jahrhundert) errichtet wurde. Die Pfeiler und Wände des Beinhauses sind vollständig mit Knochen verkleidet. Ebenfalls sehenswert ist das Portal aus der Spätrenaissance; die Säulenkapitelle wurden so gestaltet, dass sie eine Vorder- und eine Rückseite haben, d.h., der Betrachter sieht je nach Blickwinkel (beim Hinein- oder Hinausgehen) unterschiedliche Ornamente. ( Siehe auch Visit Portugal.
Die etwa 4 mal 6 Meter große Kapelle wurde mit den Gebeinen von mehr als 1000 Mönchen aus dem Karmeliterorden gebaut und 1816 eingeweiht. Sie befindet sich innerhalb des Klostergartens der Kirche und besteht u. a. aus 1245 Schädeln.

Über ihrem Eingang ist die Inschrift zu lesen: „Pára aqui a considerar que a este estado hás-de chegar“, was in etwa bedeutet: Halte einen Moment inne, und bedenke, dass Du diesen Zustand erreichen wirst – carpe diem – memento mori.

Evora - Alentejo - Portugal

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